"Siegburger Gold" Ein Stück Ton für jedermann

Siegburg · Die Stadt hat das bei Bauarbeiten am Markt entdeckte Material aufarbeiten lassen und bietet es nun als Präsent und zur Verarbeitung an. Schulklassen und Kitas bekommen den Ton umsonst.

 Siegburger Ton präsentieren Bürgermeister Franz Huhn (von links), Christoph Hasenberg und Jaqueline Ruland im Stadtmuseum.

Siegburger Ton präsentieren Bürgermeister Franz Huhn (von links), Christoph Hasenberg und Jaqueline Ruland im Stadtmuseum.

Foto: Holger Arndt

Ein Großbohrer hat ihn vor nunmehr drei Jahren am oberen Markt an den Tag gebracht: äußerst hellen, fast bläulich schimmernden Siegburger Ton. Wie berichtet, legten die Bauarbeiten für den Gebäudekomplex, in dem heute unter anderem eine H & M-Filiale untergebracht ist, eine tiefe Tonader frei. Das Material, aus dem die Siegburger Töpfer im Mittelalter ihre Keramiken formten. Drei Jahre später kann sich nun jeder ein Stück Siegburger Geschichte mit nach Hause nehmen: Die Touristinfo und das Stadtmuseum verkaufen das „Siegburger Gold“ vakuumverpackt in einer Präsentbox, aber auch in einem zehn Kilogramm schweren Block als Arbeitsmaterial.

„Die Siegburger Tonware ist einzigartig und hat unsere Stadt weltweit bekanntgemacht“, sagte Bürgermeister Franz Huhn. Bis in das 17. Jahrhundert hinein seien Siegburger Keramikprodukte eine wichtige Handelsware gewesen, die zollfrei von Siegburg nach Köln und dann über den Rhein in die ganze Welt gingen. „Siegburger Töpfer waren international berühmt für qualitativ hochwertige Tonwaren und aufwendige Dekorationen“, so Jaqueline Ruland von der Touristinfo. Deswegen sei dem „Gold des Mittelalters“ eine Abteilung im Stadtmuseum gewidmet.

Den Moment, als während der Bauarbeiten am oberen Markt eine Tonader entdeckt wurde, bezeichnete Huhn als einen besonderen. Auch Keramikkünstler Christoph Hasenberg erinnert sich gut. In verschiedenen Untersuchungen stellte er sicher, dass es sich bei dem Fund wirklich um reinen Siegburger Ton handelte. Ein Material, das überaus bildsam und dafür für hohe und schlanke Formen geeignet sei, so der Fachmann. Davon zeugen die typischen Siegburger Schnellen oder Sturzbecher. „Er brennt bei 1200 Grad wasserdicht“, nennt Hasenberg einen großen Vorteil des Siegburger Tons. Er muss nicht glasiert werden.

Aufwendige Verarbeitung

Die Bauherrenfamilie Kranz ließ 2015 mehrere Lastwagenladungen des geschichtsträchtigen Materials zum städtischen Bauhof fahren. Insgesamt lagerten dort am Ende 24 Tonnen. Hochwertiger Ton, der vor seiner Verarbeitung allerdings aufwendig aufgearbeitet werden muss, wie Hasenberg erklärt: „Er wird erst getrocknet, dann zerbröselt, wieder aufgeschlemmt, gesiebt und wieder gewässert.“ Das hat eine Fachfirma aus dem Westerwald für den Siegburger Fund übernommen, der nun vakuumverpackt weiter am Bauhof lagert.

„Für Schulklassen und Kindergärten ist der Ton kostenfrei“, sagt Huhn. So könnten Kinder und Jugendliche im Unterricht ein Stück Stadtgeschichte im wahrsten Wortsinn „begreifen“.

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