Fipronilbelastung in Eiern Die Eier von heimischen Höfen sind wieder gefragter

Rhein-Sieg-Kreis · Heimische Bauern und Direktvermarkter verzeichnen höhere Nachfrage. Auf dem Scheja-Hof in Sankt Augustin wurde in den ersten Tagen des Skandals die doppelte Menge an Eiern verkauft.

Der Einsatz von Fipronil ist bei lebensmittelproduzierenden Tieren in Deutschland verboten. Dennoch kennt mittlerweile fast jeder Bundesbürger dieses Insektizid, nachdem das Gift in Eiern aus Holland und Belgien nachgewiesen wurde. Die Folge: Die Eierregale in Supermärkten und Discountern sind zum Teil leer. Doch hier und da finden sich immer noch Eier, die von regionalen Anbietern stammen.

Einer von ihnen ist Andreas Trimborn, Juniorchef auf dem Bauerngut Schiefelbusch in Lohmar. Er verzeichnet aufgrund der Verunsicherung der Verbraucher durch den Fipronil-Skandal eine höhere Nachfrage nach den Eiern seines Hofes. „Zu unserer Philosophie gehört es, dass wir nur Stallungen betreiben, die die Gesundheit und das Wohlbefinden der Tiere fördern und dem Einsatz von Medikamenten vorbeugen“, erklärt der 30-jährige Agraringenieur. Das gelte auf dem Hof für Schweine, Kühe, Gänse und ebenso für die Hühner. In vier Stallungen mit je 1500 Hühnern leben sie auf dem Schiefelbusch.

Auch sei es völlig natürlich, dass in Hühnerställen Insekten vorkommen, so Trimborn. Das Problem sei dabei die sogenannte rote Milbe. Der könne man aber ohne Chemie beikommen. In den Ställen der Familie Trimborn werde Silikatstaub ausgebracht, ein Naturprodukt, das die Milben austrockne, sagt der Juniorchef. Außerdem würden die Ställe einmal pro Woche von normalem Staub gereinigt. Den wirbeln die Hühner auf, wenn sie ihre Staubbäder nehmen, um ihr Gefieder zu reinigen. Darüber hinaus bekämen die Tiere nur selbst angebautes Futter. Getreide und viel Körnermais für eine schöne Farbe des Eigelbs ist die Mischung.

„Wir lassen das Futter sogar nach der Ernte eigens untersuchen, ob nicht durch Umwelteinflüsse irgendetwas schädliches in die Pflanzen geraten ist. Das kostet immerhin pro Untersuchung 1000 Euro, das ist es uns aber wert“, sagt Trimborn weiter. „Ein Ei ist ein Vertrauensprodukt“, ist der Juniorchef überzeugt. „Wir haben das Vertrauen unserer Kunden über Jahre aufgebaut, man kennt sich und will das Vertrauen nicht verlieren.“ Die Nachfrage sei insgesamt seit Jahren gestiegen, immer mehr Verbraucher entschieden sich für regionale Produkte. Der Juniorchef führt das auch auf die kürzeren Wege im Vergleich zu Eiern aus Massenproduktion zurück. Sie seien meist schon eine Woche alt, bis sie beim Verbraucher ankommen.

Landwirte bauen eigenes Futter an

Auch bei Franz-Josef Telohe vom Geflügelhof Wirtz in Niederkassel macht sich die Verunsicherung der Verbraucher bemerkbar. „Meist hatten wir um die Sommerferien herum eine Art Sommerloch.“ Aber nach dem Skandal mit den „verseuchten Eiern“ sei die Nachfrage enorm gestiegen. „Aber wir sagen den Kunden auch, dass wir rund ums Jahr für sie da sind, nicht nur, wenn es irgendwo brennt.“ Auch Telohe baut eigenes Futter an, damit habe sein Schwiegervater schon vor 40 Jahren angefangen. Derzeit experimentiert er mit einem breiten Streifen Chinagras, um die Hühner mehr ins Freie zu bekommen. Darin fänden die Tiere Deckung und fürchteten sich nicht vor ihrem natürlich Feind, dem Habicht.

Seit Oktober 2016 leben auch auf dem Scheja-Hof in Sankt Augustin 200 Legehennen und fünf Hähne. „Wir sind noch im Aufbau, aber wir spüren die Auswirkungen des Fipronil-Skandals auf jeden Fall“, sagt Annika Hacher. In den ersten Tagen habe sie die doppelte Menge an Eiern verkauft. „Normalerweise sind es so 80 bis 100 Eier am Tag, aber jetzt waren aus schon mal 250“, so Hacher. Hinzu käme, dass viele Kunden aufgrund des Skandals Nachfragen zu den Produkten hätten. Chemie komme bei ihr aber nicht zum Einsatz, sagt Hacher. Sie hofft, dass sich in Zukunft auch das Bewusstsein der Verbraucher wieder ändere – nicht nur bei Skandalen. Das sieht Andreas Trimborn ähnlich. Letztlich liege es am Kunden, was produziert werde, sagt er: „Der Verbraucher gibt die Produktion vor. Da muss jeder für sich auch den eigenen Verbrauch überdenken.“

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