Tour durch Siegburg Gefahren für Radfahrer

SIEGBURG · Es poltert und rüttelt am Lenkrad, wenn man mit dem Fahrrad die Luisenstraße in Siegburg entlang fährt. Diese und viele weitere nicht immer begeisternde Eindrücke vom Radfahren im Stadtzentrum hatte der General-Anzeiger in seinem Selbsttest Mitte Juni aufgenommen. Reaktionen gab es einige.

 Das Schild "Radweg Ende" soll entfernt werden, weil Radfahrer ohnehin im Kreisverkehr eigene Furten haben.

Das Schild "Radweg Ende" soll entfernt werden, weil Radfahrer ohnehin im Kreisverkehr eigene Furten haben.

Foto: Thomas Heinemann

Auch aus dem Siegburger Rathaus. Und auch ein Angebot gab es: Elisabeth Hertel vom Kommunalen Mobilitätsmanagement der Kreisstadt und Expertin für Radverkehr sowie Stephan Marks, Leiter des Planungs- und Bauaufsichtsamts, wollten gemeinsam mit dem GA eine Radtour zu den Problemstellen machen.

Gesagt, getan. Erstes Ziel: Die Luisenstraße auf dem Brückberg. Der Schutzstreifen für Radfahrer, der keiner ist, sondern zur Schlaglochpiste wurde, ärgert nicht nur Radfahrer, sondern auch die Stadtverwaltung, stellt Elisabeth Hertel klar: "Dieser Missstand ist unstrittig. Doch uns sind da im Moment die Hände gebunden." Denn ehe der Bund die Straße vor knapp fünf Jahren von einer Bundesstraße zur Landstraße herunterstufte und seine Zuständigkeit abgab, wurde die Straße noch einmal saniert. Umfangreich, aber nicht unbedingt hochwertig, zeigt Hertel: "Die Übergänge rechts und links sind nicht ordentlich gemacht, und zudem sind die Schutzstreifen falsch aufgebracht worden." Der Landesbetrieb Straßenbau NRW sei längst informiert, doch das dauere nun alles viel länger als gewünscht. Immerhin, betont Stephan Marks: "Wir stehen im regen Austausch, es geht voran."

Voran geht es auch auf der für Radfahrer komfortabel ausgebauten Bahntrasse des Luhmer Grietschen, auf deren Existenz kein Radfahrer hingewiesen wird. Dass Radfahrer stattdessen per Schilder, so wie im Radwegenetz Rheinland einheitlich und üblich, auf die Aulgasse nach Lohmar gelotst werden, sei absolut sinnvoll, erklärt Hertel: "Der Schutzstreifen an der Aulgasse ist sehr breit und gut befahrbar und der Radweg zudem, anders als die Bahntrasse, auch durchgängig bis nach Lohmar beleuchtet. Gerade in der dunklen Jahreszeit ist dies deutlich sicherer." Dass die Bahntrasse dennoch kaum erkennbar und für auswärtige Radfahrer auch schwer zu finden sei, hat Planungsamtsleiter Marks aufgenommen: "Wir werden einmal gemeinsam mit der Stadt Lohmar überlegen, was da sinnvoll und möglich ist."

Gefahr in der Unterführung

Nichts mehr machen kann man dagegen beim "Tor zur Stadt" für aus Sankt Augustin kommende Radfahrer. Am ersten Kreisverkehr der Bonner Straße vor der Unterführung kommen sich Rad- und Autofahrer oftmals unangenehm nahe. "An dieser Stelle haben sich unzählige Verkehrsplaner und Experten wirklich die Zähne ausgebissen", sagt Marks. Noch besser und sicherer gehe es einfach nicht, dafür fehle der Platz. Wunderschön sei die Situation nicht, gibt auch Hertel auf Nachfrage zu, "aber sie ist auch nicht problematisch: Als Radfahrer reiht man sich vor dem Kreisverkehr in den ohnehin langsameren Autoverkehr ein. Am besten fährt man dabei als Radfahrer vom rechten Rand etwas in die Mitte und bleibt beim Durchfahren des Kreisverkehrs auch dort, damit man nicht von Autofahrern im Kreisel überholt wird." Für all jene, die sich dabei nicht sicher fühlten, halte man bewusst den Fußgängerweg an der Unterführung mit dem Hinweis "Radfahrer frei" vor.

Radfahrer frei - das Stichwort für die Fußgängerzone. Die Schildergasse in Köln - unter den Top drei der Einkaufsstraßen Deutschlands hat Radfahrer in der Fußgängerzone mit dem Hinweis auf Vorrang für Fußgänger zugelassen. Die Kreisstadt Siegburg will dies nicht? Hertel und Marks geben sich zugeknöpft: "Das ist politisch so gewollt." Und weil in der Fußgängerzone und am Markt eben keine Radfahrer erwünscht sind, klärt sich aus planerischer Sicht auch das augenscheinliche Problem der fehlenden Fahrradständer, zeigt Hertel auf einer Karte: "Es gibt gar nicht so wenige Abstellmöglichkeiten, wenn auch nicht überall ganz moderne. Aber die sind dort, wo die Fußgängerzone anfängt, weil hier der Radfahrer absteigen und sein Fahrrad stehen lassen soll." Ein Argument, aber ein Gutes? Nicht nur der radelnde Siegburger parkt sein Rad unterdessen am Markt an Laternen, Bauzäunen und Gittern. Doch daran werde sich wohl so schnell nichts ändern.

Ändern wird sich nach der gemeinsamen Radtour aber doch noch etwas: Das Schild "Radweg Ende" auf der Bahntrasse des Luhmer Grietschen kurz vor dem Kreisverkehr zur Zeithstraße, der eigens sichere Radfahrerfurten vorhält, sei weder notwendig noch sinnvoll und werde nun entfernt, sicherte Marks zu.

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