Ausstieg aus Vertrag mit der Stadt Siegburg Fußballer des SSV geben Sportplatz zurück

SIEGBURG · Fußbälle rollen schon lange nicht mehr über das Areal an der Waldstraße. Das Tor zum unbespielbaren Sportplatz ist verschlossen, Gras und Unkraut wuchern auf dem Weg dahinter. Noch nennt das Schild darüber den Verein beim Namen, dessen Spieler hier einst gekickt haben: "Siegburg 04".

 Komplett zugewachsen und voller Gestrüpp ist der Eingang zum Sportplatz Waldstraße.

Komplett zugewachsen und voller Gestrüpp ist der Eingang zum Sportplatz Waldstraße.

Foto: Holger Arndt

Noch obliegen dem SSV 04 alle Rechte und Pflichten rund um den Platz. Aber nicht mehr lange. "Es sieht so aus, als könnten wir ihn noch in diesem Jahr an die Stadt zurückgeben", sagte der SSV-Vorsitzende Christian Kohr. Sein Verein werde vorzeitig aus dem Erbbaurechtsvertrag aussteigen, der eigentlich noch bis 2054 läuft. Die Stadt zeigt sich erfreut über die Entwicklung, hat aber noch keine konkreten Pläne.

In der Vergangenheit hatten sich wiederholt Anwohner und besorgte Siegburger über den Zustand des Sportplatzes geärgert. Sie monierten, dass er verkomme. Ein Blick durch das zweite Tor an der Hansenstraße zeigt, dass die Zeiten längst vergangen sind, in denen die SSV-Fußballer und mit ihnen auch Fußballweltmeister Wolfgang Overath dort kickten. Unkraut überdeckt die rote Asche - meterhoch.

Der Verein ist längst an der Bernhardstraße aktiv, wo er Mitte der 70er Jahre sein Stadion errichtet hat. Auf dem 1912 eingeweihten, alten Sportplatz trainierten zuletzt Jugendteams, und es spielte dort der SV Selçuk Siegburg. Der hat sich 2012 aufgelöst.

"Es sieht heftig aus auf dem Platz", hat der SSV-Geschäftsführer noch im Juni gesagt und zugleich versichert, dass sein Verein das Gelände aber regelmäßig pflege und auf Nachbargrundstücke wachsendes Grün zurückschneide. Gedanken um die Zukunft seines Fußballplatzes macht sich der SSV schon lange.

Kosten fallen an

Bislang waren diese aber nicht konkret. Überlegungen, den Ascheplatz wieder herzurichten, waren ebenso verworfen worden wie eine mögliche Umwandlung in einen Kunstrasenplatz. Wiederholt hatte es auch Gespräche mit der Stadt Siegburg gegeben über die Option, frühzeitig aus dem Erbbaurechtsvertrag auszusteigen. Die hatte stets Entgegenkommen signalisiert: "Wenn der SSV sein Erbbaurecht frühzeitig zurückgeben möchte, würden wir das sofort annehmen", versicherte der für das Amt für Jugend, Schule und Sport zuständige Beigeordnete Andreas Mast noch im Sommer.

1954 hatte die Stadt Siegburg das Gelände an der Waldstraße gekauft, aber einen Erbbaurechtsvertrag mit den SSV-Verantwortlichen abgeschlossen. Das heißt, der Verein zahlt eine geringe Pacht für das Gelände, handelt aber wie ein Eigentümer. Ihm obliegt die Unterhaltungs- und Verkehrssicherungspflicht des Grundstücks, das laut Vertrag an eine sportliche Nutzung gebunden ist. Wirklich nutzen kann der SSV sein Areal indes schon länger nicht mehr. Die Kosten aber fallen weiter an.

"Zuletzt haben die ganz Kleinen gelegentlich an der Waldstraße trainiert", sagt Christian Kohr. Inzwischen sei es aber gelungen, alle Trainingseinheiten in das Stadion an der Bernhardstraße zu verlegen. "Daher haben wir der Stadt nun gesagt, dass wir aus dem Erbbaurechtsvertrag aussteigen - ohne Wenn und Aber", so Kohr. Die Stadt habe seinem Verein das Grundstück seinerzeit ohne Gegenleistung überlassen, daher wolle er es jetzt auch so halten.

Zahlen könnte die Stadt angesichts ihrer Haushaltslage ohnehin nicht viel. Jetzt muss der Rat einem vorzeitigem Ende der Erbbaurechtsvertrages zustimmen. "Da er den Vertrag damals beschlossen hat, braucht es einen Ratsbeschluss für die Rücknahme", erklärt Bürgermeister Franz Huhn. Wie die Stadt das Areal künftig nutzt, ist noch offen. "Die Vorüberlegungen diskutiert der Planungsausschuss", so Huhn.

Wohncontainer für Flüchtlinge möglich

Gleichwohl hat sich der Bürgermeister Gedanken über das 11 300 Quadratmeter große, noch nicht erschlossene Gelände gemacht. "Wir sollten nichts überstürzen und das Grundstück als Reservefläche vorhalten", empfiehlt er. Um dort im Notfall Wohncontainer für Flüchtlinge errichten zu können. Oder auch um später vielleicht mit einem weiteren Kindergarten oder einer Schulerweiterung auf die Entwicklung durch den Flüchtlingszustrom reagieren zu können.

Sollte all' dies nicht notwendig sein, könnte sich Huhn dort auf lange Sicht auch den Bau eines Seniorenheims mit Grünanlage und Seniorenspielplatz vorstellen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort