Phrix-Gelände Häuser als Lärmschutz

SIEGBURG · Was zwischenzeitlich unmöglich erschien, soll nun doch Wirklichkeit werden: Am südwestlichen Rand des Siegburger Gewerbegebiets "Am Turm" sollen elf Einfamilienhäuser, neun Wohnungen sowie Büroflächen entstehen - als "gebauter Schallschutzriegel" zwischen Gewerbe und der Wohnbebauung entlang des Mühlengrabens.

 Am Rand des Gewerbegebiets "Am Turm" sollen ab 2016 Häuser und Wohnungen vermietet werden.

Am Rand des Gewerbegebiets "Am Turm" sollen ab 2016 Häuser und Wohnungen vermietet werden.

Foto: Arndt

Der Planungsausschuss beschloss einstimmig, den entsprechenden Bebauungsplan aufzustellen. Damit wäre dann auch der letzte Teil des früheren Phrix-Geländes bebaut.

"Seit 1998 bohre ich dieses dicke Brett, jetzt scheint es endlich geklappt zu haben", sagt Antragsteller Hannspaul Egge, dem das Gelände gehört und der dort auch das "Turm-Center" betreibt. Jahrelang hatte der Kölner Unternehmer sich immer wieder mit der Stadt Siegburg gestritten, wobei er nun betont, dass die "Ursprungsidee", nämlich die Wohnbebauung gleichsam als Lärmschutz zu konzipieren, aus der Planungsabteilung der Verwaltung komme.

Politik und Stadt hatten noch im vergangenen Jahr betont, eine vorwiegende Wohnbebauung sei in dem Gebiet nicht erwünscht. Stattdessen solle "stilles Gewerbe" bevorzugt werden. So hatte Bürgermeister Franz Huhn argumentiert, dass der Lärm des dortigen Baumarktes für Anwohner nicht akzeptabel sei.

Das Problem soll nun dadurch behoben werden, dass die Wohn- und Schlafzimmer der neu entstehenden Häuser und Wohnungen zum Mühlengraben hin ausgerichtet werden. Die dem Gewerbegebiet zugewandten Räume sollen etwa als Bäder, Küche oder Flur genutzt werden.

Vorgesehen ist laut Planung ein winkelförmiger, dreigeschossiger Baukörper, der nach Südwesten geöffnet ist und über eine Tiefgarage verfügt. In dem Gebäude sollen elf Stadthäuser in Reihe liegen. Zudem soll neun barrierefreie Wohnungen entstehen, die über Laubengänge erschlossen werden. Zwischen den beiden Flügeln sind Büros vorgesehen. Angebunden werden soll das Wohngebiet über das private Erschließungssystem des ehemaligen Phrix-Geländes.

Mit der frühzeitigen Beteiligung der Bürger solle nun begonnen werden, sagte Hannspaul Egge dem General-Anzeiger. Egge will - einen positiven Ratsbeschluss vorausgesetzt - im Herbst mit dem Bau beginnen und ab Sommer 2016 Häuser und Wohnungen selbst vermieten.

Die Nachbarschaft am Mühlengraben begrüße die Wohnbebauung inzwischen. Auch vom Betreiber des Hagebaumarkts, Dirk Heise, habe er positive Rückmeldung erhalten: "Er freut sich auf neue Kunden." Anders scheint es beim Besitzer des Baumarktgrundstücks, Martin Gull, auszusehen. Er pocht, wie aus der Verwaltungsvorlage hervorgeht, "hinsichtlich des Maßes der baulichen Nutzung ... auf eine deutliche Reduzierung".

Egge kann diese Haltung nach eigener Aussage nicht nachvollziehen: "In Anbetracht der Siegburger Wohnungsnot sollte sich doch jeder über eine gesicherte Wohnbebauung freuen", findet er.

Die Phrix

Die Siegburger "Phrix"-Werke sind schon 1971 dicht gemacht worden, und doch ist dieser Name noch heute präsent in der Stadt. Ein Teil der Fabrikgebäude, darunter der markante Turm, stehen nämlich noch. Die Bemberg AG baute das Werk Ende der 1920er Jahre zur Herstellung von Kunstseide, setzte es aber nicht um. 1936 startete die Firma "Rheinische Zellwolle AG" den Betrieb, der ab 1955 infolge einer Fusion unter dem Namen "Phrix" lief. 1967 fiel der Chemiebetrieb an BASF. "Phrix" war größter industrieller Arbeitergeber in Siegburg (zuletzt 1650 Mitarbeiter). Die Produktion verursachte aber massive Umweltverschmutzung.

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