Im Museumscafé Siegburg Julia und Nito Torres bieten "Unerhört Sinnliches"

SIEGBURG · Die beiden in Siegburg lebenden Schauspieler Julia und Nito Torres glänzten im Zuge der Kulturreihe "Begegnung mit Österreich" bei einer szenischen Lesung aus Arthur Schnitzlers "Reigen" unter dem Titel "Komm, komm!" im Museumscafé - in jeweils fünf Rollen.

An einem Tisch sitzend, reichten ihnen einige wenige Requisiten aus, um die Wiener Gesellschaft von 1900 mit all ihrer Doppelmoral und ihren sexuellen Tabus lebendig werden zu lassen. Sie verkörperten vom Proletariat bis zur Aristokratie alle sozialen Schichten: von Dirne, Soldat und Stubenmädchen über junger Herr, Ehefrau, Ehemann und süßes Mädel bis zum Dichter, der Schauspielerin und dem Grafen, der am Schluss wieder mit der Dirne zusammentrifft und so den "Reigen" schließt.

Den zehn Personen, die sich in Schnitzlers Werk als Paare begegnen, gaben sie ein Gesicht und verstanden es brillant, die verschiedenen Charaktere authentisch rüber zu bringen. Mit überzeugender Gestik, Mimik und der wörtlichen Rede im Wiener Dialekt begeisterten die beiden, die am Mozarteum in Salzburg studiert haben, das Publikum.

Schnitzlers Protagonisten führen zehn Dialoge und jedes Mal findet das Paar dabei zu sexueller Vereinigung. Der Autor beschreibt den Geschlechtsverkehr selbst aber nicht. Wo Schnitzler ihn mit Gedankenstrichen andeutet, wurde an diesem Abend der Beatles Song "Girl" eingespielt.

Das Theaterstück hatte bei seiner Uraufführung 1920 einen der größten Theaterskandale des 20. Jahrhunderts ausgelöst. Nach dem sogenannten Reigen-Prozess verhängte Schnitzler selbst ein Aufführungsverbot, das bis 1982 in Kraft blieb.

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