Neues Radverkehrskonzept Die Kosten sollen die Kommunen und der Landesbetrieb tragen

RHEIN-SIEG-KREIS · Nur 7,3 Prozent der Menschen im Rhein-Sieg-Kreis nutzen das Fahrrad als Fortbewegungsmittel im Alltag. Dabei könnten es, je nach Landschaft, bis zu 45 Prozent sein. Das zumindest hat eine Potenzialanalyse ergeben, die das Aachener Stadt- und Verkehrsplanungsbüro Kaulen im Auftrag des Rhein-Sieg-Kreises erstellt hat.

 Radfahren an Rhein und Sieg, hier in Troisdorf-Bergheim, soll künftig noch alltäglicher werden.

Radfahren an Rhein und Sieg, hier in Troisdorf-Bergheim, soll künftig noch alltäglicher werden.

Foto: Axel Vogel

Nachdem der Radtourismus in den vergangenen Jahren einen starken Aufschwung genommen habe, sollten nun "mehr Menschen für ihren Weg zur Arbeit, zum Einkaufen oder zur Ausbildung das Fahrrad nutzen", sagte Mehmet Sarikaya, Leiter des Kreisplanungsamtes.

Diplom-Ingenieur und Gutachter Ralf Kaulen bescheinigte dem Kreis "gute Grundlagen und hervorragende Potenziale": "Wir fangen hier nicht bei Null an." Gleichwohl müssten in der Region noch einige Lücken geschlossen werden. Die Verkehrssicherheit müsse erhöht werden, außerdem soll "multimodale Mobilität", das heißt die Vernetzung von Fahrrad und ÖPNV, gefördert werden.

Auch das Thema "Radschnellwege" kommt wieder auf den Plan. Dass eine vom Land geförderte "Autobahn" für Radler zwischen Siegburg und Bonn nicht zustande kam, habe ihn "geschockt", sagt Ralf Kaulen. Sarikaya betont, mit den beteiligten Kommunen nochmals sprechen zu wollen: "Viele haben weiterhin Interesse, jetzt müssen wir schauen, was gegebenenfalls eigenständig umgesetzt werden kann."

Um die vorhandenen Lücken im Radwegenetz zu identifizieren, haben die Aachener Verkehrsplaner die Hauptachsen des Rhein-Sieg-Kreises ermittelt, also die Strecken, die die Mittel- und Grundzentren der Region miteinander verbinden. Insgesamt ist das Radverkehrsnetz im Kreis und um Bonn herum 1012 Kilometer lang.

Auf 270 Kilometern davon, die als die Hauptachsen angenommen wurden, hat der Gutachter verschiedene Netzlücken, Hindernisse und Konfliktbereiche ausgemacht. Die wurden in Sofort-, kurzfristige und mittel- bis langfristige Maßnahmen unterteilt. 20 ausgewählte Engpässe mit "höchster Priorität" hat das Büro Kaulen im Einzelfall betrachtet und Lösungsvorschläge erarbeitet.

Ein Beispiel: die Hauptstraße in Troisdorf (B 8) zwischen Paulstraße und Lülsdorfer Straße. Dort ist der einseitige Zweirichtungsradweg laut Ralf Kaulen zu schmal und entspricht nicht den aktuellen Maßgaben der Straßenverkehrsordnung. Dort sollen nach Vorschlag der Planer beidseitig Schutzstreifen auf der Fahrbahn angebracht werden. Die geschätzten Kosten dafür: 11.000 Euro.

Das ist nur ein Bruchteil dessen, was die Umsetzung des gesamten Radverkehrskonzept kosten könnte. Für die Infrastrukturmaßnahmen wurde ein Bedarf von 1,3 Millionen Euro ermittelt, die auf die insgesamt 21 Baulastträger aufgeteilt würden.

Laut Gutachten entfielen dabei knapp zwei Drittel auf den Landesbetrieb Straßen NRW, die Kommunen müssten ein Drittel tragen und der Kreis die verbleibenden 1,3 Prozent. Um eine "idealtypische Verknüpfung von Radverkehr und öffentlichem Verkehr" herzustellen, würden insgesamt 17,4 Millionen Euro benötigt. Der Kreis will bei der Umsetzung als Koordinator und Vermittler dienen, denn, so Kaulen: "Wir brauchen Partner."

Mit denen, vor allem mit den Kommunen des Rhein-Sieg-Kreises, soll das Konzept nun abgestimmt werden. Laut Sarikaya soll "noch in dieser Legislaturperiode ein Beschlussvorschlag erarbeitet werden". Wie die Städte und Gemeinden die Maßnahmen annehmen, ist offen: Im Vorfeld, berichtete Kaulen, hätten manche Kommunen "nur sehr zögerlich oder gar nicht" reagiert, als sie benennen sollten, wo in ihrem Radverkehrsnetz der größte Handlungsbedarf besteht.

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