Alkoholmissbrauch von Jugendlichen in der Region Eltern sind der wichtigste Einfluss

SIEGBURG · In Deutschland ist die Abgabe von Spirituosen an Personen unter 18 Jahren gesetzlich verboten. Jugendliche ab 16 Jahren dürfen Bier, Wein und Sekt kaufen.

 Alkohol in Griffweite für den Nachwuchs: Eltern sollen für einen verantwortungsvollen Umgang sensibilisiert werden.

Alkohol in Griffweite für den Nachwuchs: Eltern sollen für einen verantwortungsvollen Umgang sensibilisiert werden.

Foto: dpa

Doch nicht wenige Kinder und Jugendliche machen bereits vor dieser gesetzlichen Altersgrenze ihre ersten Erfahrungen mit Alkohol. Die Initiative "Klartext reden!" unterstützt die Alkoholprävention in Familien. Mit Workshops, Broschüren sowie einer interaktiven Internetpräsenz möchte die vom Bundesverband der Deutschen Spirituosenindustrie und -importeure (BSI) organisierte Initiative Eltern schulen.

"Für Jugendliche zwischen elf und 18 Jahren sind die Eltern der wichtigste Einfluss", so Elisabeth Winkelmeier-Becker. Die CDU-Bundestagsabgeordnete ist die Schirmherrin für die Initiative "Klartext reden!" im Rhein-Sieg-Kreis.

Seit zehn Jahren schult die Initiative "Klartext reden" Eltern in Deutschland. Sie wurde vom "Arbeitskreis Alkohol und Verantwortung" des BSI gegründet und von unabhängigen Wissenschaftlern zusammen mit Vertretern des BundesElternRates entwickelt.

Mit drei Komponenten sollen die Eltern auf das Problem aufmerksam gemacht werden: den Eltern-Workshops in Schulen, der Broschüre "Klartext reden!" - Gesprächsleitfaden für Eltern zum Thema Alkohol - und dem Internetauftritt www.klartext-reden.de. Angelika Wiesgen-Pick, Geschäftsführerin des BSI, sieht keinen Widerspruch darin, dass der Spirituosenverband für die Initiative verantwortlich zeichnet: "Ethik geht bei uns über Erträge", sagte sie.

"Eltern sollen ihren Kindern als Vorbild gelten. Doch selbst Erwachsene wissen oft zu wenig über die positiven und negativen Folgen von Alkohol", sagt Wiesgen-Pick. Im Rhein-Sieg-Kreis gab es bereits drei Workshops der Initiative: in Lohmar, in Windeck und gestern Abend in der Alexander-von-Humboldt-Realschule in Siegburg.

Geschulte Psychologen und Pädagogen geben im Anschluss an einen Elternabend praktische Tipps und wollen die Eltern auch zum Gespräch untereinander anregen. "Das Feedback der Eltern ist sehr positiv. Eine Wirkungsanalyse mit Kontrollgruppenvergleich zeigte deutlich, dass die Eltern nach den Gesprächen in den Workshops viel motivierter mit ihren Kindern über den Missbrauch von Alkohol sprechen", sagte Elisabeth Winkelmeier-Becker. Weitere Workshops sind in Troisdorf und Niederkassel geplant.

Die DAK-Gesundheit indes sieht Fortschritte, was das Bewusstsein für den Umgang mit Alkohol anbelangt. Zwar wurden 2013 im Rhein-Sieg-Kreis 168 Kinder und Jugendliche mit Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert. Das war jedoch eine deutlich geringere Zahl als 2012, als es noch um die 200 Fälle waren.

Test im Internet

Auf der Internetseite www.klartext-reden.de werden Informationen und Tipps zum richtigen Umgang mit Jugendlichen und Alkohol angeboten. Schulen, die sich einen "Klartext reden!"-Informationsabend wünschen, können auf der Internetseite einen entsprechenden Antrag ausfüllen.

Eltern haben außerdem die Möglichkeit, unter www.klartext-elterntraining.de einen etwa 30-minütigen Onlinetest zu absolvieren. Bei Fragen und Anregungen gibt es Informationen unter der E-Mail-Adresse info@klartext-reden.de.

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