Fahrradklimatest Beim Radverkehr im Rhein-Sieg-Kreis gibt es Nachholbedarf

Rhein-Sieg-Kreis · Nur wenige Kreis-Kommunen überzeugen beim Fahrradklimatest des ADFC. Die Radfahrer geben schlechtere Noten als im Vorjahr.

Meckenheim ist die fahrradfreundlichste Stadt im Rhein-Sieg-Kreis, gefolgt von Troisdorf und Lohmar. Das jedenfalls ist Ergebnis des neuen Fahrradklimatests, den der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) am Dienstag zusammen mit der Kreisverwaltung vorgestellt hat. Die meisten der 14 teilnehmenden Kreis-Kommunen kommen jedoch nur auf mittelprächtige oder mäßige Ergebnisse. An der bundesweiten Online-Befragung des ADFC haben mehr als 120.000 Fahrradfahrer teilgenommen. Allein im Kreis waren es 1500. Sie haben Schulnoten von „eins“ bis „sechs“ verteilt – für Radwegeverbindungen und Sicherheit ebenso wie für Fahrradförderung.

Gegenüber der letzten Umfrage 2014 ist die Teilnehmerzahl im Kreis gestiegen. Allerdings ist damit auch die Durchschnittsnote leicht gesunken – von 3,84 auf 3,92. Es gebe immer mehr und immer schnellere Fahrradfahrer, lautet die Erklärung des ADFC Bonn/Rhein-Sieg. „Die Ansprüche sind berechtigterweise gestiegen“, so Sprecher Peter Lorscheid.

Die Infrastruktur könne mit den Bedürfnissen der Radler nicht Schritt halten. Abgesehen davon sind es oft scheinbare Kleinigkeiten, die Radfahrer stören: So hagelte es schlechte Noten für die Führung an Baustellen, mangelnde Falschparkerkontrolle auf Radwegen, den Zustand von Wegen und die Fahrradförderung. Vergleichsweise gut wurden die Erreichbarkeit von Zentren, Wegweiser oder Verkehrsregelungen wie die Öffnung von Einbahnstraßen bewertet.

Beste Kommunen im Rhein-Sieg-Kreis

Die drei besten Kommunen im Kreis – Meckenheim (Gesamtnote 2,69), Troisdorf (3,48) und Lohmar (3,48) – gelten schon seit längerem als Vorreiter beim Radverkehr. Sie gehören der Arbeitsgemeinschaft der fahrrad- und fußgängerfreundlichen Städte in Nordrhein-Westfalen an, in die jetzt auch der Kreis aufgenommen wird. Die Stadt Troisdorf beispielsweise hat schon in den 90er Jahren eine Veloroute eingerichtet.

Aufgeholt haben Alfter (3,94) und Rheinbach (4,42), während Sankt Augustin (4,11) und Bornheim (4,41) an Zustimmung verloren haben. Erstmals vertreten sind Königswinter (3,89) und Bad Honnef (4,13): Voraussetzung war nämlich, dass bei der Befragung die Mindestzahl von 50 Teilnehmern erreicht wird.

„Die Ergebnisse spiegeln immer auch die allgemeine Zufriedenheit oder Unzufriedenheit wider“, so Lorscheid. So ist er sich sicher, dass in Sankt Augustin immer noch die vermasselte Teilnahme am Radschnellwege-Wettbewerb des Landes nachhallt. Die Bewerbung der Region scheiterte auch deshalb, weil die Stadt sich nicht beteiligen wollte. Kreis-Planer Sven Habedank wies aber auch darauf hin, dass für Radschnellwege eine Breite von vier Metern nötig sei. Im Kreis sei diese Voraussetzung kaum gegeben. So fällt die geplante Pendlerroute von Bornheim über Alfter nach Bonn entlang der Stadtbahnlinie 18 eine Nummer kleiner aus.

Realisierung der Projekts ab 2019 erhofft

Habedank hofft, dass das Fünf-Millionen-Euro-Projekt ab 2019 realisiert wird. „Es ist durchgeplant und wird zur Förderung beim Land angemeldet“, sagte er. ADFC-Vorsitzende Annette Quaedvlieg unterstrich, dass solche Neubauprojekte dem Radverkehr einen Schub geben: Es komme nicht von ungefähr, dass Wuppertal beim Klimatest deutlich gewonnen habe. „Dort hat allein die neue Nordbahntrasse die Zufriedenheit gesteigert.“

Doch liegt der Schlüssel zum Erfolg nicht nur in Neubauten. „Wir werden uns bei Verkehrsschauen verstärkt dem Radverkehr widmen“, sagte Harald Pütz, Leiter des Straßenverkehrsamtes. Vor Ort werde geprüft, wo Verbesserungen möglich sind. Wegen der Falschparker sei der Kreis im Gespräch mit den Ordnungsbehörden der Kommunen, erklärte er. Und: Der Kreis will seine Öffentlichkeitsarbeit pro Fahrrad intensivieren. So soll die Eröffnung des Agger-Sülz-Radwegs am 27. August mit einem Rad-Aktionstag verbunden werden.

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