Blankenberger Katharinenturm Das alte Weber-Handwerk lebt neu auf

HENNEF · Ulrike Broich zeigt am Webstuhl im Blankenberger Katharinenturm, wie daran vor 100 Jahren gearbeitet wurde

 Aus Fäden wird Stoff: Ulrike Broich an dem historischen Webstuhl.

Aus Fäden wird Stoff: Ulrike Broich an dem historischen Webstuhl.

Foto: Ingo Eisner

Ungewohnte Geräusche dringen aus der vierten Etage des Blankenberger Katharinenturms, doch keine Angst: Das ist kein Poltergeist. Das Geräusch verursacht Ulrike Broich, die dort an einem mehr als 100 Jahre alten Jacquard-Webstuhl Besuchern des Turmmuseums die Kunst des Webens vorführt.

Lange hatte das einzige noch vorhandene Erinnerungsstück an den letzten Blankenberger Weber Heinrich Müller (1875-1945) ungenutzt als Exponat im Museum gestanden. Heimatforscher Professor Helmut Fischer, Ehrenvorsitzender des Blankenberger Heimat- und Verkehrsvereins, hatte ihn vor einigen Jahren neu bespannt, um, wie er sagt, die Illusion wieder herzustellen. "Das war natürlich nicht fachmännisch", sagte Fischer.

Auf Anregung der Hobby-Weberin Ulrike Broich, die auch dem Museumsteam angehört, wurde der Webstuhl von Experten innerhalb eines Tages so hergerichtet, dass er wieder benutzt werden kann. Seit 1936 schlummerte der Webstuhl im vierten Stock des Katharinenturms, bis er aus dem Dornröschenschlaf geweckt wurde.

Ausführliche Recherchen ergaben allerdings, dass die Jacquardfunktion, mit der per Lochkartensystem jeder einzelne Kettfaden angesteuert wird, nicht wieder hergestellt werden kann: Wichtige technische Teile fehlen, die nicht mehr erhältlich sind, so Broich.

Webstuhlexperten aus dem Handwebmuseum Rupperath bei Bad Münstereifel und dem Freilichtmuseum Kommern bauten in den Webstuhl Ende 2014 ein neues Schaftsystem ein und erweiterten das Trittsystem, damit gängige Leinwand- und Köperbindungen gewebt werden können. So lassen sich die unterschiedlichsten Gewebemuster entwickeln.

Insgesamt 500 Euro aus den Erlösen der Eintrittsgelder investierte das Museumsteam in die Reparatur des Webstuhls.

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