Asylverfahren im Rhein-Sieg-Kreis Flüchtlinge in der Region frustriert über lange Wartezeiten

Siegburg · Viele Flüchtlinge in der Region sind frustriert über die langen Wartezeiten im Asylverfahren. Darüber sprachen sie mit dem Landrat des Rhein-Sieg-Kreises und dem Siegburger Bürgermeister.

 Viele Flüchtlinge im Kreis müssen tatenlos auf den Abschluss ihres Asylantragsverfahrens warten.

Viele Flüchtlinge im Kreis müssen tatenlos auf den Abschluss ihres Asylantragsverfahrens warten.

Foto: Ingo Eisner

Imamjan Kachmani ist frustriert. Bereits seit acht Monaten warten der 50-Jährige und seine sechsköpfige Familie aus Afghanistan auf einen Anhörungstermin im Asylverfahren beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf). „Zuerst hieß es, dass wir nur drei Monate warten müssen, und seitdem warten wir ohne eine Auskunft zu bekommen“, erzählte er.

Doch die Familie ist kein Einzelfall. Denn viele Asylbewerber warten monatelang, um beim Bamf überhaupt einen Antrag stellen zu können. Zahlreiche Flüchtlinge versammelten sich daher gestern in der Flüchtlingsunterkunft in der ehemaligen Hauptschule im Haufeld, um mit Landrat Sebastian Schuster und Siegburgs Bürgermeister Franz Huhn über die langen Wartezeiten für Anhörungstermine im Asylverfahren zu sprechen.

Die Flüchtlinge beschwerten sich vor allem über die Untätigkeit, die ihnen durch die lange Wartezeit auferlegt werde. Denn ohne die Anerkennung könne niemand eine Arbeitsstelle, eine Wohnung oder einen Ausbildungsplatz finden. „Wir wollen raus in die Gesellschaft gehen und nicht nur rumsitzen und nichts tun. Uns ist langweilig“, sagte Sibgat Abasi aus Afghanistan, der seit neun Monaten auf eine Anhörung wartet. „Es ist mein Leben, ich möchte etwas tun“, beklagte sich der 30-Jährige. Nicht mal im Fitnessstudio könnten sie sich ohne Anerkennung anmelden. Viele warten zudem auf eine Familienzusammenführung. „Wie lange soll ich noch warten?“, fragte Rabic Azaldin. Sichtlich enttäuscht erzählte der Familienvater aus Syrien, dass er schon seit acht Monaten auf eine Anhörung im Asylverfahren wartet. Ohne Anerkennung könne seine Familie nicht nachkommen.

„Ich kann mich nur entschuldigen, aber ich kann es nicht ändern“, sagte Schuster. Er erklärte den Flüchtlingen, dass das Problem im gesamten Rhein-Sieg-Kreis präsent sei. Dort waren Anfang Juni 8165 Flüchtlinge registriert. „Davon haben mehr als die Hälfte noch keinen Asylantrag gestellt, das ist ein Skandal“, sagte Schuster. Er habe daher im Auftrag aller Bürgermeister im Rhein-Sieg-Kreis an NRW-Innenminister Ralf Jäger geschrieben, um auf die prekäre Situation aufmerksam zu machen. Ebenso habe er angekündigt, dass der Rhein-Sieg-Kreis keine weiteren Flüchtlinge mehr aufnehmen werde, wenn nicht eine faire Verteilung erfolge.

Gabriele Neugebauer, Leiterin des Rechts- und Ordnungsamtes bei der Kreisverwaltung, berichtete zudem über aktuelle Entwicklungen beim Bamf. „Das Bundesamt hat zusätzliches Personal eingestellt, damit die Anträge schneller bearbeitet werden können“, sagte sie. Fünf neue Ankunftszentren seien gegründet worden, eines davon in Bonn, das für die Flüchtlinge im Rhein-Sieg-Kreis zuständig ist und Kapazitäten für 100 Asylanträge am Tag hat. „Dort will man versuchen, die Papiere in den nächsten Monaten, spätestens bis Ende des Jahres zu bearbeiten“, sagte Neugebauer.

Huhn betonte, dass der Dialog mit den wartenden Flüchtlingen auch künftig fortgesetzt und „miteinander und nicht gegeneinander“ gearbeitet werden müsse. Schuster versprach daher, die Zusammenkunft mit den Flüchtlingen in drei Monaten zu wiederholen, um darüber zu sprechen, wie sich die Situation bis dahin entwickelt habe.

Für die Flüchtlinge im Haufeld sind die Erklärungen nur ein kleiner Trost. Sie müssen weiter warten und hoffen, dass sie bleiben dürfen. „Ich habe keine andere Wahl, als hier zu bleiben. Wenn ich zurück nach Afghanistan gehe, riskiere ich mein Leben“, sagte Sibgat Abasi.

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