Neue Kirchenfenster in Siegburg Dreifaltigkeit mit neuem Gesicht

SIEGBURG · Bei dem großen Unwetter im Juli 2015 hatten dicke Hagelkörner die Fenster der Kirche durchlöchert. Noch in der zweiten Bankreihe waren bei den Aufräumarbeiten Splitter gefunden worden. Jetzt sind die Chorfenster der Wolsdorfer Kirche wieder eingebaut.

 Ortstermin: Noch einige Arbeiten an den Fenstern sind in der Dreifaltigkeitskirche zu erledigen.

Ortstermin: Noch einige Arbeiten an den Fenstern sind in der Dreifaltigkeitskirche zu erledigen.

Foto: Holger Arndt

Die Türen von St. Dreifaltigkeit sind verschlossen, der Altar ist abgedeckt und die Luft im Innenraum eiskalt. Dort, wo sonst Engel und die Darstellung der heiligen Dreifaltigkeit friedvoll auf die Besucher der Kirche blicken, hängen schon seit Juli unbemalte, schlichte Glasfenster. Nun sind die Chorfenster repariert zurück, und mit den eingesetzten Fensterstückchen erhält die Kirche einen Teil ihres Glanzes zurück.

Im Zweiten Weltkrieg spielte die Kirche in Siegburg-Wolsdorf für die Bewohner der Stadt und aus dem Umland eine wichtige Rolle: Bei jedem Fliegeralarm versammelten sich Frauen und Kinder im schützenden Keller von St. Dreifaltigkeit. „Angeblich sollen hier über 1000 Menschen Schutz gesucht haben“, erzählte Andrea Korte-Böger, Siegburgs Stadtarchivarin. Auch das große Chorfenster mit der Figurengruppe „Gottvater und Sohn“ mit einer Taube als Symbol des Heiligen Geistes wurde in dieser Zeit trotz der vielen Gefahren eingesetzt.

Am Palmsonntag des Jahres 1942 wurde das charakteristische Fenster in St. Dreifaltigkeit eingesegnet. Die vielen Fliegerangriffe im Zweiten Weltkrieg hatten die bunten Fenster ohne größere Schäden überstanden, der Hagelsturm am 5. Juli des vergangenen Jahres hatte jedoch vor allem dem großen Chorfenster hinter dem Altar stark zugesetzt. Insgesamt 194 kleinere und größere Löcher hinterließ der Hagel, 161 Mal war ein buntes Fensterstückchen gesprungen. Besonders tragisch: Die Gesichter der Figurengruppe „Gottvater und Sohn“ auf dem Chorfenster wurden völlig zerstört.

Und auch wenn es viele Bilder aus dem Kircheninnenraum gibt, so musste in den Archiven lange nach einem alten Foto des Chorfensters gesucht werden, um dem Glasmaler eine Vorlage für die Gesichter zu geben. Die anderen Fenster der Kirche wurden nur leicht beschädigt und daher auch nur partiell in die Reparatur gegeben. „Die Reparatur der Fenster kostete insgesamt etwa 45 000 Euro, die Reparatur der Dacheindeckung weitere 12 000 Euro. Zum Glück übernahm die Versicherung die hohen Kosten“, sagte Stefan Groß, Verwaltungsleiter der Großgemeinde Sankt Servatius.

Um in Zukunft solche Unwetterschäden zu vermeiden, baute nun die älteste Glasmalerei Deutschlands, die Firma Oidtmann aus Linnich, drei bis vier Zentimeter vor dem großen Chorfenster ein sogenanntes Schutzfenster ein. Dieses sechs Millimeter dicke Glasfenster soll das große Fenster im Chorraum in Zukunft nicht nur vor äußeren Schäden schützen, sondern ermöglichte zugleich auch einen leichteren Einbau. Die einzelnen Glasscheiben des großen Chorfensters mussten nun nämlich nicht mehr verschraubt oder verputzt werden, sondern wurden einfach auf ein Gerüst vor dem Schutzfenster gesteckt. Zusätzlich sorgen nun eine etwa einen Zentimeter tiefe Rille unter den Fenstern und abgerundete Bleilappen an den Seiten für eine gute Luftzirkulation.

„Wir hätten mit der Reparatur und dem Einbau der Fenster schon viel früher beginnen können, doch da das Gebäude unter Denkmalschutz steht und das neue Schutzfenster den Blick von außen auf das Chorfenster verändert, dauerte der Prozess sehr lange“, so Dirk Venrath, Monteur der Glasmalerei Oidtmann.

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