Flora und Fauna im Rhein-Sieg-Kreis Auch der Wald spürt den zu warmen Winter

Rhein-Sieg-Kreis · Nicht umsonst gehören die Tage um den Jahreswechsel zur angenehmsten Zeit des Jahres. Die Familie kommt zusammen, irgendwie legt sich alles ein bisschen zur Ruhe - Entschleunigung lautet die Devise. Ähnlich verhält es sich in der Tierwelt - normalerweise.

 Weil die Bäume im Winter kein Wasser aufnehmen, kommt es nach längerem Regen im Kottenforst häufig zu Überschwemmungen.

Weil die Bäume im Winter kein Wasser aufnehmen, kommt es nach längerem Regen im Kottenforst häufig zu Überschwemmungen.

Foto: Arab

Denn die warmen Temperaturen zum Jahresende sind nicht nur für den Menschen ungewöhnlich, sondern lassen den sonst üblichen Winterschlaf bei manchem Tier entfallen.

Sobald Temperaturen um den Gefrierpunkt herrschen, reduzieren Vögel und Säugetiere ihre Aktivität. Nicht jedes Tier fällt in einen Winterschlaf, so etwa Wildarten wie Rothirsch oder Rehe. Doch auch für sie hat der Winter Einfluss auf die Bewegung. "Die reduzierte Aktivität der Tiere geht auf den erhöhten Wärmebedarf aufgrund der niedrigen Temperaturen zurück", erklärt Uwe Schölmerich, Leiter des Forstamts Rhein-Sieg-Erft.

Tiere, die die kalten Tage schlafend verbringen, suchen an vielfältigen Orten Unterschlupf. Während die Fledermaus in den Spechthöhlen von Bäumen oder in Häusern überwintert, nistet sich der Igel vorzugsweise unter Laubhaufen ein. "Daher sollte man das Laub im Winter nicht wegfegen", erklärt Schölmerich.

Dass die Temperaturen bis jetzt im positiven Bereich geblieben sind, ist auch für jene Tiere kein Problem, die um diese Jahreszeit längst im Winterschlaf verweilen würden. Schölmerich räumt mit einem weit verbreiteten Irrtum auf: "Viele Menschen glauben, dass durch den Winter die Schädlinge nicht abgetötet werden. Die Sorge ist unbegründet". Falsch sei aber nicht die Annahme, dass die Schädlinge nicht abgetötet würden - nur ändert ein kalter Winter nichts daran.

"Die hierzulande lebenden Schädlinge haben sich an die hiesigen Temperaturen angepasst, so dass etwa Larveneier auch bei kalten Temperaturen nicht zerstört werden. Problematisch könnte für manche Schädlinge der Frost werden. Arten wie die Blattlaus oder die Zecke überleben aber auch solche Perioden ohne Probleme", erklärt Schölmerich.

Bäume können nur im Winter gefällt werden

Dem Forstamtsleiter und seinem Team bereitet ein warmer Winter andere Probleme. Einzig in der Periode von November bis April fällen die Förster Bäume. Sobald den Bäumen im Frühjahr die Blätter wachsen, sind die Rinden so verletzlich, dass beim Fällen auch benachbarte Bäume beschädigt würden.

Daher wird nur im Winter gefällt, wenn die Bäume kein Laub tragen. "Ein kalter Winter mit gefrorenem Boden macht unsere Arbeit technisch am Einfachsten. Wenn der Winter warm und verregnet ist, kommen wir mit den Maschinen und Traktoren nicht so leicht durch unwegsames Gelände", erklärt Schölmerich.

Manchen Tieren bekommt ein Winter mit leichten Minusgraden besser als nasskaltes Wetter. "Wildschweine, die sich im Herbst einen Speckmantel angefressen haben, überstehen ohne Probleme niedrige Temperaturen. Viel gefährlicher sind Wetterlagen leicht oberhalb der Nullgradgrenze, bei dem sich die Tiere, ähnlich wie der Mensch, einen Schnupfen zuziehen können. Den überleben sie meistens nicht".

Ein regnerischer Winter hat auch Einfluss auf die Struktur des Waldes. Die Beschaffenheit des Kottenforstes verhindert das Absickern von Wassermassen durch den Boden, so dass langer Regen zu Überflutung führen könne. Manchen Baumarten, wie Eiche oder Erle, bereitet der Wasserstau keine Probleme, bei der Buche sieht das anders aus.

"So ein Buchenwald verdunstet an einem warmen Tag bis zu 50.000 Liter Wasser pro Hektar. Das ist allerdings nur möglich, wenn er Blätter trägt, was im Winter nicht der Fall ist", erklärt Schölmerich.

Der aufmerksame Waldbesucher stößt mitunter auf Lecksteine für die Bewohner des Waldes oder Vogelfutterkästen. Für die Tiere ist das eine vergleichbar mühelose Nahrungsquelle, Förster Schölmerich hält von solchen Eingriffen in die Natur wenig: "In der Regel sind es private Waldbesitzer oder Pächter, die solche Futterstellen errichten.

Die heimischen Wälder in heutiger Form bieten eine Vielzahl an Nahrungsmöglichkeiten, so dass eine Unterstützung durch den Menschen wenig Sinn macht", erklärt er. Dass auch im Winter genug Futter zur Verfügung steht, ist unter anderem auf die konsequente Beforstung zurückzuführen. Die Bäume im Kottenforst stehen durch das regelmäßige Fällen in solcher Entfernung voneinander, dass der Lichteinfall das Gedeihen von Pflanzen ermöglicht.

"Wenn die ersten Brombeersträuche im Frühjahr blühen, sind die Früchte meist schon gefressen. Das war dann in der Regel das Wild", so Schölmerich und macht deutlich, dass das Leben im Wald ganz unbeschwert sein kann: "Für die Tiere im Kottenforst liegt das Esszimmer sozusagen im Schlafzimmer".

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