Michaelsberg in Siegburg Ein Zeitdokument ist zurück

Siegburg · Der Förderverein des Michaelsbergs schenkt Pastor Thomas Jablonka einen mehr als hundert Jahre alten Priesterkelch aus der ehemaligen Abtei.

 Werner Mertens von den Freunden und Förderern des Michaelsbergs und Pastor Thomas Jablonka (re.) begutachten den Priesterkelch.

Werner Mertens von den Freunden und Förderern des Michaelsbergs und Pastor Thomas Jablonka (re.) begutachten den Priesterkelch.

Foto: Hannah Schmitt

Ein Zeugnis der aufgelösten Benediktinerabtei hat seinen Weg zurück nach Siegburg gefunden. Einen mehr als hundert Jahre alten Priesterkelch haben die Freunde und Förderer des Michaelsbergs Pastor Thomas Jablonka geschenkt. Ein ehemaliges Konventsmitglied, Frater Bruno, hatte den Messkelch bei sich zu Hause am Niederrhein entdeckt und an die Vorsitzende des Fördervereins, Andrea Korte-Böger, geschickt. „Sie sehen eine Ruine“, sagt der leitende Pfarrer von Sankt Servatius gestern beim Pressetermin. „Aber wir werden ihn auf keinen Fall restaurieren lassen. Er ist ein Zeugnis für alle Wirrnisse des Lebens“, sagte Jablonka, der dem Förderverein für sein Engagement dankte.

Kelch ist 1914 nach Siegburg gekommen

Verformt, zerbeult und mit deutlichen Brandspuren – der Priesterkelch ist gezeichnet von den Ereignissen der vergangenen Jahrzehnte. 1908 erstellt sei er 1914 vom heutigen Belgien aus dem Gebiet der Abteil Merkelbeek nach Siegburg gekommen, vermutet Jablonka. Die deutlichsten Spuren auf dem Gefäß hinterlassen hat jedoch der Bombenangriff auf die Abtei am Michaelsberg am 28. Dezember 1944, bei dem sie größtenteils zerstört wurde. „Die Altäre sind in Schutt und Asche versunken“, sagte der Pastor. Und damit auch die Messkelche, die die Priester nutzten. „Er ist ein dramatisches Zeugnis dieser Situation.“

In den Brandresten hatte Pater Mauritius Mittler als junger Mönch den Kelch gefunden – zerbrochen in zwei Teile. Im Schrank in seiner Zelle bewahrte er ihn auf, bis die Abtei „entrümpelt“ wurde. Frater Bruno habe das Fundstück damals an sich genommen, um es „ehrend zu bewahren“, denn Pater Mauritius habe zu der Zeit bereits nicht mehr in der Abtei gewohnt, schreibt das ehemalige Konventsmitglied an Korte-Böger. Der Frater war zuvor durch die Berichterstattung über das vernichtete Chorgestühl auf den Förderverein aufmerksam geworden. So gelangte der Kelch wieder nach Siegburg.

Kelch soll wie die Schreine aus der Abtei verwahrt werden

Dort soll er nun dauerhaft bleiben. „So wie wir die Schreine aus der Abtei verwahren, wollen wir auch andere Gegenstände aufbewahren“, sagt Jablonka. Dazu zählt etwa das alte Bronzekreuz aus der Krypta der Abteikirche, das der Förderverein vergangene Woche zufällig im Internet bei einer Auktion entdeckte und sofort kaufte (der GA berichtete). „Noch ist es nicht angekommen“, sagt Korte-Böger. „Ich habe dem Händler aber gesagt, er soll die Ohren nach weiteren Stücken aus der Abtei aufhalten.“

Jablonka hofft, dass auch das ein oder andere Stück, das damals bei dem Flohmarkt den Besitzer wechselte, noch zu retten ist. Seine Idee: Die Stücke aus der Abtei dann an der Nordseite der Kirche auszustellen. „Wir wollen schauen, dass wir hier etwas von diesem Geist wieder lebendig machen“, sagt Jablonka. Als erstes möchte der Pastor nun die Geschichte des Kelches wieder ins Gedächtnis rufen. Das Fundstück soll am Gründonnerstag Gegenstand seiner Predigt werden – und auch auf dem Altar zu sehen sein.

Die Messe startet an Gründonnerstag, 24. März, um 19.30 Uhr in der Sankt-Servatius-Kirche in Siegburg.

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