Verwilderte Katzen im Rhein-Sieg-Kreis Kastrationspflicht für Katzen umstritten

Rhein-Sieg-Kreis · Sie streunen über die Straße und gehören niemandem: Geschätzt 10.000 verwilderte Katzen leben laut Tierschutzvereinen im Rhein-Sieg-Kreis. Tendenz steigend: Denn die Tiere vermehren sich innerhalb kürzester Zeit weiter – oftmals paaren sie sich mit Hauskatzen, die ins Freie dürfen.

Deshalb fordern Katzenschutzverbände seit Langem eine Kastrationspflicht für Freigängertiere. Dafür setzt sich auch Gabi Aubele von der Arbeitsgemeinschaft Tier und Wir aus Königswinter ein. „Damit hätten wir als Verein die Möglichkeit, die Zahl der Streunerkatzen in den Griff zu bekommen“, sagt sie. Sie ist deshalb froh, dass die Diskussion über die Kastrationspflicht neu entbrannt ist.

Wie berichtet, hatte die Kreistagsgruppe von Linken, FUW und Piraten Ende Januar im Umweltausschuss eine Katzenschutzverordnung gefordert. Der Hintergrund: Seit 2015 dürfen Kreise Verordnungen nach dem Tierschutzgesetz (Paragraf 13b) zum Schutz freilaufender Katzen erlassen. Alternativ können die Städte und Gemeinden eine Kastrationspflicht einführen – per ordnungsbehördlicher Verordnung.

Das Gremium beschloss daraufhin: Gemeinsam mit den Kommunen und Tierschutzvereinen Lösungen zu suchen, um die Population an verwilderten Katzen einzudämmen. Denn die Mitglieder bevorzugten, dass die Zuständigkeit bei den Kommunen liegt.

Verwilderte Katzen in Swisttal

Als Beispiel könnte dabei Swisttal dienen; die Gemeinde hat 2013 die Kastrationspflicht eingeführt. Wer seine Freigängerkatze dort nicht kastrieren und registrieren lässt, muss mit einem Bußgeld rechnen. Für Sprecher Bernd Kreuer hat sich das ausgezahlt. „Wir haben auf jeden Fall weniger Fundtiere“, sagt er. Höhere Kosten habe die Gemeinde nicht, auch zusätzliches Personal sei nicht nötig.

Viele Kommunen halten eine Kastrationspflicht dagegen für unnötig. In Bad Honnef, Bornheim, Rheinbach und Hennef drehte das Thema bereits Schleifen durch die Gremien. Die Politiker lehnten die Anträge überall ab. Bei einer Abfrage in Siegburg, Sankt Augustin, Bad Honnef, Bornheim und Rheinbach ergibt sich aktuell ein ähnliches Bild: Die Städte sehen keine Probleme mit wilden Katzen und keinerlei Handlungsbedarf. Gespräche mit dem Kreis hat es noch nicht gegeben.

Laut Richard Thomas, Leiter des Bad Honnefer Ordnungsamts, ist aber der Kreis für den Tierschutz zuständig. „Wenn überhaupt sollte eine entsprechende Kreisverordnung erlassen werden“, so Thomas. Die Bornheimer Ordnungsbehörde betrachtet einen städtischen Erlass sogar mit Sorge, „weil die darin geregelten Tatbestände einerseits nicht zu kontrollieren sind, da es ja anders als bei Hunden keine Anmeldepflicht für Katzen gibt und selbst dann solche Katzen ja gerade nicht angemeldet würden“.

Unterscheidung zwischen Hauskatzen und verwilderten Tieren kompliziert

Zudem seien Hauskatzen nur schwer von wilden Katzen zu unterscheiden, sagt Eva Stocksiefen, Sprecherin der Stadt Sankt Augustin.

Gabi Aubele versteht diese Argumente nicht. „Es gibt im Kreis mindestens vier Vereine, die sich nur um Katzen kümmern. Die hätten sich nicht gegründet, wenn es das Problem nicht gäbe“, sagt sie. Denn Katzen seien keine Wildtiere. Sie könnten sich nicht selbst versorgen und seien nicht auf die kalten Winter vorbereitet.

Hinzu komme, dass wildlebende Katzen häufig krank seien. Zum Thema Kontrollen sagt sie: „Das ist nicht unser Bestreben. Wichtig ist, dass wir als Tierschützer eine Handhabe gegenüber beratungsresistenten Haltern haben.“ Deshalb hofft sie auf einen Kreiserlass. „Sonst müssen die Tierschützer in jeder Kommune vorstellig werden.“

Eine Kreisverordnung wünscht sich auch Ralf Snyders, Vorsitzender des Troisdorfer Tierheims. Allein dort werden jährlich bis zu 500 Fundkatzen kastriert. Snyders arbeitet deshalb derzeit mit den Katzenschutzvereinen an einer Karte, die die Populationen verwilderter Katzen zeigt. „Es wäre das schönste, wenn auf Kreisebene etwas passieren würde“, sagt er. „Wir geben die Hoffnung nicht auf.“

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