Infotag Wiedereinstieg in Siegburg Frauen machen sich Mut

RHEIN-SIEG-KREIS · Leila Hamila war 19 Jahre alt, als sie sich auf einmal alleine um ihre beiden kleinen Söhne kümmern musste. Ohne Sprachkenntnisse, Schulabschluss, Ausbildung und Kinderbetreuung waren der Tunesierin die Türen in die Berufswelt verschlossen. Bis das Jobcenter Bonn/ Rhein-Sieg ihr über sein Modulares Unterstützungssystem eine Tür einen Spalt öffnete.

 Die Gleichstellungsbeauftragten im Kreis eröffneten mit Landrat Sebastian Schuster den Infotag.

Die Gleichstellungsbeauftragten im Kreis eröffneten mit Landrat Sebastian Schuster den Infotag.

Foto: Arndt

Die heute 31-Jährige erhielt Marion Kowe vom Fachseminar für Altenpflege als Bildungsträgerin an ihre Seite, lernte Deutsch, holte ihren Schulabschluss nach, absolvierte zunächst eine Ausbildung zur Altenpflegehelferin und arbeitet heute als examinierte Altenpflegerin in einem Seniorenheim.

Mit ihrem persönlichen Erfolg wollte Leila Hamila gestern beim "Infotag Wiedereinstieg" anderen Frauen in ähnlichen Situationen Mut machen. Gut 200 Frauen nutzten die Chance. Mit Stift und Block bewaffnet informierten sie sich rund um den großen Sitzungssaal an Ständen verschiedener Organisationen, besuchten diverse Workshops und Vorträge und verließen das Kreishaus bepackt mit Tüten voller Informationsmaterial sowie mit Ideen und Anregungen für den beruflichen Neuanfang im Kopf.

Sie wollen Frauen Mut machen, Anregungen geben und gezielt Hilfe anbieten, beschreibt Brigitta Lindemann die zentralen Ziele des "Infotages Wiedereinstieg", den es seit mehr als 15 Jahren gibt. Die Gleichstellungsbeauftragte des Kreises hat die Informationsbörse zusammen mit ihren Kolleginnen aus den Kreiskommunen, Melanie Lösken vom Jobcenter Rhein-Sieg und Ursula Schubert-Sarellas von der Agentur für Arbeit Bonn Rhein-Sieg organisiert. Im Arbeitskreis Gleichstellung stehen sie Frauen, die den Weg zurück in den Beruf suchen, zur Seite.

"Die Motivationen für den beruflichen Wiedereinstieg sind ganz unterschiedlich", sagt Lindemann. Aber ob es nun die Rückkehr nach der familienbedingten Berufspause sei oder eine plötzlich veränderte Lebenssituation, etwa durch Scheidung, alle Frauen hätten eines gemein: "Sie sind geprägt von sehr starker Verunsicherung und Minderwertigkeitsgefühlen." Eben da wolle der Infotag sie abholen.

Workshops und Vorträge zeigten den Frauen auf, welche Wege sie überhaupt einschlagen können. Überdies gab es Informationen zu Zeitmanagement, Bewerbungsmappen und -gesprächen oder auch zu Rentenansprüchen, rechtlichen Hintergründen von Minijobs und speziellen Internetportalen.

Zu Hartnäckigkeit rät Sabine Simoncelli allen Berufsrückkehrerinnen. Nach zwölf Jahren, die sie sich zu Hause um ihre Tochter gekümmert hatte, wollte sie vor fünf Jahren zurück in die Berufswelt. Über ein Wiedereinsteigerseminar der Agentur für Arbeit hat sie sich fort- und weitergebildet. Bewerbungen geschrieben, Gespräche geführt, Absagen erhalten und immer weiter beworben.

Bis sie ihre heutige Stelle als Sekretärin gefunden hatte. "Man muss einen Willen und ein klares Ziel haben", sagt auch Leila Hamila. Ihr Weg sei hart gewesen, aber an Aufgeben habe sie nie gedacht. Und heute? "Ist mein Leben sehr viel leichter."

Weitere Informationen gibt es bei der Gleichstellungsstelle des Kreises, Brigitta Lindemann, unter Tel. 0 22 41/13 25 24 .

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort