Präventionsmaßnahme des Landes NRW Crash Kurs für Fahranfänger in Siegburg

Siegburg · Eine Sekunde kann Leben zerstören: Polizei, Notärzte und Feuerwehr zeigen Schülern der Höheren Handelsschule warnende Unfallbilder und berichten von ihren Erfahrungen.

Polizeioberkommissar Stefan Hadermann schildert zusammen mit seiner Kollegin Karin Feuerstarke Unfallhergänge.

Polizeioberkommissar Stefan Hadermann schildert zusammen mit seiner Kollegin Karin Feuerstarke Unfallhergänge.

Foto: Inga Sprünken

Unfälle passieren nicht, sie werden verursacht. Diese Erkenntnis hatten am Mittwoch etwa 200 Schüler der Höheren Handelsschule nach rund 70 Minuten in der Aula des Berufskollegs. Sie hatten Vertretern der Freiwilligen Feuerwehr, des Rettungsdienstes, Notärzten, der Polizei und Notfallseelsorgern zugehört, die aus ihrem täglichen Erleben berichteten. Das krasseste Beispiel, wie ein Autounfall ein Leben verändern kann, stellte der Bericht von Unfallopfer Nicole Gärtner dar. Die Schilderung der 50-Jährigen, die vor acht Jahren 39 Trümmerbrüche erlitt und seither immer wieder operiert werden muss, rührte viele zu Tränen.

Bereits im vierten Jahr fand der „Crash Kurs NRW – Realität erfahren. Echt hart“ statt. Die Präventionsmaßnahme des Landes NRW für Fahranfänger hatte Monika Stoffer im Internet entdeckt. „Mein Sohn hatte selbst einen Unfall und ist bei der Freiwilligen Feuerwehr“, berichtete die Lehrerin der Höheren Handelsschule. Hintergrund der Aktion sind die Zahlen, die Moderatorin Heike Jakob, selbst Polizei-Hauptkommissarin, nannte. Im Jahr 2017 gab es 1000 Verletzte und neun Tote bei Verkehrsunfällen im Rhein-Sieg-Kreis, darunter ein vierjähriges Kind und zwei junge Erwachsene im Alter von 18 und 23 Jahren. Und immer wieder ist unangepasste Geschwindigkeit insbesondere von Fahranfängern die Unfallursache.

Jede Sekunde zählt

„Es ist nur eine Sekunde, die euer Leben beenden kann. Darum überlegt euch, ob ihr überholen oder noch eben eine Whats-App schicken müsst“, sagte Polizeioberkommissar Stefan Hadermann, bevor er einen Film präsentierte, in dem, in Sekundenbruchteile aufgesplittert, drastisch erklärt wird, was kurz vor einem Aufprall bei Tempo 80 mit dem eigenen Körper geschieht.

Deutlich waren auch die Schilderungen von Albrecht Roebke. Der evangelische Pfarrer arbeitet in der Notfallseelsorge und berichtete von einem Unfall, den drei junge Fahrer bei Bonn durch ein Überholmanöver verursacht hatten. Beim Wiedereinscheren hatten sie einen Kleinwagen übersehen, der vor dem VW-Bus fuhr, und waren in diesen gekracht. Die beiden hinten sitzenden Personen waren sofort tot, eine von ihnen war das Kindermädchen des Notfallseelsorgers. Nur wenige Jahre später verlor er seine Eltern und seinen Bruder bei einem Unfall. Ein entgegenkommendes Fahrzeug war in das Auto seiner Mutter gefahren. „Eine Sekunde der Fehleinschätzung kann dazu führen, dass eine ganze Familie ausgelöscht wird“, appellierte er an die Schüler, nachzudenken, bevor sie den Schlüssel umdrehen.

Ein entgegenkommendes Fahrzeug hatte auch das Auto von Nicole Wagner zerstört, in dem sie mit ihrem neunjährigen Sohn Luca gesessen hatte. „Wegen der Bäume auf der Wahnbachtalstraße konnte ich nicht ausweichen“, sagte die sechsfache Mutter, deren Sohn unverletzt blieb. Sie aber erlitt schwerste innere Verletzungen und kämpfte sich nach vier Wochen im künstlichen Koma zurück ins Leben. Der betrunkene Unfallfahrer hatte keinen Führerschein und blieb nahezu unverletzt.

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