Jürgen von der Lippe in Siegburg Der „Sixpack im Speckmantel“ kommt vorbei

Siegburg · Mal Entertainer, mal Lehrer: Jürgen von der Lippe bringt das Publikum in der Rhein-Sieg-Halle in Bewegung - obwohl mancher Besucher verschämt nach unten schaut.

 Sparte nicht mit Witzen über sich selbst: Jürgen von der Lippe auf der Bühne der Rhein-Sieg-Halle. FOTO: HOLGER ARNDT

Sparte nicht mit Witzen über sich selbst: Jürgen von der Lippe auf der Bühne der Rhein-Sieg-Halle. FOTO: HOLGER ARNDT

Foto: Holger Arndt

Ein lauter Tarzanschrei ertönte plötzlich. „Die Wissenschaft hat festgestellt, das soll wilde Tiere beruhigen. Außerdem war Tarzan einer der Helden meiner Kindheit“, begrüßte Jürgen von der Lippe sein Publikum. Welches Hemd er trug? Das für ihn charakteristische Hawaii-Hemd. In der ausverkauften Rhein-Sieg-Halle präsentierte der Schauspieler, Entertainer, Komiker und Musiker am Samstagabend sein aktuelles Programm „Wie soll ich sagen …?“.

Dabei wusste von der Lippe ganz genau, wie er was sagen soll. Und zu erzählen hatte er eine ganze Menge unterhaltsamer Anekdoten – vor allem über die deutsche Sprache, die Beziehung zwischen Mann und Frau sowie die Verhaltensweisen von Menschen in bestimmten Situationen.

Als waschechter Tarzanfan gestand von der Lippe, dass er in jungen Jahren an Karneval gerne als Tarzan verkleidet war. „Frierst du nicht?“, wurde er von den Mädchen gefragt, aber Kapital habe er aus der Situation leider nicht schlagen können. „Was wohl aus Tarzan hätte werden können, wenn er wie ich auf Lehramt studiert hätte?“ Denn in seiner Show in Siegburg ging es vor allem um die deutsche Sprache. Obwohl von der Lippe sein Lehramtsstudium abgebrochen hat, gab er auch heute noch einen hervorragenden Deutschlehrer und Wortakrobaten ab.

Auch nach mehr als 35 Jahren Bühneerfahrung glänzte von der Lippe immer noch mit humoristischen Anekdoten und subtilen Wortspielen. So jonglierte er gekonnt mit Fremdwörtern, spielte auf seiner Gitarre ein Lied „mit kontraintuitivem Verlauf“ und forderte die Zuschauer auf: „Schreiben Sie sich das ruhig auf, es kommen noch mehr solcher Wörter!“ Von der ersten Pointe an hatte von der Lippe sein Publikum voll im Griff und sorgte auch mit schlüpfrigen Witzen für Begeisterung und Lachen im gesamten Saal.

Wer jedoch erwartete, das komödiantische Schauspiel von seinem Platz aus genießen zu können, hatte sich geirrt. Von der Lippe ließ das Publikum aufstehen, mitsingen und mitmachen. In bewährter Spieleshow-Manier pickte sich von der Lippe Zuschauer heraus, die selbst an seinem Auftritt mitwirken sollten. Dabei war von der Lippe wieder ganz der Lehrer: „Ich sehe Sie, auch wenn Sie runtergucken.“ Die vier Auserwählten sollten aus den Buchstaben eines Wortes einen Satz bilden. Aus „Liebe“ wurde so spontan „Liebe ist eine bittere Enttäuschung“, woraufhin das Publikum in grölendes Lachen ausbrach.

Während seines Auftritts griff der Komiker immer wieder zur Gitarre und verknüpfte damit seinen Hang zu Comedy, Musik und Sprache. Das Publikum erfreute sich an komischen, aber wahren Wortspielen wie „Kopfgeldjäger“, „Verdammt lang hair“, „Kaiserschnitt“ und „Zopf oder kahl“, die von der Lippe beim googeln von Friseursalons gefunden hat. Aber auch mit Witzen auf Kosten seiner selbst sparte er nicht und nahm sich in herrlich selbstironischer Manier auf die Schippe.

So machte er seinen wohlbeleibten Körper des Öfteren zum Thema der Show. Denn wie von der Lippe gestand, „befindet sich auch unter diesem Muskelpaket eine dünne Fettschicht“ und räumte wenig später ein: Man könne ihn auch als ein „Sixpack im Speckmantel“ bezeichnen.

Auch mit seinem Alter kokettierte der 67-Jährige und trällerte ein urkomisches Lied über das Älterwerden. Seine Kernbotschaft: „Ich hab' ja jetzt die Zeit.“ Und dass nicht nur, um seiner Frau endlich Komplimente über neue Kleider zu machen, sondern auch, um zum Arzt zu gehen und sich als gesunder Mensch am Leid anderer Leute zu erfreuen und sich von der Deutschen Bahn, anstatt von Limousinen kutschieren zu lassen. Denn: Er hat ja jetzt die Zeit! Augenscheinlich auch für sein Publikum, dass nach zweieinhalb erheiternden Stunden geballter Komik und zwei Zugaben zufrieden nach Hause ging.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort