Gedenken in Siegburg Bis heute ist Pater Lohausen ein Vorbild

SIEGBURG · Eine Gedenktafel am Haus Kaiserstraße 117 erinnert an den Siegburger NS-Widerstandskämpfer.

 Sieg ar Siegburg Kaiserstrasse Gedenktafel für Pater Lohausen - BM Franz Huhn enthüllt

Sieg ar Siegburg Kaiserstrasse Gedenktafel für Pater Lohausen - BM Franz Huhn enthüllt

Foto: Holger Arndt

Am 6. Januar 1943 wurde Pater Raymund Lohausen (1897-1948) in seinem Eltern- und Wohnhaus an der Kaiserstraße 117 verhaftet. Man brachte ihn in das Konzentrationslager Dachau, wo er fast zwei Jahre verbrachte. Der Priester starb an den Folgen der Haft. Von 1935 bis 1943 wirkte er als Geistlicher in der Gemeinde St. Anno und setzte die christliche Nächstenliebe gegen die NS-Ideologie. Am Samstag, 16. April, an Lohausens 119. Geburtstag enthüllte Siegburgs Bürgermeister Franz Huhn in seiner Funktion als Vorsitzender des Geschichts- und Altertumsvereins für Siegburg und den Rhein-Sieg-Kreis (GAV) am vergangenen Samstag eine Gedenktafel an der Fassade Kaiserstraße 117.

Initiiert wurde die Enthüllung vom heutigen Eigentümer des Gebäudes, Rudi Böckem, sowie Wilfried Dreck und dem Historiker Ralf Forsbach, die Unterstützung vom GAV und der Kirchengemeinde Sankt Servatius erhielten. Unter großer Anteilnahme der Bürger, Kirchenmitglieder und Geistlicher würdigte Huhn den mutig aufgetretenen Zisterzienserpater. Er hoffe, „dass wir nie wieder solche Zeiten erleben müssen“, sagte der Bürgermeister. Kreisdechant Thomas Jablonka sagte, Lohhausen sei ein Vorbild und fügte hinzu: „Auch in der heutigen Zeit sind wir aufgefordert, Farbe zu bekennen.“

Zu der feierlichen Enthüllung war auch Elisabeth Kollberg gekommen, die Lohausen gut gekannt hat und sich an seine Verhaftung erinnerte. Sie freue sich, dass der Priester auf diese Weise für sein Engagement geehrt würde, so die 93-Jährige. Sie gehörte einer von Lohausen im Juli 1938 gegründeten Arbeitsgemeinschaft (AG) junger Frauen an, die der NS-Ideologie in vieler Hinsicht widersprach, wie Forsbach berichtet, der sich intensiv mit dem Leben des Paters beschäftigt hat. Nach seinen Recherchen kam es zu etwa 200 Arbeitsabenden der sogenannten „AG am eckigen Tisch“, an denen jeweils durchschnittlich 25 junge Frauen teilnahmen. Neben der in einem engeren Sinne religiösen Schulung habe eine moderne persönlichkeitsbildende Arbeit gestanden, die in Leitsätzen wie dem folgenden mündeten: „Ich als Frau bin so frei geboren wie der Mann“. In einem Protokoll sei zu lesen: „Der Junge ist etwas anderes als ein Mädchen, aber nichts Besonderes. Mädchen dürfen es den Jungen gleichtun wollen an Wissen, Können und Ausdauer, aber nicht aus Abneigung gegen weibliche Pflichten oder aus dem Gefühl der Minderwertigkeit.“

Den Nationalsozialisten blieb solches Tun laut Forsbach nicht verborgen, zumal Lohausen seit 1938 auch als Leiter des Mädchenchores über Einflussmöglichkeiten verfügt habe. „Kamen ihm bekannte Mädchen und Jungen in Lager des Reichsarbeitsdienstes, pflegte er mit diesen eine umfassende Korrespondenz, um die geistliche Betreuung aufrecht zu erhalten. Dies aber war verboten und wurde vom Sicherheitsdienst (SD) des Reichsführers-SS am Kölner Appellhofplatz zum Anlass genommen, Lohausen festzunehmen. Am Dreikönigstag 1943 wurde er morgens um 9 Uhr verhaftet“, so der Historiker.

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