Kampf gegen Riesenbärenklau an Sieg und Agger Im Einsatz gegen die Herkulesstaude

RHEIN-SIEG-KREIS · Naturschützer sind ehrenamtlich in Eitorf aktiv und graben die hochgewachsenen und gefährlichen Pflanzen aus. Kreis erwartet Fördermittel und arbeitet an einem Konzept.

 Kampf gegen den Riesenbärenklau: An der Sieg graben die ehrenamtlichen Naturschützer aus Eitorf die großen Pflanzen aus.

Kampf gegen den Riesenbärenklau: An der Sieg graben die ehrenamtlichen Naturschützer aus Eitorf die großen Pflanzen aus.

Samstag, 9 Uhr, irgendwo an der Sieg in Eitorf. Acht Männer und Frauen haben sich Schutzkleidung, Handschuhe, Schutzbrillen und Gummistiefel übergezogen, greifen zu Spaten und graben Herkulesstaude für Herkulesstaude aus. Seit mehr als zwei Monaten bekämpfen sie die Neophyten jeden Samstag, da wo sie dürfen. Mit Erfolg. „Es ist fast alles weg“, sagt Ralph Lorenz, der die Naturschutzinitiative „KulturBiotopSiegtal“ vor zwei Jahren initiiert hat. Während der ehrenamtliche Einsatz gegen die hochgewachsenen und gefährlichen Pflanzen läuft, hat der Rhein-Sieg-Kreis seinen Kampf nun schon im dritten Jahr in Folge ausgesetzt. Aber, er arbeitet daran, dass er ihn im kommenden Jahr wieder aufnehmen kann.

Wie mehrfach berichtet, hat der Kreis die Bekämpfung der Herkulesstaude vor zwei Jahren eingestellt. Als Reaktion darauf, dass die Bezirksregierung Köln ihre Zuschüsse auf insgesamt sieben Jahre begrenzt hat. Vier davon sind aufgezehrt, damit blieben dem Kreis noch drei Jahre, um den Riesenbärenklau mit finanzieller Unterstützung des Landes nachhaltig von den Ufern entlang von Sieg und Agger zu verbannen. Das reicht nicht, sind sich Umweltpolitiker und Verwaltung einig – und ringen seither mit der Bezirksregierung um eine ausreichende Finanzierung.

Eine Lösung ist nun in Sicht. „Es wird ein Konzept zur Bekämpfung der Herkulesstaude erarbeitet“, sagt Katja Eschmann, Sprecherin des Rhein-Sieg-Kreises, auf Nachfrage. Als Arbeitsgrundlage für alle Akteure. Darauf hatten sich Kreis und Bezirksregierung in einem Gespräch im vergangenen Oktober geeinigt. Die Bezirksregierung hat nun Fördermittel für die Erstellung dieses Konzeptes zugesichert, ein externes Planungsbüro arbeitet daran. „Es geht darum festzustellen, wo genau die Herkulesstaude wächst, wem die betroffenen Grundstücke gehören, wer zuständig ist und wie eine Bekämpfung jeweils aussehen kann“, fasst Eschmann zusammen.

Das heißt, die Verantwortung soll künftig auf mehreren Schultern ruhen. Neben Kreis und Land seien das auch Ehrenamtliche. „Das Land kümmert sich dann um seine eigenen Flächen“, sagt Eschmann. Der Kreis ist zuständig für naturschutzfachlich bedeutsame Gebiete und soll die Herkulesstaude dort weiter professionell bekämpfen – und dafür unbegrenzt Fördermittel des Landes erhalten. Der Einsatz von Ehrenamtlichen solle unterstützt und koordiniert werden. Im Herbst soll das Konzept stehen, im Umweltausschuss im September beraten und auch beschlossen werden. „Dann könnte es im kommenden Jahr weitergehen“, so Eschmann.

Dass der Einsatz gegen den Riesenbärenklau grundsätzlich erfolgreich ist, haben die vergangenen Jahre gezeigt. 2009 hatte die Untere Landschaftsbehörde des Kreises der Herkulesstaude den Kampf angesagt. Mitarbeiter rückten vier Jahre lang aus, um die Pflanzen an den Ufern von Sieg und Agger vor Beginn ihrer Blüte Ende Juni zurückzuschneiden und zu entwurzeln. „Damit haben wir erste Erfolge erzielt“, berichtete Bernd Zimmermann, Leiter des Amtes für Natur- und Landschaftsschutz im Kreis, vor einem Jahr. Die Ausbreitung sei eingedämmt, teilweise seien die Pflanzen reduziert worden. Allein 2013 hat das 100.000 Euro gekostet. Davon hat das Land 75 Prozent gefördert.

Ralph Lorenz und seine Mitstreiter vom „KulturBiotopSiegtal“ haben sich des Problems 2014 aus eigenem Antrieb angenommen. „Wir hatten zunächst viel Verwaltungsarbeit zu erledigen“, sagt Lorenz. Im vergangenen Jahr waren sie dann unterstützt durch die Kommune Eitorf aktiv geworden, hatten sich aber über mangelnde Unterstützung durch den Kreis beklagt (der GA berichtete). Nun im zweiten Jahr, sei vieles einfacher, so Lorenz. Viele Pflanzen sind bereits ausgegraben, bei einem Kontrollgang am Wochenende haben er und seine Mitstreiter nachgewachsene, kleine Pflanzen entfernt. „Eigentlich ist die Beseitigung von invasiven Neophyten Aufgabe der Naturschutzbehörden, ich wundere mich, dass sie ihrer Pflicht nicht nachkommen“, sagt Lorenz. Ungeachtet dessen wollen er und seine Mitstreiter ihren ehrenamtlichen Kampf fortsetzen – und auch über das Eitorfer Gebiet hinaus ausweiten. Interesse besteht etwa in Siegburg und Windeck.

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