Buchhandlung R² der Remmel-Brüder Brüder schließen ihre Buchhandlung in Siegburg

Siegburg · Mit dem Laden der Zwillinge Andreas und Paul Remmel verliert die Siegburger Innenstadt einen kulturellen Treffpunkt. Den Bernstein-Verlag soll es trotzdem weiterhin geben.

Es ist ein Schritt, der ihnen nicht leicht fällt. Das spricht aus jedem Wort, aus jeder Geste von Andreas und Paul Remmel. Aber, es ist ein Schritt der wohl überlegt und unumgänglich ist, betonen die Zwillinge. Nachdem sie sich vor sechs Jahren mit ihrer Buchhandlung „R²“ im Haus „Zum Tannenbaum“ einen Traum erfüllt haben, nehmen die 46-Jährigen schweren Herzens Abschied von ihrem Laden in der Holzgasse: Ende März schließen sie zum letzten Mal seine schwere Holztür. Damit verliert die Siegburger Innenstadt ein kulturelles Kleinod.

Zwischen Unglauben, Schock und Trauer bewegen sich die Reaktionen auf die via E-Mail, Internetseite und Facebook verbreitete Nachricht. Auch im Laden ist sie am Dienstag das beherrschende Thema. Wie oft sie ihre Beweggründe erklären mussten, vermögen die Brüder nicht zu sagen. „Dass eine Buchhandlung 2019 keine Goldgrube ist, ist kein Geheimnis“, sagt Andreas Remmel. Phasenweise sei sie finanziell sehr zuschussintensiv gewesen. Nur in der Kombination mit kulturellen Veranstaltungen und der Vermietung des Raumes in der ersten Etage sei es möglich gewesen, ihren Traum zu leben. Und durch die ideale Nachbarschaft mit Seherin Lilo von Kiesenwetter, die bis Ende 2018 in den oberen Etagen des historischen Gebäudes wohnte und sich nicht durch Lesungen, Jazzkonzerte und Ähnliches gestört fühlte. „Mit ihrem Auszug haben sich die Bedingungen in diesem hellhörigen Haus verändert“, sagt Paul Remmel.

Sorge um mögliche Nachmieter

Man wisse nicht, ob ein Nachmieter ihre Aktivitäten ebenso toleriere. „Das Ungewisse hat uns die Gewissheit für unsere Entscheidung gegeben“, so Andreas Remmel. Ihren 2002 gegründeten Bernstein-Verlag und die Bernstein-Verlagsbuchhandlung werde es weiter geben, aber ohne Ladenlokal. „Unser Herz gehört der Kultur“, betont sein Bruder Paul. Davon allein leben könnten sie nicht, aber dafür. „Wir wollten von Anfang an keine reine Buchhandlung, sondern ein Kulturort für Siegburg sein“, sagt er. Der sei das „R²“ gewesen. Und soll es bleiben. „Es ist etwas Wunderbares entstanden, viele Beziehungen sind gewachsen“, sagt Paul Remmel. Darauf wollen er und sein Bruder etwas Neues aufbauen. „Wo wir sind, ist R²“, sagt Andreas Remmel. Sie wissen noch nicht, wohin es geht, aber wohl, dass es weiter geht und sie der Kreisstadt erhalten bleiben.

Abschied Ende März

Vor den Brüdern liegen intensive Wochen. So müssen neue Orte für die nach März im R² geplanten Veranstaltungen gefunden werden. Ihre offenen Samstagslesungen laufen weiter. Nach Karneval beginnen sie mit dem Räumungsverkauf im R², der gilt für Bücher und für Teile des Inventars. Und am Samstag, 23. März, feiern die Remmels einen „Kehraus“ mit allen, die mit ihnen Abschied nehmen wollen vom Haus „Zum Tannenbaum“. „Wir wollen noch einmal so richtig krachend feiern“, sagt Paul Remmel. Sein Bruder ergänzt: „Mit heiterer Dankbarkeit, melancholisch und hoffnungsvoll der noch ungewissen Zukunft zugewandt.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort