Russisch-orthodoxe Christen Für Familie Razumov aus Siegburg beginnt die Weihnachtszeit

SIEGBURG · Ein blau leuchtender Weihnachtsstern am Haus der Familie Razumov strahlt hell in den dunklen Abendhimmel. Während in der Nachbarschaft der Großteil des Weihnachtsschmucks schon wieder verschwunden ist, blinken in der Mitte des Wohnzimmers der Razumovs die Lichter am bunt geschmückten Weihnachtsbaum.

 Familie Razumov: (von links) Natalia, Margarita, Veronika und Nikolay Razumov sind russisch-orthodoxe Christen und feiern heute ihr Weihnachtsfest.

Familie Razumov: (von links) Natalia, Margarita, Veronika und Nikolay Razumov sind russisch-orthodoxe Christen und feiern heute ihr Weihnachtsfest.

Foto: Andreas Dyck

Drum herum hüpfen aufgeregt die zwei Töchter der Familie. 13 Tage länger als ihre katholischen und protestantischen Freunde haben sie auf Weihnachten gewartet. Nun ist die Vorfreude um so größer.

Die Razumovs sind russisch-orthodoxe Christen. Als Ende des 16. Jahunderts der gregorianische Kalender durch Papst Gregor XIII. eingeführt wurde, hatten sich die christlichen Feiertage katholischer und orthodoxer Christen gegeneinander verschoben. Die russisch-orthodoxe Kirche hielt bis heute an den gewohnten Feiertagen fest. Heiligabend wird dort deshalb am 6. Januar gefeiert. Die Weihnachtszeit beginnt heute.

Nikolay Razumov und Natalia Razumova leben mit ihren Töchtern Veronika und Margarita seit rund zehn Jahren in Deutschland. Ihren Glauben haben sie in die neue Heimat mitgebracht. "Zu Sowjetzeiten war Weihnachten zeitweise verboten", erzählt der Familienvater. Seit Zusammenbruch der Sowjetunion dürfen Gläubige ihre christlichen Feste wieder offen feiern.

Die Razumovs beginnen die Vorweihnachtszeit mit 40-tägigem Fasten. Sie verzichten dann auf Fleisch, Eier und Milch. Die Kinder verzichten auf Süßigkeiten und allzu lustige Trickfilme. "Wir sind damit nicht sehr streng und wollen keinen Druck auf unsere Kinder ausüben", sagt Vater Nikolay.

Am 6. Januar findet sich die Familie dann zur sogenannten Sotschelnik ein, dem Ende der Fastenzeit. Dann stehen gekochter Weizen und Sauerkirschen auf dem Tisch, die mit Zucker, Honig und Nüssen gegessen werden. "Sie erinnern daran, dass Jesus nicht einfach gestorben, sondern auch wieder auferstanden ist", erklärt Natalia Razumova. Denn auch Weizen würde, wie in der Bibel beschrieben, in der Erde neues Leben entstehen lassen. Unterdessen durchzieht der Duft von Tee und Piroschki die Wohnung. Das sind mit Marmelade gefüllte Teigtaschen. Russisch-orthodoxe Christen haben traditionell keine Adventszeit. Dafür dauern ihre Feiertage von Heiligabend bis zum 19. Januar, während sie hierzulande nach dem zweiten Weihnachtstag enden. "Vom 14. Dezember bis zum 6. Januar machen wir aber unsere eigene Adventszeit", sagt Mutter Natalia und zeigt auf einen selbst gebastelten Adventskalender für die Kinder.

Die Razumovs sind glücklich, dass sie am 7. Januar frei haben. Die Töchter müssen nicht zur Schule gehen, die Eltern nicht zur Arbeit. Stattdessen gibt es nach einem Gottesdienst die lang erwarteten Geschenke und ein festliches Essen. Die Geschenke bringt hier allerdings nicht der Weihnachtsmann, sondern Ded Maros. Zu deutsch: Väterchen Frost. Außerdem legen die Razumovs immer etwas Stroh auf den Tisch.

"Das erinnert uns, dass Jesus nicht als König zu uns gekommen ist, sondern als armes Kind für uns arme Menschen", sagt Natalia Razumova. "Als Zeichen, dass er uns liebt." Während der Feiertage freuen sich die Razumovs sehr, wenn man ihnen frohe Weihnachten wünscht.

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