Trainingslager in Istanbul Die Siegburgerin Hale Aydin ist auf dem Weg zur Profispielerin

Siegburg · Die Siegburger Schülerin Hale Aydin schafft es in das türkische Fußball-Nachwuchsteam. Der 15-Jährigen fehlt allerdings noch der türkische Pass.

 Das große Vorbild für die 15-jährige Hale Aydin ist Superstar Cristiano Ronaldo.

Das große Vorbild für die 15-jährige Hale Aydin ist Superstar Cristiano Ronaldo.

Foto: Franziska Jünger

Hale Aydins Zimmer lässt keinen Zweifel zu – hier wohnt jemand, der Fußball liebt. Die Bettwäsche vom Lieblingsverein Real Madrid, glänzende Pokale auf dem Schrank, an der Wand zahlreiche Medaillen und Poster von Cristiano Ronaldo. Wie der portugiesische Superstar, Hales großes Vorbild, wurde auch die 15-jährige Schülerin aus Siegburg von einem Scout entdeckt. Wenn es nach dem türkischen Fußballverband geht, könnte sie bald für die türkische U 17-Nationalmannschaft auflaufen. Ein Problem jedoch bleibt: Hale ist als deutsche Staatsbürgerin nicht berechtigt, für die Türkei zu spielen.

Es war eigentlich ein ganz normaler Tag, der Hales Leben nachwirkend verändern könnte. Bei einem Spiel mit den B-Juniorinnen des TSV Wolsdorf war jedoch eine besondere Zuschauerin dabei. Merjem Yamak, türkischstämmige ehemalige Profispielerin beim FC Bayern München und jetzt Scout für den türkischen Fußballverband, war eigens nach Bonn gereist, um Hale spielen zu sehen. „Ich war sehr aufgeregt. Sie hat mir gesagt, was ich gut gemacht habe und noch verbessern kann. Und dass sie mich weiterempfehlen will“, erzählt Hale. Einige Monate später, im Spätsommer 2017, kam dann auf einmal eine Whatsapp-Nachricht der türkischen Nationaltrainerin und die Einladung, an einem fünftägigen Trainingslager in Istanbul teilzunehmen. Da kam zum ersten Mal die Frage auf: „Hast du einen türkischen Pass?“ Hale hat keinen, flog aber trotzdem in die Türkei. „Bei dem Trainingslager wurden 20 Spielerinnen ausgewählt, und ich war eine davon. Ich konnte das gar nicht glauben“, sagt Hale rückblickend.

Hales Eltern haben die Fußballleidenschaft ihrer Tochter, die sich schon im Kindergarten am liebsten mit dem Ball beschäftigte, immer unterstützt. Die Berufung in das türkische Nachwuchsteam der Türkei ist auch für sie etwas Besonderes: „Wir leben zwar schon lange in Deutschland, aber ich kann mich mit meinen Wurzeln noch stark identifizieren. Daher war ich schon stolz“, sagt Mutter Vildan Aydin. Für Hale, die nur ein paar Mal Urlaub in der Türkei gemacht hat, spielt das weniger eine Rolle: „Für mich ist nicht wichtig, für welche Mannschaft ich spiele, Hauptsache ich spiele.“

Immer drängender wird allerdings die Passfrage. Hales Eltern sind zwar in der Türkei geboren, legten ihre türkische Staatsbürgerschaft aber zugunsten der deutschen ab. Nur, wenn mindestens ein Elternteil die türkische Staatsbürgerschaft besitzt, können die minderjährigen Kinder diese auch annehmen. Hales Mutter, die in der Touristikbranche arbeitet, fürchtet starke Reiseeinschränkungen, wenn sie die deutsche Staatsbürgerschaft ablegt, und auch der Vater kann sich das eigentlich nicht vorstellen.

Trainer von Hale kennt die Risiken des Profisports

Die instabile politische Lage in der Türkei macht ihnen ebenfalls Sorgen. „Es ist eine große Chance, und vielleicht hängt ihre Karriere davon ab, aber ich habe große Bedenken, auch, dass sie dann zu viel in der Schule fehlt.“ Hale, die momentan in die 10. Klasse des Siegburger Anno-Gymnasiums geht, hat Verständnis für die Bedenken der Mutter. „Ich wäre schon sehr traurig, wenn es nicht klappt, aber ich kann meine Eltern verstehen. Ganz egal wie es kommt, ich mache einfach weiter mit Fußballspielen.“ Vielleicht, so hofft sie, meldet sich ja auch der deutsche Fußballverband noch bei ihr.

Was Hale auf jeden Fall bleibt, ist die Anerkennung für ihre Leistungen und das fußballerische Talent. Die Wolsdorfer Teamkolleginnen und ihre Freundinnen sind stolz auf Hales Erfolg. Die 15-Jährige ist vor allem ihrem ehemaligen Trainer Andreas Geis dankbar, der den Kontakt zum Scout hergestellt hatte. „Ich weiß auch, dass eine Profikarriere im Sport sehr risikoreich ist, wenn man sich zum Beispiel verletzt. Ich möchte erst mal die Schule fertig machen, und dann stehen mir alle Türen offen“, sagt Hale. Nach dem Abitur hat sie sich fest vorgenommen, mit ihrer besten Freundin eine Weltreise zu machen. Und wenn es mit der ProfiKarriere wirklich nicht klappen sollte? „Dann werde ich Lehrerin, das wollte ich immer schon.“

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