Ausstellung im Siegburger Pumpwerk Fragmentarische Bauwerke als Mahnmal

SIEGBURG · Fragmente eines Torbogens, eingeschalte Wände: Der Künstler Clemens Botho Goldbach zeigt unter dem Titel „EURUIN“ raumgreifende Architekturen im Siegburger Pumpwerk.

 „Ruine-Rotunde-5-Euro" nennt Clemens Botho Goldbach seine Architekturskulptur, von der im Pumpwerk Fragmente zu sehen sind.

„Ruine-Rotunde-5-Euro" nennt Clemens Botho Goldbach seine Architekturskulptur, von der im Pumpwerk Fragmente zu sehen sind.

Foto: Paul Kieras

Wer sich ins Kellergeschoss des Pumpwerks begibt, wähnt sich auf einer Baustelle. Die Wände sind mit Brettern wie beim Betonieren eingeschalt, davor steht kulissengleich ein Fenster mit Spitzgiebel, das dem des 50-Euroscheins nachempfunden ist. Ähnlich sieht es im Erdgeschoss aus, wo die Fragmente eines Torbogens aufgebaut sind, die an den des Fünfeuroscheins erinnern – nachgebildet mit einfachen Ytong-Porenbetonsteinen. Die monumentalen Installationen stammen von Clemens Botho Goldbach. Unter dem Titel „EURUIN“ zeigt der Künstler seit Samstag seine Arbeiten in den Räumen des Kunstvereins für den Rhein-Sieg-Kreis.

Teils sind es Dokumentationen und Abbildungen von bisherigen Installationen im Freien, die immer einen Bezug zur Geschichte und Gegenwart des jeweiligen Ortes haben. Dann sind es wieder Fotos, Zeitungsberichte und eigene Skizzen sowie riesige Aufmaße im Maßstab 1:1. Und eben Installationen aus echten Baustoffen.

Mahnmal zum Eurojubiläum

2012 realisierte Goldbach auf dem Lessingplatz in Wolfenbüttel vor der Herzog August Bibliothek die Arbeit „Ruine-Rotunde-5-Euro“, von der auch die Teile im Pumpwerk stammen. Für den Künstler war das als Ruine beziehungsweise Fragment gebaute Architekturmotiv „auch ein Denkmal zum ruinösen zehnjährigen Jubiläum unserer europäischen Währung“, die 2002 eingeführt wurde. Die Scheine, die der österreichische Designer Robert Kalina entworfen hat, zeigen laut Goldbach fiktive Motive europäischer Architekturgeschichte von der Klassik (Fünfeuroschein) bis zur Moderne (500-Euroschein). Auf den Vorderseiten sind Portale, Durchgänge, Tore und Fenster dargestellt, auf den Rückseiten Brücken. „Wohl im Hinblick auf das Öffnende und Verbindende, Grenzüberwindende der gemeinsamen Währung“, so der gebürtige Kölner, der in Düsseldorf lebt.

Mit seinen Ruinen erinnert er an die europäische Finanzkrise von 2008, die seiner Ansicht nach durch riskante Bau- und Immobiliengeschäft ausgelöst wurde. Ein Ziel seiner künstlerischen Tätigkeit ist es, auf die „Zerstörung gewachsener Architekturtechnik“ hinzuweisen, wodurch Städte europaweit ihr Gesicht verlören und sich dadurch immer mehr anglichen. Eine hoch interessante Ausstellung, zu deren Besichtigung man sich allerdings Zeit nehmen sollte.

Clemens Botho Goldbach, „EURUIN“, ist bis Freitag, 18. November, im Pumpwerk, Bonner Straße 65, zu sehen.

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