Förderschulen Großer Mangel bei der Ganztagsbetreuung im Rhein-Sieg-Kreis

RHEIN-SIEG-KREIS · Eine Elternabfrage der Kreisverwaltung zeigt: Der Bedarf an Plätzen an Förderschulen wird nur zu rund 58 Prozent gedeckt, der Bedarf an Plätzen in der Übermittagsbetreuung sogar nur zu knapp 30 Prozent.

 Seit 2005 bietet der Kreis an einigen Förderschulen auch Ganztagsförderung, inklusive Mittagessen, an. Inzwischen übersteigt der Bedarf allerdings das Angebot bei Weitem. FOTO: DPA

Seit 2005 bietet der Kreis an einigen Förderschulen auch Ganztagsförderung, inklusive Mittagessen, an. Inzwischen übersteigt der Bedarf allerdings das Angebot bei Weitem. FOTO: DPA

Foto: picture alliance / Ronald Wittek

Steigende Schülerzahlen, mangelnde Unterbringungsmöglichkeiten: Die Förderschulen im Rhein-Sieg-Kreis platzen derzeit aus allen Nähten. In starkem Maße betroffen ist davon auch das Angebot von „Fördernden offenen Ganztagsschulen“ (Fogs). Nur etwas mehr als die Hälfte aller Eltern im Kreis, die gerne eine Förderung und Betreuung für ihre Kinder auch über den Mittag hinaus in Anspruch nehmen würden, finden aktuell einen Platz. Das hat jetzt eine Elternbefragung der Kreisverwaltung unter Erziehungsberechtigten von rund 650 Schülern ergeben. Rund 78 Prozent der Befragten hätten bei der Erhebung mitgemacht. Danach ist der Bedarf an Fogs-Plätzen nur zu rund 58 Prozent gedeckt, der Bedarf an Plätzen in der Übermittagsbetreuung (Ümi) nur zu knapp 30 Prozent.

Besonders hoch ist die Nachfrage nach weiteren Betreuungsplätzen an der Waldschule in Alfter-Witterschlick. An der Förderschule mit Schwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung (ES) existieren derzeit drei Fogs-Gruppen für 24 Schüler und zwei Ümi-Gruppen für 16 Kinder. Um der von Eltern gemeldeten Nachfrage gerecht zu werden, müsste der Kreis dort Platz für weitere 5,5 Gruppen oder 43 Schüler schaffen. Ebenfalls drängend ist die Situation an der Siegburger Rudolf-Dreikurs-Schule mit einem Bedarf von zusätzlichen zwei Fogs-Gruppen zu den zwei bereits bestehenden, an der Richard-Schirrmann-Schule in Hennef (insgesamt vier Fogs-/Ümi-Gruppen) sowie an der Schule am Rotter See in Troisdorf (1,5 Fogs-Gruppen). „Wir wissen jetzt genau, was uns erwartet, und das ist wichtig für die Haushaltsplanungen“, sagte Josef Griese, Kreistagsabgeordneter der CDU in der jüngsten Sitzung des Kreisschulausschusses.

Würden die benötigten Gruppen in der Nachmittagsbetreuung eingerichtet, müsste der Kreis zusätzlich 450 000 Euro pro Jahr für Betriebskosten aufbringen, teilte die Verwaltung mit. Nicht eingerechnet: Investitionen, etwa für Baumaßnahmen oder technische Ausstattung. Und hier liegt ein Problem: Denn ob die Verwaltung zum Ausbau der Nachmittagsbetreuung noch auf bestehende Räume zurückgreifen kann, ist fraglich. An den genannten Schulen selbst sind laut Verwaltung keine freien Räume mehr vorhanden.

Der Kreis wendet sich daher auch an die Kommunen und andere Organisationen. „Unser nächster Schritt ist es, mit Schulleitungen zu sprechen, um einen möglichen weiteren Bestand an Räumen zu zu prüfen“, sagte Thomas Wagner, Dezernent für Schule, Jugend, Kultur und Sport im Rhein-Sieg-Kreis. Eine Möglichkeit: Doppelnutzung von Klassenräumen, wie es an einigen Förderschulen bereits Praxis ist. Dabei werden Räume morgens für regulären Unterricht, nachmittags zur Betreuung verwendet.

Nicht nur der steigende Bedarf an Nachmittagsbetreuung setzt die Förderschulen unter Druck. Wie berichtet, steigt insbesondere an den ES-Schulen die Nachfrage nach Plätzen. Seit dem Schuljahr 2011/12 ist die Zahl der Schüler an den ES-Förderschulen des Kreises um mehr als 37 Prozent gestiegen.

Die Nachmittagsförderung an den drei ES-Schulen bietet der Kreis seit dem Schuljahr 2005/2006 in Kooperation mit dem Träger der Hennefer Schule Sankt Ansgar, der Caritas-Jugendhilfe, an. Mittlerweile nutzen 64 Schüler das Angebot, 48 an den zwei Förderschulen mit dem Schwerpunkt Sprache. Dort startete ein entsprechendes Angebot zum Schuljahr 2016/17. Die Übermittagsbetreuung bis 14 Uhr, die vor allem dem Betreuungsproblem berufstätiger Eltern Rechnung tragen soll, besteht bislang ausschließlich an der Waldschule in Alfter. „Kinder, die jetzt auf der Warteliste stehen, benötigen möglichst schnell einen Platz“, sagte Kreistagsabgeordnete Gisela Becker (SPD). Mit Blick auf die Situation berufstätiger Eltern bat sie die Verwaltung zudem, das Angebot einer Ferienbetreuung in ihr Konzept zum Ausbau der Ganztagsschule einzubeziehen.

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