Musik von "Kappendraht" Handgemacht, schnörkellos und ehrlich

SIEGBURG · Musik von "Kappendraht" aus Siegburg hat auch nach 36 Jahren nichts von ihrer Power verloren. Am Mittwoch spielt die Band auf der Siegbühne. "Wenn ich schlechte Musik höre, springt mir der Draht aus der Kapp'." Dieser Satz eines Musikkollegen lieferte Harald Becker sowie Werner und Heinz Dobersalske den Namen für ihre Band, die sie 1977 gründeten: Kappendraht. In den 60er Jahren hatten die drei bereits in diversen Formationen Beatmusik gespielt, die sie wieder aufleben lassen wollten.

 Kappendraht-Gründungsmitglied Harald Becker.

Kappendraht-Gründungsmitglied Harald Becker.

Foto: Paul Kieras

Becker erinnert sich an die Zeit, als sie vom Tonband Stücke abhörten, um die Texte und Akkorde aufzuschreiben.

"Heute holt man sich die bequem aus dem Internet", weiß der Sänger und Gitarrist. Fehler seien ihnen beim Abhören nie unterlaufen, schon gar keine in dem Ausmaß wie bei den schon legendären "Verhörern" "Agathe Bauer" statt "I've got the power" oder "Anneliese Braun" anstelle von "All the leaves are brown", amüsiert sich der mittlerweile 64-Jährige. Ihr eigener Namen wurde dagegen schon einmal zu "Knappendraht" oder bei einem Fest auf der Bonner Museumsmeile zu "Klappendraht", wie sie der damalige Umweltminister Jürgen Trittin ankündigte.

Schnell eroberte die Band mit über die Jahre wechselnder Besetzung den gesamten Rhein-Sieg-Kreis und war von 1977 bis 2005 auf jedem Stadtfest in Siegburg zu hören. Anlässlich der Siegburger Oldie-Night 1990 kam wieder ein Teil der ursprünglichen Mitglieder zusammen, erstellte ein Oldie-Programm und nahm die CD "Volume One" auf, die zweite "Moments of Rock" folgte im Jahr 2000.

Die Frage, warum man die Coverversionen statt der Originale kaufen sollte, beantwortet Becker mit dem Hinweis, dass die Band bis heute jedes Stück auf ihre eigene Weise interpretiert und nicht 1:1 nachspielt. Konkurrenz war mit den "Panzerknackern" vorhanden, aus deren Schatten Kappendraht sich erst löste, als die den Spielbetrieb einstellten, wie er ehrlich zugibt. Man sah sich nie als Rivalen, kleine Sticheleien gab es trotzdem. So wie bei einem gemeinsamen Auftritt.

Die "Kollegen" begannen ihr Konzert mit dem Lied "The letter" in der Version von Joe Cocker, das sie selbst Minuten vorher zum Ende ihrer Show in der ursprünglichen Fassung von den "Box Tops" intoniert hatten. "Gegen die mit ihrem Bläserset konnten wir, lediglich mit Gitarren, natürlich nicht anstinken", stellt er ohne Vorwurf fest.

Unvergessen ist Kappendraht "unplugged". Zwischen 2001 und 2006 spielten die Musiker einmal im Jahr an jeweils zwei Tagen hintereinander ohne elektrische Verstärkung im stets ausverkauften Forum des Stadtmuseums. Ein Riesenerfolg waren immer die Gigs anlässlich der größten Oldie-Open-Air-Feten im gesamten Kreis in den ersten Jahren nach der Jahrtausendwende. Bis zu 1000 Fans pilgerten zu den Siegwiesen zwischen Alpenhaus und Bootshaus.

Dort fand 2007 auch das Jubiläumskonzert zum 30-jährigen Bandbestehen statt. 2011 traten die Musiker noch einmal unplugged im Museum auf, natürlich war auch diese Veranstaltung restlos ausverkauft. Wo sie am meisten Spaß hatten, umschreibt Becker so: " Der Markt war unser Vorgarten, das Alpenhaus der Garten und das Museum unser Wohnzimmer." Zum Auftakt des Sommerprogramms 2013 "im Garten" verspricht Becker jetzt wieder einen rockigen Sound.

Info: Kappendraht spielt am Mittwoch, 29. Mai, ab 19.30 Uhr auf der Siegbühne am Alpenhaus. Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort