Zoff im Tierheim Troisdorf Heftiger Streit um Tierheimleitung

Rhein-Sieg-Kreis · Mitarbeiter des Troisdorfer Tierheims sprechen von einem drastisch verschlechtertem Arbeitsklima, seitdem die Tierheimleiterin im April übernommen hat. Der Vorstand prüft, ein Mediationsverfahren einzusetzen, um die Atmosphäre zu verbessern.

 400 000 Euro zahlen die beteiligten Kreiskommunen an den Tierschutzverein, der das Tierheim Troisdorf betreibt.

400 000 Euro zahlen die beteiligten Kreiskommunen an den Tierschutzverein, der das Tierheim Troisdorf betreibt.

Foto: Ingo Eisner

Mit der zwischenzeitlichen Ruhe im Tierheim Troisdorf ist es vorbei. Denn die Atmosphäre ist vergiftet in dem Haus, das in der Vergangenheit immer wieder in den Schlagzeilen war – unter anderem wegen des Umgangs mit beschlagnahmten Hundewelpen aus Ungarn.

In einem Dokument, das dem GA vorliegt, schreiben 20 Mitarbeiter inklusive des Betriebsrates von einer drastischen Verschlechterung des Betriebsklimas, seit die Tierheimleiterin im April übernommen habe. Das Schreiben ging an den Beirat für kommunale Beteiligung. Darin heißt es: „Wie Sie alle wissen, haben wir hier schon viel miterlebt, aber solche Zustände gab es noch NIE.“

Im Beirat sitzen laut Kreissprecherin Rita Lorenz fünf Vertreter des Tierschutzvereins, drei der Städte und Gemeinden sowie zwei Vertreter des Rhein-Sieg-Kreises. Der Verein namens „Tierschutz für den Rhein-Sieg-Kreis“ als Betreiber des Tierheims erhält laut Lorenz jährlich 400 000 Euro von den Kommunen.

Von den 19 Kreiskommunen sind fünf nicht dabei: Much, Neunkirchen-Seelscheid, Windeck, Wachtberg und Swisttal. Der Vereinsvorstand um den Vorsitzenden und Sprecher Ralf Snyders teilte schriftlich zum Arbeitsklima mit: „Es ist Schwankungen unterworfen. Eine Momentaufnahme würde dem deshalb nicht gerecht werden.“

Widersprüchliche Aussagen erschweren das Klima

Mittlerweile wehrt sich der Betriebsrat. Die Vorsitzende Roswitha Weißflog sagte dem GA: „Wir werden als Betriebsrat ständig übergangen und nicht in personelle Entscheidung einbezogen, obwohl wir ein Mitspracherecht haben.“ Der Vorstand teilte mit: „Falls der Arbeitgeber den Betriebsrat bei der Umsetzung einer personellen Einzelmaßnahme nicht ordnungsgemäß beteiligt hat, wäre dies ein bedauerliches Versehen. Diese Fragestellung ist jedoch Gegenstand einer gerichtlichen Klärung.“ Tatsächlich steht am Dienstag vor dem Arbeitsgericht Siegburg ein Gütetermin an.

Bei der Personalentscheidung geht es laut Weißflog um die frühere leitende Tierpflegerin Katharina Kühle. In einer E-Mail vom 14. Juli an Snyders schreibt die Tierheimleiterin: „Kk muss entfernt werden.“ Dabei handelt es sich nach GA-Informationen um Kühle, die auch im Betriebsrat sitzt. Als Gründe für ihre Forderung nennt die Leiterin unter anderem, dass „KK“ Interna und Unwahrheiten trotz Verschwiegenheitsklausel gegenüber dritten Personen geäußert habe. Kühle sagte: „Ich habe keine Interna verraten.“

3/5-Mehrheit für die Tierheimleiterin

Die Leiterin selbst ist laut Snyders in Urlaub, auf GA-Anfragen reagierte sie nicht. Der Vorstand schreibt zu dem „Entfernen“-Zitat: „Damit hat sie ihre persönliche Meinung geäußert, wobei das Zitat aus dem Zusammenhang gerissen einen verzerrten Eindruck hinterlässt.“ Zur Position der früheren leitenden Tierpflegerin schreibt das Gremium: „Durch Einführung einer Vollzeit-THL (Tierheimleitung, Anmerkung der Redaktion) wurde die Funktion einer leitenden Tierpflege obsolet und deshalb wieder abgeschafft. Die leitende Tierpflege war im Übrigen nie eine 'Stelle', sondern nur eine zusätzliche Funktion einer Tierpflegerstelle.“

Die Tierheimleiterin ist erst seit 1. April im Amt, aber heftig umstritten – nach GA-Informationen auch im fünfköpfigen Vorstand. Zwei der fünf Mitglieder sollen sich für eine Kündigung zum Ende der Probezeit Ende September aussprechen, drei nicht. Auf Anfrage teilte der Vorstand mit: „Die Mehrheit des Vorstandes möchte Frau ... weiterbeschäftigen.“ Der Beirat für kommunale Beteiligung hingegen soll eine Trennung empfohlen haben. Dazu wollte sich Lorenz nicht äußern, erklärte aber, dass die Empfehlungen nicht bindend sind.

Ein Mediationsverfahren scheint zum Scheitern verurteilt

Laut internen Dokumenten, die dem GA vorliegen, gibt es im Tierheim wohl zwei Lager. Zum einen sprechen sich 29 Ehrenamtliche und drei Tierheim-Mitarbeiter für die neue Leiterin aus, sie schreiben am 21. August – unter anderem an Kreisveterinär Hanns van den Driesch – von „fachlicher Kompetenz“, und dass sie seit Jahren existierende Missstände aufdecke.

Damit bedrohe sie die „bislang etablierte Komfortzone“ bestimmter Mitarbeiter. Aber Teile eben jener fest angestellten Mitarbeiter werfen der Leiterin fachliche Mängel vor, zumal sie zum Dienstantritt nicht über die ausreichende Qualifikation verfügte. Der Vorstand schreibt: „Die Erlaubnis nach Tierschutzgesetz §11 (1) 5 sollte nachträglich erbracht werden, was bereits im Mai 2016 geschehen ist.“ Ein Beteiligter lobt sie als gute Tierschützerin, kritisiert aber ihre hohen Ausgaben.

Der Vorstand prüft nun ein Mediationsverfahren, um die Atmosphäre zu verbessern. Doch die 20 Mitarbeiter schreiben: „Für eine gütliche Einigung, insbesondere für eine Mediation durch Externe, sehen die Unterzeichner nun keine Chance mehr.“

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