Regionalexpress 9 Bahn und Verband gehen gegen RE9-Kritik in die Offensive

RHEIN-SIEG-KREIS · Der Regionalexpress 9 steht immer wieder wegen Platzmangels in der Kritik. Nachdem der Talent 2 auf der Siegstrecke monatelang durch technische Probleme und Platzmangel aufgefallen ist, gehen die Deutsche Bahn und der Zweckverband Nahverkehr Rheinland (NVR) nun in die Offensive.

In einem Informationsschreiben, das auch Mitgliedern des Kreis-Planungsausschusses zugegangen ist, weisen die beide den Vorwurf einer Fehlplanung zurück. Diesen hatten Politiker, vor allem aber Fahrgäste erhoben, wie nicht zuletzt viele Zuschriften an den GA zeigen.

Wie berichtet, sorgt gerade der Platzmangel im Talent 2 - er rollt seit 2012 als Regionalexpress 9 auf der Siegstrecke - für Verärgerung. Dem NVR wird deshalb vorgehalten, er habe bei der Ausschreibung der Strecke 2006 den Fahrgast-Bedarf falsch eingeschätzt. In ihrem Papier berufen sich Bahn und NVR auf einen Gutachter, der damals Fahrgastbefragungen im RE 9 durchgeführt hat. Zusammen mit Daten zur demografischen Entwicklung und früheren Erhebungen habe man dann Prognosen für die weitere Entwicklung aufgestellt. Danach richtete sich schließlich die Größe der Züge, die für die Strecke geordert wurden.

Der Talent 2 platzt im Berufsverkehr aus allen Nähten; die Gänge sind nicht barrierefrei, Tische sind in den Vierersitzgruppen so eingebaut, dass Fahrgäste kaum sitzen können. "Die Fahrgastnachfrage hat sich dynamischer entwickelt als seinerzeit prognostiziert", heißt es im Schreiben. "Ursachen hierfür sind unter anderem Bevölkerungszuwächse in der Region, die sich entgegen des Trends in NRW deutlich positiver entwickelt haben." Hinzu seien die Energiepreissteigerung gekommen, ebenso die "restriktive Parkraumbewirtschaftung" von Kommunen und Mitnahmeregelungen bei Tickets - kurzum: lauter Entwicklungen, die Bahn und NVR offenbar nicht auf der Rechnung hatten.

Beide weisen in ihrem Schreiben darauf hin, dass sie schnell gehandelt hätten: So ist zur Verstärkung des Talent 2 ein zusätzlicher Doppelstockwagen auf die Strecke geschickt worden, außerdem soll zum Fahrplanwechsel das S-Bahn-Angebot auf der Siegstrecke verbessert werden (der GA berichtete).

Zeitweise wurde auch ein lokbespannter Zug mit ehemaligen "Silberlingen" als Ersatz eingesetzt, vor allem um den Ausfall von Talent-2-Zügen zu kompensieren. Denn die, das räumen Bahn und NVR ein, sind störanfällig. Deshalb sind bis zu 50 Prozent der Fahrzeugflotte nicht einsetzbar. Der Hersteller Bombardier sei sofort aufgefordert worden, "entsprechende Gegenmaßnahmen zu ergreifen", heißt es in dem Schreiben weiter. Demnach müssen alle Fahrzeuge bis Oktober ins Werk, damit nachgebessert werden kann. Unter anderem gab es Probleme mit Türen und Klimaanlage.

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