Siegburger Filmclub "Filmen ist permanentes Lernen"

SIEGBURG · "Wir brauchen keine Selbstdarsteller, sondern begeisterte Hobby-Filmer, für die konstruktive Kritik Ansporn ist. Unsere Mitglieder inspirieren sich gegenseitig und lernen voneinander." Mit diesen Worten beschreibt der Vorsitzende und Clubleiter, Horst Gummersbach, den Filmclub Siegburg, der im November 1993 von rund zehn Amateuren in einem Kellerraum des Stadtmuseums gegründet und am 1. Januar 1994 aktiv wurde.

 Der Siegburger Filmclub bietet Fortbildungen für seine Mitglieder an und organisiert Wettbewerbe.

Der Siegburger Filmclub bietet Fortbildungen für seine Mitglieder an und organisiert Wettbewerbe.

Foto: Siegburger Filmclub

Zu den Mitgliedern der "Geburtsstunde" gehört auch Gummersbach, der selbst 1962 seine Liebe zum Film entdeckte und mit einer "Normal 8" die ersten kleinen Streifen drehte. "Heute arbeiten natürlich alle mit Digitalkameras", berichtet der 71-jährige Optiker im Ruhestand, der es 1974 mit einer Dokumentation über eine Kontaktlinsenanpassung - damals etwas ganz Außergewöhnliches - zu den Deutschen Film-Festspielen (DAFF) schaffte.

Die Clubmitglieder drehen - alleine oder in kleinen Gruppen - Dokumentationen, Tier- und Reisefilme, aber auch Fantasie-, kleine Spiel-, Musik- und Unterwasserfilme, die zwischen einer Minute und 20 Minuten dauern. Natürlich ist jeder zugleich Regisseur, Cutter (die Person, die Filmaufnahmen schneidet), Texter sowie Sprecher und auch für die Vertonung zuständig. "'Learning by doing' heißt die Devise im Club", erzählt der Vorsitzende. "Und natürlich durch die Verbesserungsvorschläge der anderen."

Regelmäßig zeigen Mitglieder ihre neuesten Werke und stellen sich dem Urteil der Kollegen. Jeder sei offen für Kritik, es herrsche kein Konkurrenzkampf, sondern alle hätten das gleiche Ziel, nämlich den möglichst perfekten Film zu drehen, erzählt Geschäftsführerin Margot Kühn, übrigens die einzige Frau in dem Club. Und Gummersbach ergänzt: "Filmen ist permanentes Lernen." Die Fehler, die gemacht würden, seien fast immer dieselben, nicht nur Amateuren, sondern "auch Profis unterlaufen sie", berichtet Gummersbach aus seiner langen Erfahrung.

"Schnittfehler, Achsensprung genannt, sorgen dafür, dass die Übergänge von einzelnen Szenen nicht passen", berichtet er. Ein Graus seien ihm in diesem Zusammenhang aber die "Schnick-Schnack-Blenden", wie er die Übergänge mit verspielten Effekten (beispielsweise ein Umblättern wie bei Buchseiten) von einer in die nächste Szene beschreibt, die mit speziellen Schnittprogrammen erzielt werden könnten. Was er und die anderen Hobbyfilmer nicht mögen, sind die "Selbstüberschätzer", die mit einem Equipment nach neuestem Stand der Technik ausgerüstet sind und daher glauben, ihre Filme seien dem entsprechend auch so gut. Solche Mitglieder gibt es im Club laut Gummersbach aber nicht.

Ständig besteht die Möglichkeit zur Fortbildung. Zum einen bei den Clubabenden, wo man Filme analysiert, zum anderen bei speziellen Workshops, bei denen die Mitglieder unter anderem technische Neuheiten wie Schnittprogramme oder unter professioneller Anleitung das Sprechen erlernen können. Denn beim "Abmischen" von Musik, Originalton und Kommentar sollte die Sprache ebenfalls optimal sein.

Wenn der Club nicht in eigener Sache aktiv ist, organisiert er auch Wettbewerbe. So hat er für den Bundesverband Deutscher Film-Autoren (BDFA), dem er angeschlossen ist, schon einige Male Wettbewerbe auf Club- und Landesebene im Siegburger Stadtmuseum durchgeführt. Das Alter der Vereinsmitglieder geht von 50 an aufwärts, jüngere Leute gibt es nicht. Gummersbach vermutet, dass es an der heutigen Schnelllebigkeit liegt: "Man dreht mit dem Handy ein kurzes Videofilmchen und stellt es ins Internet, da wird kein Wert auf Qualität gelegt."

Ein weiterer Grund sei vielleicht, dass Kindern und Jugendlichen an vielen Schulen in Film- und Video-Arbeitsgemeinschaften hochwertiges Ausrüstungsmaterial zur Verfügung stünde, was der Club nicht bieten könne. Er wünscht sich, dass mehr jüngere Leute das Filmen zum Hobby machen. "Die sind herzlich willkommen, da sie bestimmt neue, frische Ideen mitbringen und wertvolle Impulse geben", sagt Gummersbach.

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