Forstwirtschaft nach den Stürmen Der Wald im Rhein-Sieg-Kreis ist im Umbau

Rhein-Sieg-Kreis · Forstamtsleiter Uwe Schölmerich warnt vor dem Frühling. BUND-Kreissprecher Achim Baumgartner kritisiert hingegen das Vorgehen der Forstwirtschaft.

Der Borkenkäfer frisst sich nach wie vor durch die Wälder in der Region. Für die Kreisverwaltung nicht zuletzt ein Zeichen dafür, sich mit den Baumschäden in den Wäldern des Rhein-Sieg-Kreises auseinanderzusetzen. Mit einem Dringlichkeitsantrag sind die Fraktionen von CDU und Grünen im Kreistag im November an den Landrat herangetreten. Uwe Schölmerich, Forstamtsleiter des Regionalforstamtes Rhein-Sieg-Erft, informierte die Politiker nun im Ausschuss für Umwelt, Klimaschutz und Landwirtschaft des Kreises über die aktuelle Lage und mögliche Maßnahmen.

„Das ist ein bedrückendes Thema. Wir haben nach wie vor eine ernste Dürre“, sagte Schölmerich. „Das Sturmtief 'Eberhard' hat uns wieder umgefallene Bäume hinterlassen, die bezüglich des Borkenkäferbefalls problematisch werden“. Auch das aktuelle Hoch „Hannelore“ sei nicht gerade förderlich, sondern sorge bei den Käfern eher zum Schwärmen. Angefangen habe alles mit dem Sturm „Friederike“ im Januar 2018. Fichten und Laubbäume in den Wäldern seien umgefallen, zusätzlich habe dem Wald die große Hitze im vergangenen Sommer zugesetzt. Laut Schölmerich „mit verheerenden Folgen“. Denn seitdem nutzt der kleine Käfer die geschädigten Bäume und vermehrt sich immer weiter.

„Im September 2018 war der Bestand schon komplett vom Borkenkäfer befallen. Und diese Situation hatten wir den ganzen Winter über“, sagte Schölmerich. Betroffen seien nicht nur einzelne Bäume, sondern auch größere Flächen. Seit Monaten ist die Forstwirtschaft deshalb damit beschäftigt, die befallenen Bäume aus dem Wald zu schaffen. „Wir haben durch die Borkenkäfer und Sturm 'Eberhard' eine ganze Menge Holzanfall. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs. Im Frühling wird es noch schlimmer“. Ein warmes, trockenes Frühjahr begünstige die starke Käferentwicklung. Ein nasses und kaltes Wetter sei weitaus günstiger.

Kurzfristig zu ergreifende Maßnahmen seien neben dem Fällen der Bäume und einer engmaschigen Kontrolle der Bestände vor allem die Einlagerung von frischem Sturmholz, das für den Bau weiterverarbeitet werden könne. Für den Kreis bedeute das die Einrichtung von Nass- und Trockenlagerplätzen, antwortete Schölmerich auf die Fragen der Kreistagsfraktionen, was denn der Kreis aktiv gegen den Borkenkäferbefall tun kann. Im Zweifel könne man auch Pflanzenschutzmittel gegen die Tiere einsetzen, so Schölmerich. Das sei aber das letzte Mittel.

"Käfer ist Teil der Natur"

Wichtiger seien langfristige Maßnahmen wie der Waldumbau. Baumarten müssten gemischt und reine Fichtenwälder aufgebrochen werden. Außerdem müsse man die Wildbestände entsprechend anpassen. Wichtig für die Forstwirtschaft sei indes die Unterstützung des Kreises in der Öffentlichkeit: „Die Leute sind an den Kahlschlag nicht gewöhnt und gucken plötzlich auf sechs Hektar am Stück. Das ist erklärungsbedürftig“, meinte Schölmerich. „Der ein oder andere ist zwar dafür, die Bäume stehen zu lassen, aber dann breitet der Befall sich aus. Bäume, die verrotten, sind kein Beitrag zum Klimaschutz“, so Schölmerich weiter.

Ganz anderer Meinung ist Achim Baumgartner von der Kreisgruppe Rhein-Sieg des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND): „Die Bäume sind sowieso geschwächt und sterben nach und nach ab, auch ohne den Borkenkäfer“, sagte Baumgartner auf GA-Anfrage. Aus ökologischer Sicht sei der Käfer weniger eine Plage, sondern vielmehr Teil der Natur. „Das ist für den Wald als Ökosystem super. Das ist ein ganz großer Reinigungsvorgang“. Problematisch seien die vielen Käfer allein für die Forstwirtschaft und für die Verkehrssicherheit. „Den Borkenkäfer kann man so nicht aufhalten, der gehört zum Ökosystem Wald dazu. Und dem Klimawandel hilft man damit auch nicht“, so Baumgartner. Vielmehr störe man durch das Befahren des Waldbodens mit schweren Maschinen die Wasserversorgung. Außerdem seien lückenhafte und gestörte Baumbestände extrem sturmanfällig. Aus seiner Sicht müsse man eher Geld in die Hand nehmen, um die Bäume im Wald zu halten.

Das Thema wird laut Kreis-Umweltdezernent Christoph Schwarz im Ausschuss für Umwelt, Klimaschutz und Landwirtschaft ab sofort einen regelmäßigen Platz einnehmen.

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