Rhein-Sieg-Halle in Siegburg Das liefert die siebte „Boogie & Jazz Night“

Siegburg · Stefan Ulbricht lädt am Samstag ab 20 Uhr mit Musikerkollegen zur siebten „Boogie & Jazz Night“ in die Rhein-Sieg-Halle. Gespielt wird, was gefällt. Den Abschluss bildet eine gemütliche Boogie-Session im Hallen-Foyer.

 Leidenschaftlicher Boogie Woogie-Pianist: Stefan Ulbricht bei einem Auftritt in der Bonner Musikkneipe „Sonja's“.

Leidenschaftlicher Boogie Woogie-Pianist: Stefan Ulbricht bei einem Auftritt in der Bonner Musikkneipe „Sonja's“.

Foto: Christine Siefer

14 Jahre ist ein kritisches Alter. Grenzen werden ausgetestet, Stars angehimmelt und die Selbstfindungsphase beginnt. Mit 14 Jahren sieht Stefan Ulbricht eine TV-Sendung, die sein Leben verändert sollte. Der NDR zeigt ein vierstündiges Konzert mit mehr als 20 Boogie Woogie-Pianisten, moderiert von Boogiestar Axel Zwingberger. Für den Siegburger ist klar: Das will ich auch.

Er wechselt von Gitarre zum Klavier und nimmt Unterricht. „Da habe ich meinen ersten Klavierlehrer verschlissen“, erzählt der heute 34-jährige Bankkaufmann mit einem Augenzwinkern und ergänzt, „Boogie Woogie ist eine lebendige Improvisationsmusik, daher habe ich nie das gespielt, was auf dem Notenblatt stand.“

Er rebellierte gegen seinen Klavierlehrer und brachte sich das Spielen schließlich selber bei. „Es ist wie beim Sprachenlernen, erst muss man die Grammatik beigebracht bekommen und dann kann man selber Vokabeln lernen.“ Sein Ehrgeiz hat sich ausgezahlt. 2009 wurde er unter anderem als Nachwuchspianist mit dem German Boogie Woogie Award ausgezeichnet. Inzwischen schart der Hobbypianist regelmäßig Boogie-Kollegen um sich. Das nächste Mal am Samstag, 22. Oktober.

Dann präsentiert Ulbricht bereits die siebte Siegburger „Boogie & Jazz Night“ als Gastgeber. Seine Begeisterung für den Musikstil, der seinen Ursprung im frühen 20. Jahrhundert hat, scheint ansteckend zu sein. Zumindest findet die Veranstaltung dieses Jahr zum vierten Mal in der Rhein-Sieg-Halle statt.

Stadtmuseum zu klein

Das Stadtmuseum war als ursprünglicher Konzertort irgendwann zu klein geworden. Der Schritt, in eine große Veranstaltungshalle zu gehen, war nicht ohne Risiko, schließlich lebt diese Art von Musik vom hautnahen Erleben. „Mir ist aber vor allem wichtig, dass jeder, der das Konzert sehen möchte, auch die Gelegenheit dazu bekommt“, sagt er.

Für den gemütlichen Part sorgt weiterhin eine Boogie-Session im Anschluss an das Konzert im Foyer der Halle. Seine Gastmusiker müsse er dazu nicht lange überreden: „Die haben alle Bock zu spielen, auch nach dem offiziellen Auftritt.“ Boogie Woogie sei wie eine Droge, von der Ulbricht im Urlaub auch schon einmal Entzugserscheinungen bekommt – dann jucke es ihm in den Fingern. Das ist wie damals mit 17 Jahren, als er von seinen Eltern zu einem Konzert von Axel Zwingberger gefahren wurde und dort all seinen Mut zusammennahm und sein Vorbild ansprach.

Dieser holte ihn kurzerhand auf die Bühne. Ein Jahr später traute er sich genauso den Altmeister des Boogie Woogie, Leopold von Knobelsdorff, anzusprechen und dieser lud ihn zu sich nach Hause ein.

Er wurde sein Mentor und Freund, der Tipps gab ohne starre Regeln. Bei der ersten Siegburger Boogie & Jazz Night holte wiederum Ulbricht den damals 77-Jährigen überraschend auf die Bühne. Wie der rollende Bass des Boogies wiederholt Stefan Ulbricht die Momente, die ihm so viel bedeutet haben und drückt ihnen seinen eigenen Stempel auf.

Vom Karnevalslied zum Boogiestück

2014 war schließlich auch Axel Zwingberger bei der Siegburger „Boogie & Jazz Night“ dabei und konnte erleben, was neben dem Boogiespielen Ulbrichts große Stärke ist: Als rheinische Frohnatur pfeffert er seine Auftritte mit flotten Sprüchen und arrangiert auch schon einmal ein Karnevalslied zum Boogiestück um.

„Mein Konzept bei den Konzerten ist, dass ich kein Konzept habe“, sagt er lachend und meint es ernst. Jeder Gastmusiker darf spielen, was er möchte; die gemeinsamen Stücke werden auch schon einmal spontan festgelegt. Hauptsache, die Musiker würden zusammenpassen, dann käme der Rest von allein. „Ich habe noch genug Ideen für die nächsten Jahre“, sagt er. Die Boogie Woogie-Findungsphase ist auch nach Ende der Pubertät noch lange nicht abgeschlossen.

„Boogie & Jazz Night“ findet am Samstag, 22. Oktober, 20 Uhr, in der Rhein-Sieg-Halle statt. Karten gibt es im Bonnticket-Shop der GA-Zweigstelle am Siegburger Markt 45a, ab 27,90 Euro.

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