Rockband und Musikkorps Heavy Metal trifft Militärmusik in Elspe

Siegburg · Es ist eine ungewöhnliche Beziehung: Das Musikkorps der Bundeswehr und die Heavy-Metal-Band U.D.O. schlagen gemeinsam harte Töne an. Vor drei Jahren taten sie sich für einen Auftritt beim Heavy-Metal-Festival Wacken Open Air erstmals zusammen.

 Professionelle Technik: Am Mischpult werden die Klänge des Musikkorps und der Rockband ausgesteuert.

Professionelle Technik: Am Mischpult werden die Klänge des Musikkorps und der Rockband ausgesteuert.

Foto: Meike Böschemeyer

Akkordeon neben E-Gitarre, Verstärker zur Linken und Rechten des Proberaums, Musiker in Jeans und T-Shirt zwischen Uniformierten. Es ist unverkennbar, das ist keine gewöhnliche Probe. Wie schon vor drei Jahren stehen das in der Siegburger Brückberg-Kaserne stationierte Musikkorps der Bundeswehr und die Heavy-Metal-Band U.D.O. gemeinsam im Proberaum. Auf ein Zeichen von Oberstleutnant Christoph Scheibling füllen sie den Raum mit Musik – und schlagen harte Töne an. Drei Tage bereiten sie sich in Siegburg auf ihren zweiten gemeinsamen Auftritt nach Wacken vor. Am Freitag spielen die 75 Musiker des Musikkorps und U.D.O. bei der Military Metal Night in Elspe.

Lange war es für U.D.O.-Kopf Udo Dirkschneider nur ein Traum, doch 2015 ist der für ihn wahr geworden: Ein gemeinsamer Auftritt mit dem Musikkorps der Bundeswehr. Heavy Metal traf Militärmusik, und das beim Heavy-Metal-Festival Wacken Open Air vor 50 000 Zuschauern. Eine Symbiose, die auch Oberstleutnant Christoph Scheibling nachhaltig beeindruckt hat. Und ein Augenblick, der bis heute nachwirkt. „Das passt einfach zusammen“, sagt Dirkschneider, der U.D.O. 1987 nach der Trennung von der Band Accept gegründet hat. „Es sind sehr schöne Arrangements“, bestätigt Scheibling, für den die Zusammenarbeit mit U.D.O. die erste Berührung mit Heavy Metal war. „Über den Auftritt in Wacken und die Proben habe ich von Innen heraus Zugang zu der Musik erhalten“, so der Leiter des Musikkorps.

Dass mit dem Auftritt in Wacken nicht Schluss ist, war für Dirkschneider wie Scheibling sicher, eine Wiederholung der gemeinsame Wunsch. „Es war nicht einfach, einen gemeinsamen Termin zu finden“, sagt Dirkschneider. 300 Auftritte habe er mit seiner Band in den vergangenen drei Jahren absolviert. Das zusammen mit den bis zu 160 Einsätzen, die das Musikkorps pro Jahr hat, habe das Zeitfenster eingegrenzt. „Und wir brauchten einen passenden Veranstalter“, ergänzt der 66-Jährige. Der ist gefunden – am Freitag geht es mit dem „Wacken“-Programm auf die Freilichtbühne in Elspe: U.D.O.-Stücke neu arrangiert für ein sinfonisches Blasorchester.

Zweiter Auftritt keine Option

Ein zweiter Auftritt in Wacken war keine Option. „Das ist eine einmalige Sache gewesen“, sagt Oberstleutnant Ulrich Fonrobert, Pressestabsoffizier bei der Streitkräftebasis der Bundeswehr in Bonn. Vor drei Jahren hat der erklärte Heavy-Metal-Fan in Wacken mit auf der Bühne gestanden. Jetzt fiebert er dem Auftritt im Sauerland entgegen. Schon bei der Probe in Siegburg kann er kaum still stehen. Agnes Lipka wippt ebenfalls mit, spreizt die Finger zum typischen Metal-Gruß. „I rocked Wacken 2015 with U.D.O.“ steht auf dem Rücken ihres Shirts. Die Kölner Sopranistin wartet auf ihren Einsatz. Wie in Wacken steht sie auch in Elspe mit auf der Bühne. Sie singt im von Stabsfeldwebel Guido Rennert komponierten Stück „Love is black“ Puccini-Arien, Musiker des Musikkorps schlagen dazu japanische Taiko-Trommeln.

Dort, wo sonst die Karl-May-Festspiele zu sehen sind, darf auch am Freitag Winnetou nicht fehlen. Zumindest musikalisch. „Es gibt zwischen den U.D.O.-Stücken einen Teil, den nur wir gestalten“, sagt Christoph Scheibling. Udo Dirkschneider und seine Band haben dann Pause. Auch in Siegburg. Die nutzen sie für ein Interview im Schatten vor dem Proberaum. Aber nur kurz, dann nehmen die Metaller wieder ihre Positionen ein. Scheibling gibt ein Zeichen, und es erklingt eine Melodie, die an das russische Kalinka erinnert. Akkordeon neben E-Gitarre, ein nur scheinbarer Widerspruch, der definitiv passt – und in U.D.O.s Hit „Trainride to Russia“ gipfelt.

Da sind zwei Musikrichtungen zusammengewachsen. Eine Verbindung, die bleibt, versichern Dirkschneider und Scheibling. Auch, wenn der U.D.O.-Frontmann zu Hause keine Militärmusik hört. Klassik aber schon, wie er verrät, vor allem einen: „Wagner ist Heavy Metal der Klassik.“

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