515. Rochuswallfahrt in Siegburg-Seligenthal Ein Pilgerzug wie vor 500 Jahren

SIEGBURG · Seit mehr als 500 Jahren pilgern Gläubige am Festtag des Heiligen Rochus nach Siegburg-Seligenthal, um ihn zu verehren und um seinen Schutz zu bitten. Am Dienstag geschah das nun schon zum 515. Mal. Insgesamt etwa 300 Pilger kamen in Prozessionen aus verschiedenen Himmelsrichtungen.

 In Prozessionen aus verschiedenen Himmelsrichtungen pilgerten die Gläubigen nach Seligenthal.

In Prozessionen aus verschiedenen Himmelsrichtungen pilgerten die Gläubigen nach Seligenthal.

Foto: Paul Kieras

Mit einer Vesper in der Kaldauer Liebfrauenkirche begann die Feierlichkeit, dann zogen die Teilnehmer in einer Prozession singend und betend ins „Tal der Seligen“, wie das Wahnbachtal nach der Errichtung des dortigen Klosters durch die Franziskaner im Jahre 1231 genannt wurde. Dort zelebrierte Kreisdechant Thomas Jablonka auf der Wiese vor dem ehemaligen Pfarrhaus einen Festgottesdienst. Im Anschluss an den Gottesdienst waren alle Teilnehmer auf eine Stärkung im Hof der alten Klosteranlage eingeladen.

Die Traditionsveranstaltung hat ihren Ursprung in der Verehrung des Rochus von Montpellier, der in der französischen Stadt um 1295 geboren wurde und am 16. August 1327 dort starb. Der Legende nach kümmerte er sich während einer Pilgerreise nach Rom um Pestkranke, pflegte sie und auch nach seiner Rückkehr heilte er viele von ihnen auf wundersame Art, angeblich allein durch das Zeichen des Kreuzes. Nach seinem Tod riefen ihn die Menschen um Hilfe an, wenn eine Pestepidemie ihr Leben bedrohte.

So kam die Verehrung des Volksheiligen, der allerdings nie offiziell heiliggesprochen wurde, auch in das Tal der Seligen. „Im mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Siegburg umschloss eine fünf Meter hohe Mauer die eng bebaute Stadt, in der die vorhandenen vier Stadttore abends geschlossen wurden, damit kein böser Feind, sicherlich aber auch kein frisches Lüftchen in die engen, überwiegend ungepflasterten Gassen hineinwehen konnte“, erklärte Siegburgs Stadtarchivarin Andrea Korte-Böger.

Nach ihrer Aussage gab es viele Brunnen, aber noch mehr Fäkalgruben, sogenannte „Abtritte“. Im Bodenuntergrund floss alles zusammen und durcheinander. „Kein Wunder, dass Wasser trinken damals im Wortsinn ein Himmelfahrtskommando war“, erzählte die Archivarin. Rochus sollte gegen Durchfallerkrankungen helfen, die zu jener Zeit oft tödlich endeten.

Jeweils am Gedenktag des Heiligen, am 16. August, pilgern Christen seitdem in Prozessionen nach Seligenthal. Aus dieser Tradition entwickelte sich auch die Rochuskirmes, die von Freitag bis Sonntag, 19. bis 21. August, in Kaldauen entlang der Hauptstraße gefeiert wird.

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