Hohe Zahl von Analphabeten Bilanz des Jobcenters Rhein-Sieg

Rhein-Sieg-Kreis · Das Jobcenter Rhein-Sieg betreut zurzeit auch 4300 Asylsuchende, berichtete Geschäftsführer Ralf Holtkötter im Kreissozialausschuss. Seine Jahresbilanz fällt insgesamt positiv aus.

Die gute Konjunktur in Deutschland hat 2017 auch im Rhein-Sieg-Kreis für sinkende Arbeitslosenzahlen gesorgt. Wie Ralf Holtkötter, Geschäftsführer des Jobcenters Rhein-Sieg, im Kreissozialausschuss berichtete, lag die Zahl der Arbeitslosen im Oktober 2017 bei 9792; 2,3 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Jugendarbeitslosigkeit sei sogar um 4,3 Prozent zurückgegangen. „Das ist schon eine richtig gute Hausnummer.“

Die Zahl der sogenannten Langzeitleistungsbezieher ist laut Holtkötter im Vergleich zu 2016 um zwei Prozent gesunken. Im Jahresschnitt zählte das Jobcenter 15 412 Personen, die in den vergangenen 24 Monaten mindestens 21 Monate lang Leistungen der Grundsicherung bezogen haben. Rund 5000 Menschen seien in den Arbeitsmarkt integriert worden. Nicht berücksichtigt in diesen Zahlen sind allerdings die Flüchtlinge, die zunehmend unter die Betreuung des Jobcenters fallen.

Doppelt so viele Neuanträge von Asylsuchenden

So seien in diesem Jahr bislang 1600 Neuanträge von anerkannten Asylsuchenden gestellt worden, mehr als doppelt so viele wie 2016. „Damit dürfte der Höhepunkt der Anträge erreicht sein“, so Holtkötter auf GA-Anfrage. Die unterschiedlichen Entwicklungen zeigen sich vor allem an den Oktober-Zahlen: Während das Jobcenter 3,4 Prozent weniger „reguläre“ Langzeitleistungsbezieher zählte, stieg die Zahl der Flüchtlinge in diesem Bereich um 83,4 Prozent an.

Insgesamt erhalten 4300 Asylsuchende Leistungen des Jobcenters. Das entspricht rund 18 Prozent aller Leitungsempfänger im Kreis. Rund 58 Prozent dieser Flüchtlinge stammen aus dem Bürgerkriegsland Syrien, zwölf Prozent aus dem Irak. „Wir beobachten hier leider, dass die Alphabetisierung ein großes Problem ist“, so Holtkötter. Etwa 40 Prozent der Flüchtlinge, für die das Jobcenter zuständig ist, können demnach nur arabische Schrift oder gar nicht lesen und schreiben. Anfangs habe es für diese Personengruppe nicht genügend Aufbaukurse gegeben, so Holtkötter.

Information über den Abschluss von Sprachkursen fehlt

„Der Alphabetisierungsstand hat uns schon überrascht.“ Ein Grund: Das Jobcenter erhalte vom Bundesamt für Migration keine Informationen über den Erfolg von Sprachkursen, die Flüchtlinge bereits während der Prüfung ihres Asylantrags absolvieren. Zwar habe der Bund bereits 2015 und 2016 reichliche Mittel zur Verfügung gestellt, doch erst jetzt erreiche die Flüchtlingswelle mit Wucht das Jobcenter. Denn: Erst nachdem ein Flüchtling als Asylsuchender anerkannt ist, wechselt er in dessen Zuständigkeit.

Dennoch sei es mittlerweile gelungen, zusätzliche Kurse anzubieten. Die Wartezeit für Flüchtlinge betrage weniger als drei Monate. Auch konnte das Jobcenter die Quote der Flüchtlinge, die in den Arbeitsmarkt integriert wurde, um rund 25 Prozent im Vergleich zu 2016 steigern. Wie hoch die Gelder sein werden, die im kommenden Jahr an das Jobcenter fließen, ist laut Holtkötter noch unklar. Sie sind abhängig von den Haushaltsplänen einer neuen Bundesregierung.

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