Flüchtlinge im Rhein-Sieg-Kreis Integration in familiärer Umgebung

Rhein-Sieg-Kreis · Das Kreisjugendamt sucht weitere Gastfamilien für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge.

 Die Sozialarbeiterinnen Mechthild Klein (r.) und Milagros Lopez-Wetzels vom Malteser Hilfsdienst nehmen Flüchtlingskinder in Empfang.

Die Sozialarbeiterinnen Mechthild Klein (r.) und Milagros Lopez-Wetzels vom Malteser Hilfsdienst nehmen Flüchtlingskinder in Empfang.

Foto: dpa

113 minderjährige Flüchtlinge, die ohne Vormund oder volljährige Begleitung nach Deutschland kamen, beaufsichtigt derzeit das Kreisjugendamt des Rhein-Sieg-Kreises. Um den überwiegend männlichen Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren einen familiären Alltag und eine bessere Integration zu ermöglichen, suchen die beiden Außenstellen für die Gemeinden Much, Neunkirchen-Seelscheid und Ruppichteroth sowie Eitorf und Windeck nun nach Gastfamilien. Am Montagabend luden die Leiterinnen Ute Krämer-Bönisch und Gisela Gräf zum Informationsabend ins Kreishaus ein.

„Wir rekrutieren bereits seit November Gastfamilien für die unbegleiteten Jugendlichen“, berichtete Krämer-Bönisch. Nach den ersten vier Monaten kann das Kreisjugendamt durch seine Initiative erste Erfolge verzeichnen. In Much, Neunkirchen-Seelscheid und Ruppichteroth leben inzwischen neun unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in acht Gastfamilien. In Eitorf und Windeck nahmen bisher 15 Familien insgesamt 23 Jugendliche bei sich auf. Diejenigen, die nicht in einer Gastfamilie unterkommen, werden in eine Heimunterbringung vermittelt.

Die Außenstellen für den rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis haben sich bewusst für einen kurzen Vermittlungsweg entschieden, um die Jugendlichen so schnell wie möglich familiär unterbringen zu können. Hat eine Familie, ein Paar oder eine Einzelperson Interesse, Gastfamilie für einen oder mehrere geflohene Jugendliche zu werden, findet zunächst ein unverbindliches Gespräch in der entsprechenden Außenstelle des Kreisjugendamtes statt. Im nächsten Schritt machen Mitarbeiter des Jugendamtes einen Hausbesuch, begutachten die Lebensumstände sowie das Zimmer für den zukünftigen Mitbewohner. Ein erweitertes Führungszeugnis der Aufsichtspersonen ist darüber hinaus unabdingbar.

Für Rechtsangelegenheiten wie etwa das Asylverfahren erhalten die Jugendlichen einen amtlichen Vormund. Die Gasteltern, die rechtlich gesehen nichts anderes sind als Pflegeeltern, erhalten jedoch eine Vollmacht für die Belange des täglichen Lebens, wie etwa die Schulanmeldung. Das Kreisjugendamt hilft und vermittelt etwa den Kontakt zu einem Dolmetscher. Es bietet auch fachliche Begleitung sowie Kochkurse oder Infoabende zu Themen wie Asylrecht oder Trauma an. Gräf und Krämer-Bönisch hatten einige Gasteltern eingeladen, die aus ihrem neuen Alltag berichteten. Durchweg erzählten sie alle von freundlichen, höflichen, hilfsbereiten und dankbaren jungen Menschen, die sich problemlos in den Alltag der Gastfamilien einfügten. Kleinere kulturelle Konflikte habe es zwar anfangs gegeben, meinte Gastvater Uwe Rennecke aus Ruppichteroth. Allerdings hätten sie keinerlei Problem dargestellt und sich sehr schnell gelegt.

Ansprechpartnerin für Much, Neunkirchen-Seelscheid und Ruppichteroth ist Gisela Gräf, 0 22 47/92 15 55 20, für Eitorf und Windeck Ute Krämer-Bönisch, 0 22 43/84 43 52 30.

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