KSI-Einzug in die Siegburger Abtei Ein neuer Anfang auf dem Michaelsberg

Siegburg · Die Zukunft der geschichtsträchtigen Abtei war nach dem Ende des Benediktiner-Konvents 2010 lange ungewiss. Am Donnerstag feiert dort das Katholisch-Soziale Institut Eröffnung mit Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Zwischen tiefer Trauer und großer Freude liegen sechseinhalb Jahre. Jahre, in denen die Siegburger Abschied nehmen mussten, mit gemischten Gefühlen Veränderungen beobachten konnten und nun einem Neuanfang beiwohnen können. Jahre, in denen sich die Abtei auf dem Michaelsberg vom Sitz der Benediktiner zum neuen Tagungshaus des Katholisch-Sozialen Instituts (KSI) gewandelt hat. Die Verwandlung ist nun abgeschlossen. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki schreiten am Donnerstag zur Eröffnung – zunächst nur für geladene Gäste. Alle anderen lernen das KSI beim Bürgerfest am Sonntag kennen.

Der 8. November 2010 markiert eine Zäsur in der Geschichte des Siegburger Wahrzeichens. Es ist der Tag, an dem die Benediktiner das Ende ihres Konvents verkünden. Aus wirtschaftlichen und personellen Gründen haben die verbliebenen zwölf Mönche beschlossen, die Kreisstadt fast 950 Jahre nach der Klostergründung zu verlassen. Ein schwarzer Tag für viele Siegburger. Trauer, Unverständnis und tiefes Bedauern sind die Reaktion. Und es bleibt die Frage: Wie geht es weiter? Die Zukunft ist ungewiss.

Und der Abschied von den Benediktinern fällt schwer. Als die Glocken im Juni 2011 zum Pontifikalamt rufen, ist in der Abteikirche kaum ein Platz zu finden. Geladene Gäste, aber noch viel mehr, die aus Verbundenheit zum Kloster und seinen Mönchen gekommen sind, nehmen Abschied. Der damalige Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner schenkt ihnen Hoffnung für die Zukunft der Abtei. Ohne indes konkret zu werden. Die Siegburger müssen sich weiter in Geduld üben.

Bis auf einen haben alle Mönche das Kloster verlassen, als im Januar 2012 schließlich alle Spekulationen ein Ende finden und das Erzbistum verkündet, dass das geistige Leben auf dem Michaelsberg weitergeht: mit der Ordensgemeinschaft der Unbeschuhten Karmeliten und dem KSI.

Der alte Charme der Abtei bleibt bewahrt

Das Erzbistum schmiedet Pläne für die Zukunft, in die es am Ende rund 47 Millionen Euro investiert. Es plant die Sanierung des alten Klostergebäudes und sorgt mit Anbauplänen für Diskussionen. Ein Architektenwettbewerb wird ausgeschrieben. Unterdessen wickelt Frater Linus, als Liquidator des Vereins der Benediktiner allein verblieben in der 21 000 Quadratmeter großen Anlage, die Abtei ab, unterstützt durch die Kurie in Rom. Es gilt, Verträge zu kündigen und den Verbleib des Inventars zu regeln. Anfang Oktober 2012 verlässt auch er den Michaelsberg und übergibt das Kloster endgültig an das Erzbistum.

Die Sanierung und Neugestaltung beginnt. Zunächst mit dem früheren Jugendgästehaus, in das im Sommer 2013 die Unbeschuhten Karmeliten einziehen. Zwei Jahre nach dem Weggang der Benediktiner leben wieder Mönche auf dem Michaelsberg. Im Frühjahr 2014 beginnen die Arbeiten an der Abtei. Die Siegburger verfolgen deren Verwandlung hautnah mit. Erster Spatenstich, Grundsteinlegung, Richtfest, Auf- und Abbau des Baukrans, der zwei Jahre lang die Silhouette des Wahrzeichens bestimmt, und im Februar der Einzug der KSI-Mitarbeiter. Zwischendurch gewährt das Erzbistum immer wieder Einblick. Und der verschafft Erleichterung. Bei allem Neuen, das auf dem Michaelsberg geschaffen wurde, ist es gelungen, den alten Charme der Abtei zu bewahren.

Pünktlich zur Eröffnung ist auch das monumentale Altarkreuz zurück in der Abteikirche, als Dauerleihgabe des Kölner Schnütgen-Museums. Dorthin war es nach der Auflösung der Abtei gezogen. Und noch einer kehrt nach Siegburg zurück, zumindest als Besucher. Joachim Kardinal Meisner hat zugesagt, neben Erzbischof Kardinal Woelki am Sonntag die Messe auf dem Marktplatz zu zelebrieren.

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