Wenn sich alles zum Guten wendet Sozialdienst und Wolfgang-Overath-Fonds helfen in Notlagen

Siegburg. · Der katholische Sozialdienst SKM und der Wolfgang-Overath-Fonds helfen seit 25 Jahren Menschen in Notlagen.

 Unterstützung für Menschen, die nicht auf der Sonnenseite leben (v.l.): Wolfgang Overath, Monika Bähr, Bjarne, Bert Becker, Heinz-Gerd Wiemar und Werner Christmann ziehen gemeinsam an einem Strang.

Unterstützung für Menschen, die nicht auf der Sonnenseite leben (v.l.): Wolfgang Overath, Monika Bähr, Bjarne, Bert Becker, Heinz-Gerd Wiemar und Werner Christmann ziehen gemeinsam an einem Strang.

Foto: Alina Pütz

Seit nunmehr 25 Jahren helfen sie Bedürftigen: Der katholische Sozialdienst SKM Rhein-Sieg und der Wolfgang-Overath-Fonds unterstützen Kinder mit schulischer Ausstattung, helfen, Wohnungslosigkeit abzuwenden, greifen bei Miet- und Energierückständen unter die Arme, bieten Hilfe zur Resozialisierung und unterstützen die allgemeine Sozialberatung.

Eine der Personen, denen sie geholfen haben, ist Bjarne. Er erzählte bei einer Pressekonferenz seine Geschichte: Der 30-Jährige zog vor dreieinhalb Jahren für die Liebe von Norddeutschland ins Rheinland, nachdem seine Mutter zwei Jahre zuvor gestorben war. Er lernte seine Freundin bei einem Seminar zur Trauerbewältigung kennen und zog mit ihr zusammen, bevor ein halbes Jahr später ihr gemeinsamer Sohn zur Welt kam. Ohne Einkommen lebten beide von seinem Erbe in einer Wohnung, die den Eltern der Freundin gehört. Es kam immer häufiger zum Streit, bis Bjarne schließlich unter Androhung der Polizei aus der Wohnung flog. Er kam immer wieder bei Verwandten unter, bis er im Frühsommer 2017 auf der Straße landete.

Drei Nächte verbrachte er im Freien, mit nichts außer seinem Auto, einer durchgelegenen Matratze, einem Kissen und einer Decke. „Zum Glück war es schon relativ warm“, berichtete der 30-Jährige. Mit einem traurigen Lächeln erzählte er, dass er während dieser Zeit zwei Ängste hatte: „Zum einen, von Mücken gestochen zu werden, und zum anderen, dass die Polizei mich verscheucht.“ Vor Überfällen fürchtete er sich nicht: „Ich hatte ja nichts außer meinem Auto und mir selbst.“

Beim Jobcenter kam der nächste Tiefschlag: Ohne eine feste Adresse, an die Post gesendet werden kann, war er nicht zu vermitteln. Doch dann wendete sich alles zum Guten: Bjarne wurde zum SKM geschickt, der ein letztes Bett im Altbau des Don-Bosco-Hauses in Siegburg für ihn frei hatte. „Es war ein altes Feldbett, aber es war besser als nichts“, sagt Bjarne. Zwei Monate später half er beim Einrichten des Neubaus mit und zog im August auch dorthin.

Seit April 2018 lebt er mit einer neuen Freundin in einer eigenen Wohnung. Mittlerweile arbeitet er als selbstständiger Fahrer für einen Tiefkühl-Heimservice und kümmert sich um etwa 630 Kunden im Rhein-Sieg-Kreis. Er ist dankbar: „Ich dachte nie, dass es den einen Job für eine Person geben kann, aber jetzt weiß ich es. Wenn ich von Herzen freundlich bin, komme ich weiter.“

Ex-Fußballweltmeister Wolfgang Overath ist auch mit seinem Herzen dabei und unterstützt den SKM. Jährlich wendet er sich an alte Freunde, Arbeitskollegen und Bekannte und ruft zum Spenden auf. Insgesamt sind auf diese Weise schon 1,5 Millionen Euro zusammengekommen. Er achtet nach eigener Angabe akribisch darauf, dass jeder Cent bei den Bedürftigen ankommt. Nichts darf für Werbung oder Verwaltungskosten verwendet werden.

Am vierten Adventssonntag laden Overath und der SKM wieder Spender und Betreute zur gemeinsamen Weihnachtsfeier ein und verteilen Geschenke an die, die sich keine Bescherung leisten können. Overath ist noch nicht zufrieden: „Man müsste noch viel mehr den Menschen helfen, die nicht auf der Sonnenseite leben.“ In 25 Jahren hat sich das Klientel des SKM verändert. „Die Menschen, denen wir helfen, sind viel jünger geworden“, berichtet Overath. Diese Entwicklung sei schockierend, biete aber auch Potenzial: Wenn Menschen im Alter auf der Straße landeten, hätten sie meistens mit dem Leben abgeschlossen, so Overath. „Junge Menschen dagegen wollen etwas ändern und haben noch Berufsperspektiven.“

Bjarne weiß dank SKM jetzt, worauf es ankommt: Man muss auf sich selbst achten und sich nicht mit anderen vergleichen.

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