Literaturwoche in Siegburg Ein Mann, der weiß, wovon er singt

Siegburg · Der Schauspieler und Liedermacher Michael Fitz begeistert das Publikum im Stadtmuseum mit seinen Gitarren, seiner Stimme und viel Gefühl. Damit begeisterte er Montag Abend in Siegburg.

 Michael Fitz bei den Siegburger Literaturwochen im Stadtmuseum.

Michael Fitz bei den Siegburger Literaturwochen im Stadtmuseum.

Foto: Holger Arndt

Selten spricht ein Mann so offen über seine Gefühle und erlaubt einen so tiefen Blick in seine verborgenen Gedanken. Michael Fitz, bekannt aus dem Münchener Tatort und aus zahlreichen Soloprogrammen als Liedermacher, war am Montagabend zu Gast bei den Siegburger Literaturwochen im Stadtmuseum. Mit ihm auf der Bühne waren seine fünf Akustikgitarren und eine Ehrlichkeit, die sich nicht nur in seinen ausschließlich auf Bayrisch verfassten Texten zeigte.

Schon in den ersten Minuten seines Programms „Liedermaching“ zog er die zahlreich erschienenen Gäste in seinen Bann. „Es geht heute um kleine und große, um wichtige und unwichtige Dinge, die jeder kennt“, kündigte der geborene Münchner und bekennende Oberbayer an. Der Mann mit der wandelbaren Stimme stieg sofort mit einem seiner tiefgründigsten Liedern ein.

„Zu Beginn eines Auftritts muss ich mich erst mal vorstellen, quasi die Hosen runter lassen. Das mache ich mit dem ersten Song“, erklärte er weiter. In „Hinter meiner Stirn“ beschreibt er den dicken Nebel, der in seinem Kopf herrscht – auf bayrisch „Verhau“ genannt. Anschließend erklärte er mit viel Witz und Charme, dass die Entwirrung dieses gedanklichen Durcheinanders auch Beziehung genannt wird. Und darum ging es in seinem nächsten Song „Irgendwo dahintn“. Genauer gesagt besingt er darin die Sehnsucht, die es in einer Beziehung eigentlich gar nicht geben darf.

Zwischenzeitlich fragte er sein Publikum: „Und, wia sieht's aus? Könna sie ois vastehn?“ Schon zu Beginn hatte der Mann mit den ausdrucksstarken Augen, der sein schauspielerisches Talent auch als Musiker auf der Bühne einzusetzen weiß, angekündigt: „Wer 30 Prozent meiner Texte versteht, der ist schon gut dabei.“

Viel Selbstironie

Neben gesanglichem Talent und Fingerfertigkeit auf der Gitarre bewies der „vernunftbegabte Mann mittleren Alters“, wie er sich selbst (57) bezeichnete, auch viel Selbstironie. Mit anschaulichen Anekdoten beschrieb er zum Beispiel seine Erfahrungen als einer von drei protestantischen Erstklässlern – umgeben von 42 katholischen Buben. „Als Protestant gilt man in Bayern ja quasi als Abtrünniger“, erklärte er und lachte. Bei seinen Ankündigungen wechselte er meistens ins Hochdeutsch. So konnte auch der Teil des Publikums, der wirklich nur an die von Fitz erhofften 30 Prozent Bayrischverständnis herankamen, zumindest den Inhalt der Lieder erahnen.

Neben positiven Erinnerungen über Liebe oder alltäglichen Dingen wie der dahinrennenden Zeit, sang der Schauspieler auch über ernstere Themen. „As diafa glegte lebm“ – das tiefergelegte Leben – beschreibt die Unaufmerksamkeit und mentale Abwesenheit vieler Leute, die auf Handys zurückzuführen ist. Außerdem erzählt er in einem seiner Songs von dem kleinen „Daifi“ – Teufel – in uns allen.

Nachdem Michael Fitz viele Stärken und Schwächen von Innen nach Außen gekehrt hat, gab er noch offen zu: „Es gibt Situationen, da habe ich einfach Angst. Das ist okay, Angst darf man haben.“ Auch über solche Situationen konnte er einen Song zum Besten geben. Der Zuschauer hatte am Ende des Abends das Gefühl, jede Wahrheit – sei sie noch so unangenehm – auf humorvolle Weise und vor allem auf „boarisch“ gehört zu haben.

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