Katholisch-Soziales Institut in Siegburg Erzbistum für Erhalt der Baustraße am Michaelsberg

SIEGBURG · Die Stadt Siegburg baut demnächst den Weg am Michaelsberg zurück. Kirche und Anwohner üben weiterhin Kritik. Sie fürchten um die Notfallversorgung, wenn der Verkehr nur noch über die Bergstraße abgewickelt wird.

Für die Stadt Siegburg ist der Rückbau der Baustraße am Osthang des Michaelsbergs beschlossene Sache. Ende September hat sich der Planungsausschuss einvernehmlich dafür ausgesprochen – die SPD hatte wegen für sie ungeklärter Fragen nicht mit abgestimmt.

Damit wollen sich Anwohner der Bergstraße allerdings nicht abfinden. Und auch das Erzbistum Köln, das die ehemalige Abtei für mehr als 46 Millionen Euro zum neuen Sitz des Katholisch-Sozialen-Instituts (KSI) umgebaut hat, macht sich für einen Erhalt der Baustraße stark. „Wir haben uns in einem Brief an die Stadt gewendet, um noch einmal einige Argumente in die Diskussion zu bringen“, sagt Sprecherin Christina Weyand.

Alternative Zufahrtsstraße

Wie mehrfach berichtet, war schon der Bau der Straße nicht unumstritten, geschah 2014 aber mit landschaftsrechtlicher Genehmigung der damaligen Unteren Landschaftsbehörde – für die Dauer der Bauarbeiten an der Abtei. Der Rückbau war von vornherein verpflichtend. Die Entscheidung darüber verschob der Planungsausschuss angesichts eines 2013 erstellten Gutachtens auf die Zeit nach den Bauarbeiten. Das hatte zu bedenken gegeben, dass die Baustraße auch nach Abschluss der Arbeiten durchaus noch als zweiter Weg zur Abtei hinauf eine Berechtigung haben könnte.

Auf dieses Gutachten beruft sich das Erzbistum und stellt eine mögliche Variante zur Diskussion: „Denkbar wäre es, die Straße für den Verkehr zu sperren, sie aber dauerhaft zu erhalten, um in Notfällen eine zweite Zufahrt zum Michaelsberg und zum Mühlenviertel zu haben.“

Rettungskräfte sollen Baustraße nutzen

Eine Option, die auch Hans Pilger begrüßen würde. Der Bewohner der Bergstraße hat selbst im Rettungs- und Notarztdienst gearbeitet. Ausgehend von seinen Erfahrungen fürchtet er, dass die für Rettungswagen festgeschriebene Rettungsfrist von acht Minuten auf dem Weg zu Bergstraße und KSI zu Stau- und Geschäftszeiten nicht eingehalten werden kann.

Das hatte Bürgermeister Franz Huhn im Planungsausschuss aber versichert: „Das wurde vor Baubeginn geprüft.“ Pilger und andere Anwohner der Bergstraße haben sich mit ihrer Sorge auch an Landrat Sebastian Schuster gewandt. „Die Baustraße sollte für Notfälle wenigstens so lange offen gehalten werden, bis eine Lösung für die täglichen Verkehrsstaus im Mühlenviertel geschaffen ist“, so Pilger. Eine solche könnte der geplante Kreisverkehr vor dem Kreishaus bringen.

Auch das Erzbistum drängt auf eine intensivere Prüfung der Situation rund um den Michaelsberg. „Bisher waren nicht alle Kapazitäten des KSI in Betrieb und auch die Hauptsaison im Tagungsgeschäft war erst zu einem Drittel angegangen“, sagt Christina Weyand mit Blick auf die Verkehrszählung, die Grundlage der politischen Entscheidung war. Demnach sind im September an normalen Tagen 290 Autos, an Tagen mit hohem Verkehrsaufkommen rund 462 Wagen über die Bergstraße zur Abtei gefahren. Was für die Stadt den Schluss nahelegte: Die Baustraße ist nicht erforderlich, das Mühlenviertel und die Bergstraße nicht überlastet.

Stadt plant den Rückbau

„Wir würden uns wünschen, wenn der Nutzen einer autofreien Straße mit in die Diskussion einbezogen würde“, so das Erzbistum. „Entscheidend sind Fragen der Sicherheit und des Nutzens, den die Baustraße auch künftig für die Stadt und ihre Bürger haben wird.“

Für die Stadt ist der politische Beschluss indes bindend. „Wir haben das Erzbistum ausführlich auf die zugrunde liegenden rechtlichen Rahmenbedingungen hingewiesen, die letztlich zum Rückbau der Baustraße führen“, sagt Stadtsprecher Jan Gerull. Deren Frist endet Ende Oktober – die Verwaltung bereitet den Rückbau derzeit vor, wie die technische Beigeordnete Barbara Guckelsberger auf Nachfrage sagt.

Damit wollen sich indes die Anwohner der Bergstraße nicht abfinden. Sie erwägen eine Beschwerde bei der Regierungspräsidentin.

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