Umstrittenes Bauprojekt in Siegburg Am Starck'schen Park fallen Bäume

Siegburg · Seit Jahren schwelt die Debatte um den Bau von vier Mehrfamilienhäusern auf einem großen Areal im Siegburger Norden. Seit Montag laufen dort Fällarbeiten. Anwohner hatten gegen die Genehmigung dieser Arbeiten geklagt, doch das Gericht wies die Eilanträge zurück.

 Ein Bagger holt seit Montagmorgen am Starck'schen Park Bäume aus dem Gelände.

Ein Bagger holt seit Montagmorgen am Starck'schen Park Bäume aus dem Gelände.

Foto: Holger Arndt

Der Seeblick ist neu. Binnen zwei Tagen hat Heiko Schache von seinem Haus an der Straße An den Seeswacholdern aus freie Sicht auf den See im gegenüberliegenden Starck'schen Park. „Den wollte ich nie haben“, sagt er. Wie viele Bäume dafür auf dem 18 500 Quadratmeter großen Areal gefallen sind, vermag er nicht zu sagen. Aber: „Es sind zu viele.“ Mit Motorsägen und schwerem Bagger seien die Arbeiter am Montagmorgen angerückt und hätten bis Dienstagmittag ganze Arbeit geleistet. „Hier werden Fakten geschaffen“, zeigt sich Schache empört und spricht damit für die Bürgerinitiative „Biotoprettung Siegburg“, die sich vornehmlich aus Anwohnern zusammensetzt.

Wie mehrfach berichtet, schwelt die Debatte um den Abriss der alten Villa und den Bau von vier Mehrfamilienhäusern mit 24 Wohnungen an ihrer Stelle auf dem Gebiet zwischen Bernhardstraße, Am Brungshof und An den Seeswacholdern schon seit Jahren. Mit der Bürgerinitiative „Biotoprettung Siegburg“ formierte sich früh Widerstand gegen die Investorenpläne für das Gelände. Sie fürchtet massive Eingriffe in die Ökologie des Parks mit einem See, dem Himmelsteich, an den unmittelbar gebaut werden soll. Sorgen, die der Landschafts- und Biotopgutachter Ingmar Gorissen bestätigt hat. Lärm, mehr Verkehr und Wasser im Keller sind nur einige der Probleme, die die Anwohner außerdem befürchten. Daran ändert auch nichts, dass nun nicht mehr, wie ursprünglich geplant fünf Gebäude mit 29 Wohnungen gebaut werden sollen.

Im Dezember war der Rat trotz aller Einwände der Empfehlung aus dem Planungsausschuss gefolgt und hatte gegen die Stimmen der SPD den vorhabenbezogenen Bebauungsplan für das Gebiet beschlossen. Laut der Technischen Beigeordneten Barbara Guckelsberger liegt bislang noch kein Bauantrag vor. Allerdings hat die Stadtverwaltung in der vergangenen Woche Anträge für den Abriss der alten Villa der Eigentümerfamilie Starck und für die im Bebauungsplan vorgesehene Fällung von Bäumen genehmigt.

Weitere juristische Schritte geplant

„Wir haben davon am Donnerstag über unseren Anwalt erfahren und sofort versucht, es zu stoppen“, sagt Peter Poppel, der nahe des Starck'schen Parks wohnt. Dazu haben die Anwohner am Freitag über ihren Anwalt eine Klage beim Verwaltungsgericht in Köln eingereicht. „Wir sind darüber am Montagmorgen informiert worden und haben dem Gericht alle gewünschten Unterlagen zur Verfügung gestellt“, sagte Guckelsberger auf Nachfrage. Zu diesem Zeitpunkt waren auf dem Gelände im Siegburger Norden schon die ersten Bäume gefallen. „Wir hatten gehofft, mit der Klage Zeit gewinnen zu können“, sagt Poppel. Das habe leider nicht gezogen. Zusammen mit seinen Nachbarn beobachtete er in den vergangenen zwei Tagen, wie sich der Baumbestand rund um den See zusehends lichtete. „Es ist für uns nicht nachvollziehbar, wie das hier vonstatten geht“, sagt Heiko Schache. Es fehle an Kommunikation.

Derweil hat das Verwaltungsgericht inzwischen die beiden Eilanträge, die eine aufschiebende Wirkung auf die Arbeiten gehabt hätten, abgelehnt, sagte Barbara Guckelsberger am Dienstag. Die Klagen würden aber weiterhin bearbeitet. Dass Nachbarn die Situation in ihrem Wohnumfeld möglichst erhalten wollen, kann die Technische Beigeordnete grundsätzlich nachvollziehen. Nicht aber die Vorwürfe, die gegen die Verwaltung erhoben werden. „Es hat Bürgerinformationen und weitere Gespräche gegeben“, sagt sie. Zudem sei auf viele Einwände eingegangen worden. Der Teich werde durch die Bebauung nicht angetastet, der Grünbereich bleibe erhalten, und es gebe ein Pflegekonzept.

„Wir machen weiter“, versichert Peter Poppel. Derzeit werde die Normenkontrollklage gegen die Stadt vorbereitet, spätestens Ende des Monats solle sie beim Oberverwaltungsgericht in Münster eingereicht werden. Die Bürgerinitiative plane zudem weitere juristische Schritte. „Sobald die Baugenehmigung erteilt ist, werden wir auch dagegen klagen“, so Poppel. Er und seine Mitstreiter hoffen dabei, auf mehr Erfolg: „Mit einem Neubau sind nicht so schnell Fakten geschaffen.“

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