Doppeljahrgang Hochschule Bonn-Rhein-Sieg rüstet sich mit weiteren Hörsälen und E-Learning

SANKT AUGUSTIN · Die Neuen können kommen: Für die Hochschule Bonn-Rein-Sieg ist die doppelte Anzahl an Schulabgängern kein Grund, nervös zu werden. "Wir sind vorbereitet", sagt Pressesprecherin Eva Tritschler.

 Schlange stehen, um zu lernen? Die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg wappnet sich für steigende Studentenzahlen.

Schlange stehen, um zu lernen? Die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg wappnet sich für steigende Studentenzahlen.

Foto: HOLGER ARNDT

Der doppelte Abiturjahrgang in Nordrhein-Westfalen steht in den Startlöchern für das Wintersemester an den Hochschulen. Bilder von hoffnungslos überfüllten Hörsälen und langen Warteschlangen drängen sich auf. Für die Hochschule Bonn-Rein-Sieg ist die doppelte Anzahl an Schulabgängern jedoch kein Grund, nervös zu werden. "Wir sind vorbereitet und rechnen mit ebenso vielen Studienanfängern wie vor einem Jahr", sagt Pressesprecherin Eva Tritschler.

Letzte Bauarbeiten werden jetzt erledigt und dann können die Neuen kommen. Die Bewerbungsfrist für Studienanfänger endete am 15. Juli. 7784 Schulabgänger haben sich an der Hochschule beworben, im vergangenen Jahr waren es 5081 Bewerber. Einen Studienplatz werden 1624 Erstsemester bekommen - das sind genau so viele wie 2012. Der örtliche Numerus Clausus reicht von einem Notenschnitt von 1,5 für Wirtschaftspsychologie bis hin zu 3,0 für Informatik und Elektrotechnik.

Trotz des Bewerberanstiegs nimmt die Hochschule die gleiche Zahl an Bewerbern an wie im vergangenen Jahr. "Wir haben im letzten Jahr schon mehr Studenten aufgenommen als wir mussten, deshalb können wir nicht noch mal erhöhen", erläutert Tritschler. Sie gehe davon aus, dass die Grenze von 7000 Studenten im Wintersemester erstmals überschritten wird. Aktuell studieren 6600 junge Menschen an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.

Bereits seit etwa drei Jahren planen die Verantwortlichen mit steigenden Studentenzahlen, die es auch in der Vergangenheit jedes Jahr an der Hochschule gab. Während zunächst von rapide steigenden Zahlen mit einem genauso starken Abfall in den Folgejahren die Rede gewesen sei, gehe man derzeit von etwas moderateren Anstiegen aus, die sich jedoch in den nächsten Jahren auf einem relativ hohen Niveau halten sollen, verweist Tritschler auf Prognosen zum Doppeljahrgang.

Um den Anstieg zu bewältigen, werden derzeit in Sankt Augustin zwei Seminarräume mit bisher 60 Sitzen zu kleinen Hörsälen mit je 150 Plätzen umgebaut. Zusätzlich werden auch im Hörsaalzentrum noch zwei neue Räume mit 160 und 210 Plätzen angebaut. Statt derzeit sechs wird es dann acht Hörsäle geben. Hinzu kommen vier Räume mit aufsteigendem Gestühl in den Fachbereichen. Diese Umbauten kosten rund eine Million Euro, schätzt die Pressesprecherin und sie werden aus dem laufenden Etat finanziert.

Am Standort Rheinbach wurde bereits im vergangenen Jahr eine Werkstoffhalle umgebaut. Dort sind zwei Seminarräume und zwei Hörsäle entstanden. Auch die Arbeitsmöglichkeiten vor Ort wurden in der Hochschule weiter verbessert. So gibt es "offene Kommunikationszonen mit PC-Arbeitsplätzen". Überall ist der Internetzugang über W-LAN möglich, und in der Bibliothek gibt es schallisolierte Stillarbeitsplätze. E-Learning ist ebenfalls ein Thema. Die Studenten haben so die Möglichkeit, auch von zu Hause aus auf Aufgaben zugreifen zu können.

"All diese Maßnahmen entzerren und deshalb rechnen wir nicht damit, dass wir in Engpässe reinlaufen", sagt Tritschler. In den vergangenen zwei Jahren habe sich die Zahl der Professuren an der Hochschule um 30 Prozent auf 140 erhöht. Auch 50 neue Lehrbeauftragte wurden eingestellt. Zudem gibt es an der Hochschule vorgezogene Professuren, die es erlauben, eine Stelle schon fünf Jahre vor dem Ruhestand des Vorgängers doppelt zu besetzen. Neu für die Fachhochschule ist - wie für die übrigen Hochschulen im Land auch - der Umgang mit dem jüngeren Jahrgang. Auch 17-Jährige werden sich immatrikulieren. Das geht im Beisein der Eltern. Für sie wurden eigens Beratungsangebote gemacht, auch bei der Wohnungssuche sollten bei Minderjährigen die Eltern dabei sein.

Deutlich mehr Platz gibt es dann voraussichtlich ab 2016. Dann soll der Erweiterungsbau auf dem alten Sportplatz in Sankt Augustin fertiggestellt sein. 5400 zusätzliche Quadratmeter für rund 34 Millionen Euro werden dann an der Hochschule entstehen. Derzeit wartet man auf die Genehmigung, um im nächsten Jahr mit dem Bau beginnen zu können.

Die Hochschule

Die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg wurde 1995 gegründet. Vier Jahre später zog sie in die beiden neuen Standorte in Sankt Augustin und Rheinbach ein. Was mit 50 Studierenden begann, hat sich rasant entwickelt. Derzeit studieren 6600 junge Menschen an den beiden Standorten. Sie werden von 144 Professoren und 191 wissenschaftlichen Mitarbeitern betreut. Der Etat der Hochschule für 2012 betrug rund 55 Millionen Euro. Davon kamen ungefähr 13,5 Millionen Euro aus den Hochschulpakten I und II, die eigens für die steigenden Studenten-Zahlen von Bund und Land aufgelegt wurden. Um den Studienanfängern den Übergang von der Schule in den wissenschaftlichen Betrieb zu erleichtern, beteiligt sich die Hochschule an dem Projekt "Pro-MINT-us". Damit die Zimmersuche nicht zum Albtraum wird, unterstützt die Hochschule auch hier über das Portal "Zimmer-frei" im Netz.

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