Reichspogromnacht Eine "Zeitzeugin" für Gleichaltrige

SIEGBURG · Die 16-jährige Schülerin Nora Weeg hat eine Geschichte über die Rettung einer jüdischen Familie durch ihre Urgroßeltern geschrieben. Elisabeth und Ludwig Weeg hielten mit der befreundeten Familie Meier aus Donrath die jüdische Familie Bernauer aus Troisdorf auf ihrem Bauernhof von Ende 1944 bis zum Kriegsende 1945 versteckt.

 Konzentrierter Vortrag: Nora Weeg (r.) liest die Geschichte über ihre Großeltern vor, links davon Schulpfarrerin Annette Hirzel.

Konzentrierter Vortrag: Nora Weeg (r.) liest die Geschichte über ihre Großeltern vor, links davon Schulpfarrerin Annette Hirzel.

Foto: Kieras

Im vergangenen Jahr hat der israelische Historiker Gideon Greif zum Gedenken an die Reichspogromnacht am 9. November 1938 im Anno-Gymnasium einen bewegenden Vortrag über die Verschleppung und Ermordung der europäischen Juden ab 1941 gehalten. In diesem Jahr referierte Nora Weeg, Schülerin der Jahrgangsstufe Q 1 des Anno-Gymnasiums, unter dem Titel "Lichtblicke von Menschlichkeit in dunkler Zeit" ebenfalls über das Schicksal von Juden - allerdings mit einem glücklichen Ausgang.

Die 16-Jährige war durch Erzählungen ihrer Familie zu ihren Recherchen inspiriert worden: Ihre Urgroßeltern Elisabeth und Ludwig Weeg hielten mit der befreundeten Familie Meier aus Donrath die jüdische Familie Bernauer aus Troisdorf auf ihrem Bauernhof, der "Schönau" in Muchensiefen, von Ende 1944 bis zum Kriegsende 1945 versteckt. Dadurch retteten sie das Leben der Familie.

Schulpfarrerin Annette Hirzel hatte Nora zu ihrem Vortrag ermutigt. Hilfestellung für ihre Forschungsarbeit und Tipps, um an Informationen zu gelangen, erhielt die Schülerin durch Kreisarchivarin Claudia Arndt. Mit dem Rad fuhr die junge Frau nach Troisdorf, machte dort für ihren Vortrag Bilder vom ehemaligen Haus der Bernauers und fuhr mit der Bahn nach Köln-Müngersdorf zu den Ruinen des ehemaligen Sammellagers, das sie ebenfalls für ihre Geschichte fotografierte. Die Tochter der Meiers, Katharina, war mit Erwin und Nanny Bernauer untergehakt einfach aus diesem Lager herausgegangen: Sie gab die beiden als ihre Eltern aus, die angeblich dort in der Küche arbeiteten.

Obwohl sich die Mühen in keiner Schulnote niederschlagen, wartet eine besondere Belohnung auf Nora Weeg. Auf Vorschlag Hirzels und Einladung des deutschen Bundestages wird sie im Januar 2014 an der "Internationalen Jugendbegegnung" mit 80 Jugendlichen aus aller Welt teilnehmen, eine Woche in Sankt Petersburg verbringen und die Gedenkstunde für die Opfer des Nationalsozialismus im Bundestag besuchen.

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