Grundstücksmarktbericht Bauland im Rhein-Sieg-Kreis ist rar aber gefragt

Rhein-Sieg-Kreis · Der Rhein-Sieg-Kreis legt den Grundstücksmarktbericht vor. Am teuersten sind Häuser in Siegburg, Sankt Augustin, Niederkassel, Bornheim, Königswinter und Wachtberg. Sie kosten durchschnittlich weit mehr als 300.000 Euro.

Zwei Einfamilienhäuser in Bonn, 380 in Windeck: Das ist die Auslese von Michael Jaegers morgendlicher Immobiliensuche im Internet. Mit seinem direkten Blick auf den Markt in der Region veranschaulicht der Kreisdezernent für Katasterwesen und Geoinformation das Ergebnis des aktuellen Grundstücksmarktberichts für den Rhein-Sieg-Kreis, den der Gutachterausschuss für den Rhein-Sieg-Kreis und die Stadt Troisdorf am Mittwoch vorgelegt hat. Nach wie vor boomen die Städte am Rhein und in direkter Nachbarschaft zu Bonn, während die Kommunen an der oberen Sieg zurückliegen.

„Die Nachfrage ist deutlich größer als das Angebot“, fasst Hermann Tengler, der das Referat Wirtschaftsförderung und Strategische Kreisentwicklung leitet, zusammen. Und das treibt die Preise weiter in die Höhe. So ist das Investitionsvolumen im Berichtszeitraum 2016 im Vergleich zu 2015 um 1,5 Prozent auf insgesamt 1,37 Milliarden Euro gestiegen – und hat damit ein Rekordniveau erreicht. „Das ist der höchste Wert, den wir seit 1990 aufgezeichnet haben“, sagt Markus Kütt, Vorsitzender des Gutachterausschusses. Die Zahl der Immobilien, die den Besitzer gewechselt haben, ist hingegen um sechs Prozent auf 7274 gesunken.

Im gesamten Kreis sind die Preise für Immobilien gestiegen. Für ein frei stehendes Einfamilienhaus zahlt man in der Region im Durchschnitt 270.000 Euro, das sind 20.000 Euro mehr als im Berichtszeitraum 2015. Am teuersten sind Häuser in Siegburg, Sankt Augustin, Niederkassel, Bornheim, Königswinter und Wachtberg mit durchschnittlich weit über 300.000 Euro. In Eitorf und Windeck liegen die Durchschnittspreise hingegen unter 160.000 Euro, wobei auch die Gemeinde Windeck eine Preissteigerung von durchschnittlich 115.000 auf 123.000 Euro zu verbuchen hat. Die Zahl der Kaufverträge bei Ein- und Zweifamilienhäuser sank im Vergleich zu 2015 um elf Prozent, der Geldumsatz um sieben Prozent. Ähnlich verhält es sich bei den Eigentumswohnungen: Die Kaufverträge sanken um sieben Prozent, der Geldumsatz um vier Prozent. Eine Eigentumswohnung im Kreis kostet im Schnitt 2800 Euro pro Quadratmeter. Am teuersten sind Wohnungen in Siegburg und Bad Honnef, wo mit 4300 Euro pro Quadratmeter der höchste Preis gezahlt wurde.

„Bei den unbebauten Grundstücken setzt sich ein seit Jahren beobachteter Trend fort“, sagt Markus Kütt. Mit 652 Grundstücken wechselten 2016 elf Prozent weniger den Besitzer als im Vorjahr. „Es gibt nur noch wenige unbebaute Baugrundstücke“, erklärt Kütt. Das wirkt sich auf die Grundstückspreise auf. Durchschnittlich sind sie um 5,5 Prozent angestiegen. „Vergleichbare Steigerungsraten wurden zuletzt Ende der 1990er Jahre festgestellt“, so Kütt. Auch in ländlichen Regionen seien Preissteigerungen feststellbar – vermutlich bedingt durch das immer knappere Angebot in einigen Regionen. Gleichwohl ist das Gefälle nach wie vor groß: Während in Windeck ein Quadratmeter Grund und Boden in guter Lage 60 Euro und in einfacher Lage sogar nur 30 Euro kostet, zahlen Käufer in guter Lage in Siegburg mit 350 Euro, Bad Honnef (340), Niederkassel (310) oder Alfter (300) das Fünffache.

„Wir müssen dieses Stadt-Land-Gefälle durchbrechen“, sagt Hermann Tengler. Die Nachfrage werde weiter wachsen. So seien im Kreis Überschwappeffekte aus Köln und Bonn zu beobachten. Wie in einer Kaskade: Von den Städten zunächst in die Kreiskommunen an der Rheinschiene, dann in den zweiten Ring, bestehend aus Swisttal, Meckenheim, Rheinbach, Lohmar und Hennef. „Etwas Wasser läuft auch schon in den Ring an der oberen Sieg“, so Tengler. „Aber es hat sich noch nicht herumgesprochen, dass dort eine attraktive Wohngegend mit guter Infrastruktur ist“, sagt Michael Jaeger. Bei deutlich niedrigeren Immobilienpreisen. „Viele können sich Grundstücke und Häuser im Ballungsraum einfach nicht mehr leisten“, so Tengler. Das werde den Fokus zwangsläufig auf den ländlichen Raum lenken. Aufgabe des Kreises sei es, gemeinsam mit seinen 19 Kommunen, die Bedingungen für mehr Wohnraum, aber auch Gewerbeflächen zu schaffen.

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