Jäger schlagen Alarm Große Sorgen um kleine Rebhühner

NIEDERKASSEL · Wenn Thomas von Stein, Pächter eines Jagdreviers bei Uckendorf, dort ins Feld fährt, stehen ihm die Sorgenfalten im Gesicht. Seit Jahren beobachtet von Stein, dass die Anzahl der Rebhühner in seinem Revier rapide abnimmt. Und das, obwohl dieses kleine Federwild schon seit mehr als zehn Jahren - nicht nur dort - von den Jägern freiwillig nicht mehr bejagt wird.

Wenn nun die Jagd als verringernder Faktor ausfällt, was ist es dann? Das will die Kreisjägerschaft Rhein-Sieg genauer wissen und hat sich zum einen der Hilfe dreier Revierinhaber im Raum Niederkassel/Rheidt versichert, zum anderen den promovierten Forstwissenschaftler Thomas Gehle, Referent für Niederwild beim Landesbetrieb Wald und Holz, Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadensverhütung, ins Boot geholt.

Gehle forscht seit Jahren über Rebhühner, hat einige Publikationen zum Thema veröffentlicht und gilt europaweit als anerkannter Fachmann. Ihm zur Seite steht bei dem Projekt in Niederkassel Jan Kiefer, der an der FH Bingen über das Thema seine Masterarbeit schreibt. Kiefer hat vor einigen Wochen seine Arbeit aufgenommen, und von Stein ist ganz begeistert von der Vorgehensweise des jungen Mannes. "Die drei beteiligten Reviere umfassen eine Fläche von etwa 2000 Hektar", erläutert von Stein, "und wir haben unter Kiefers Anleitung zunächst sogenannte Verhörstrecken festgelegt. Die führen genau kartografiert durch die Reviere, wir laufen sie ab und lauschen nach dem Balzruf des Rebhahnes." Wenn der Rebhahn zur Paarungszeit (Balzzeit) ein Hühnchen sucht, lockt er mit einem arttypischen "Ki-rekk" seine Zukünftige. Hat er eine passende Dame gefunden, widmet sich das junge Elternpaar vornehmlich dem Brutgeschäft und nicht so sehr der Futtersuche. Wie Wissenschaftler mittlerweile herausgefunden haben, entfernt sich der Hahn nur wenige Meter vom Nest, pickt sekundenschnell einige Körnchen auf und begibt sich wieder zum Nest. Hypothese der Wissenschaftler: Viele Rebhühner verhungern in der industriell geprägten Landwirtschaft, weil sie schlicht und ergreifend im Frühjahr nichts zu fressen finden.

Im Versuch in Niederkassel haben die Revierinhaber nun an festgelegten Plätzen in der Nähe vermutlicher Nester einfache Futtereimer angebracht, die mit Weizenkörnern gefüllt sind. Die Rebhähne können dort flugs ihr Futter aufnehmen. Mit dieser Maßnahme soll zunächst der Besatz gestützt werden. Ob dann auch die Aufzucht der Rebhuhnküken gelingt und die Zahl der Feldhühner wieder zunimmt, weiß indes nur der Heilige Hubertus, der Schutzpatron der Jäger.

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