6. Runder Tisch in Siegburg Geringer Abbau von Leerständen

SIEGBURG · Nach dem Bürgervotum gegen die ECE-Einkaufsgalerie in Siegburg im Jahr 2010 hatte Bürgermeister Franz Huhn sich von den Plänen der sogenannten zentralen Lösung verabschiedet und zum ersten Runden Tisch geladen. Ziel war es, gemeinsam mit allen Fraktionsvorsitzenden, Vertretern der Bürgerinitiative, die einst das ECE-Einkaufszentrum bekämpfte, sowie Grundstücks- und Immobilieneigentümern über dezentrale Lösungen als Alternative zu beraten.

 Einkaufsstadt Siegburg: Die Bahnhofstraße ist Teil der Fußgängerzone.

Einkaufsstadt Siegburg: Die Bahnhofstraße ist Teil der Fußgängerzone.

Foto: Holger Arndt

Seitdem ist nicht sehr viel passiert, obwohl alle Beteiligten sich redlich um Investoren und Mieter für verschiedene Projekte bemühen.

Daher glich der mittlerweile 6. Runde Tisch, zu dem Huhn am Mittwoch eingeladen hatte, eher einer Bestandsaufnahme mit Durchhalteparolen. Erfreulich sind allerdings die - wenn auch geringfügige - Verringerung der Leerstände in der Innenstadt und auch der Verkauf des "Goldberg"-Grundstücks an der Kaiserstraße an Peek & Cloppenburg. In Kürze wird dort ein neues Geschäftshaus entstehen.

Mit Kaiser's konnte ein Lebensmittelvollsortimenter für die Innenstadt gewonnen werden und die ehemalige Kaufhalle ist durch ein attraktives Geschäfts- und Wohnhaus ersetzt worden. Das Nahversorgungszentrum auf dem Brückberg nimmt ebenso Gestalt an wie das "Mühlengrabenquartier" auf dem Lüghausengelände, unter anderem mit Lebensmittel-Discounter und Fachgeschäft für Einrichtungsbedarf.

Diese Entwicklung und das Flair der Stadt sind für Hermann Morgenstern, einer der Sprecher der Bürgerinitiative, Grund genug, positiv in die Zukunft zu schauen. Hauptsächlich beklagt man in Siegburg, dass die Entwicklung von großflächigen Verkaufsräumen nicht vorankommt und keine signifikante Erhöhung der Verkaufsflächen in den Sortimenten "Junge Mode" und Herrenoberbekleidung zu verzeichnen ist.

Morgenstern, der das Engagement der Verwaltung lobte, forderte dazu auf, andere Lösungen zu prüfen und verwies darauf, dass auch beim Huma-Neubau die Zahl der Geschäfte von ursprünglich 90 geplanten auf 140 gestiegen sei. Das könne man als Zeichen dafür werten, dass nicht nur große Geschäfte Garant für hohe Kundenfrequenz seien. Nichts Neues gibt es bezüglich des Allianz-Parkplatzes. Der Eigentümer, F&C REIT Asset Management in München, erzielt mit den Stellplätzen eine "maximale Rendite", so Huhn. Daher sei der Erwerb des Grundstücks für potenzielle Käufer einfach zu teuer.

Am Dienstag schien für die Brüder Bernd und Rüdiger Kranz, die einen Geschäftsneubau auf dem Reichenstein-Grundstück am oberen Markt planen "die Welt noch in Ordnung", der Vertrag mit einem attraktiven Textilanbieter unterschriftsreif. Seine Bedingungen waren für die Brüder letztlich aber inakzeptabel, die Verhandlungen sind daher geplatzt.

Sorgen bereiten der Stadt die nach deren Angaben überhöhten Mietforderungen vieler Eigentümer. Wenn die Pacht zu hoch sei, fänden sich keine Mieter, die Stadt könne aber keinen Einfluss nehmen. Sie appellierte daher an Eigentümer und Immobilienwirtschaft, sich flexibel zu zeigen. Einigkeit herrschte bei den Teilnehmern, mit einem modernen Stadtmarketing den eigenen Standort zu stärken und dafür gemeinsam an einem Strang zu ziehen.

Fachgeschäft Wasser schließt im Januar

Im Januar macht ein weiteres Siegburger Traditions-Fachgeschäft die Tür zu. Hermann Josef Wasser gibt seinen Spielwarenladen am unteren Markt auf, in die Räumlichkeiten zieht eine Optiker-Kette von der Kaiserstraße um. Das Geschäft wurde 1952 als "Gemischtwarenladen" von Wassers Eltern gegründet, die Tapeten, Farben und Lacke, Wachstuch, Besen sowie Bürsten verkauften, später noch Kinderausstattung und Spielzeug.

1985 übernahm es der Sohn, der zusammen mit Ehefrau Brigitte bis heute ausschließlich Spielwaren führte. Seine Stammkunden, die selbst schon als Kinder mit ihren Eltern das Spielwarengeschäft Wasser besuchten, bedauern nach Aussage des 62-jährigen Siegburgers das Aus des Familienbetriebes. Allerdings bleibt ein kleiner Teil des bisherigen Angebotes vorerst erhalten. Im hinteren Teil des Ladenlokals, das durch einen separaten Eingang von der Selcukstraße aus zu erreichen sein wird, bietet Wasser weiterhin sein Sortiment Modelleisenbahnen und Modellbau an.

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