Jeden dritten Freitag im Monat "Critical Mass Siegburg" radelt für fairen Straßenverkehr

RHEIN-SIEG-KREIS · In vielen Städten machen Radler mit der Aktion „Critical Mass“ auf ihre Belange aufmerksam. Jetzt auch in Siegburg, Sankt Augustin und Troisdorf.

„Wir behindern nicht den Verkehr, wir sind der Verkehr“ – das Motto der sogenannten Critical-Mass-Bewegung ist Programm: Bei Critical-Mass-Touren, die es in Großstädten bereits seit einigen Jahren gibt, machen Radfahrer auf sich und ihre gleichberechtigte, sichere Teilnahme im Straßenverkehr aufmerksam. Seit Herbst zählt auch die „Critical Mass Siegburg“ wachsende Teilnehmerzahlen. Knapp 30 Radfahrer nahmen am Freitag an der jüngsten Ausfahrt teil.

16 Radler bilden einen Verband

„Critical Mass“, zu Deutsch „Kritische Masse“, beschreibt in der Physik die Mindestmasse an spaltbarem Material, um eine nukleare Kettenreaktion in Gang zu bringen. Spaltbar sind Radfahrer zwar nicht, doch radeln sie mit mehr als 16 Personen als „Verband“ im Sinne der Straßenverkehrsordnung, sind sie durchaus in der Lage, so manchen Autofahrer bildlich zum Explodieren zu bringen: Nicht jeder Autofahrer, der den Teilnehmern entlang der 26 Kilometer langen Route begegnete, war von der Aktion und der im Durchschnitt 16 Stundenkilometer langsamen Gruppe begeistert. Doch als Verband sind Radfahrer von der Radwegebenutzungspflicht befreit und zudem wie ein einziges, langes Fahrzeug zu betrachten. Fährt also der erste Radler über eine grüne Ampel, gilt das Grünlicht für den gesamten folgenden Verband.

Polizei fährt mit

Das lerne man zwar in der Fahrschule, sorgte aber bei den ersten Touren in Siegburg für glühende Telefonleitungen bei der Polizei, erinnert sich Tomas Meyer-Eppler, der die Fahrt am Freitagabend für den Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) organisiert hatte: „Bei der dritten Fahrt ist die Polizei auf uns aufmerksam geworden. Wir stimmen nun die Strecken mit der Polizei ab.“ Das sei für eine sonst lose organisierte Critical Mass, bei der es in der Regel weder Veranstalter noch festgelegte Routen gebe, eher unüblich, betont Meyer-Eppler, dafür sei die Zusammenarbeit mit der Polizei unkompliziert. Ein Beamter radelte auf dem Dienstfahrrad in der Gruppe mit.

Nach hinten sicherte der Polizeibeamte Lars Fitzler vom Verkehrsdienst der Polizei Rhein-Sieg die Gruppe mit einem Polizeimotorrad ab. Die Tour führte vom Europaplatz in Siegburg über die Augustiner Stadtteile Buisdorf, Niederpleis, Mülldorf und Menden sowie über Troisdorf zurück nach Siegburg, wo noch eine große Schleife über Nordstadt, Wolsdorf und Deichhaus gedreht wurde.

"Sicheres und harmonisches Miteinander"

Auf der Hauptstraße zwischen Buisdorf und Niederpleis, wo sonst Tempo 70 gefahren wird, bildete sich schnell ein langer Rückstau. Gefährliche Überholmanöver gab es auf der Tour keine, auch weil die Polizei bei der Absicherung Präsenz gezeigt hat. Die Teilnehmer waren dafür sehr dankbar. Einen ungeplanten Zwischenstopp gab es auf der Uferstraße in Troisdorf: Man ließ den auf mehrere Hundert Meter angestauten Verkehr und einen darin gefangenen Linienbus passieren. Für Tomas Meyer-Eppler Ehrensache: „Wir sind ja nicht gegen Autofahrer, sondern für ein gemeinsames, sicheres und harmonisches Miteinander.“

Die Critical Mass Siegburg findet an jedem dritten Freitag im Monat statt. Start ist um 18 Uhr auf dem Europaplatz.

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