Ausstellung in der Siegburger Auferstehungskirche Als Bilder von Abraham Hafenkneipen zierten

SIEGBURG · Zum Reformationsjubiläum ist in der Siegburger Auferstehungskirche die Ausstellung „Blaues Gold – mit Bilderfliesen durch die Bibel“ des Norder Bibelfliesenteams zu sehen. 96 teils mehr als 400 Jahre alte Exponate werden präsentiert.

 Fasziniert von den Details der Bibelfliesen: Pfarrerin Ruth Wirths (l.) und Karin Graetsch führten in die Ausstellung ein.

Fasziniert von den Details der Bibelfliesen: Pfarrerin Ruth Wirths (l.) und Karin Graetsch führten in die Ausstellung ein.

Foto: Paul Kieras

Im 17. und 18. Jahrhundert gehörten Fliesen in niederländischen Wohnstuben und Küchen zur gehobenen Wohnkultur. Als in den Niederlanden aufgrund des Bilderverbots Bilder aus den Kirchen entfernt wurden, begann als Gegenbewegung die Blütezeit der sogenannten Bibelfliesen mit Motiven der biblischen Verkündung. Sie erzählten Geschichten aus dem Alten und Neuen Testament in leicht verständlicher Weise, da sie ohne Worte auskamen.

„Bibelfliesen regen zur eigenen Beschäftigung des Betrachters mit diesem Kulturgut und seinen Inhalten an. Gleichzeitig waren sie immer auch eine großartige Chance zur Wissensvermittlung für alle, die nicht lesen konnten“, heißt es in einem Flyer zur Ausstellung. Das sieht die Siegburger Pfarrerin Ruth Wirths genauso: „Jeder findet zu den Bildern seinen persönlichen Zugang.“ Sie faszinieren vor allem die vielen Details, die es auf den Fliesen zu entdecken gibt.

Beim Lesen der Bibel könnten die schon einmal übersehen werden, so die Meinung der Pfarrerin. Ihre Liebe zu den Bibelfliesen hat Karin Graetsch (59) während eines Urlaubs in Norden 2008 entdeckt. Sie besuchte einen Festgottesdienst, bei dem die Wanderausstellung des Norder Bibelfliesenteams gezeigt wurde. Seitdem ist die Siegburgerin selbst zur Sammlerin geworden. Bei der Ausstellungseröffnung hielt sie die Einführungsrede. So erfuhren die Besucher unter anderem, dass in der streng calvinistischen Zeit „Bauern, Kaufleute und Seefahrer nur so ihren Reichtum zeigen konnten. Heiligenbilder oder Statuen waren strengstens verboten. Die Fliesen waren ein teurer Luxusartikel“, so Graetsch.

In einigen Bauernkaten Ostfrieslands und der Niederlande seien „noch ganze Wände mit bis zu 200 Bibelfliesen erhalten“, in einem Café in Neuharlingersiel könnten Gäste 870 Fliesen bewundern. Allerdings habe man bei der Restaurierung 55 Kacheln auswechseln müssen, die nicht mehr zu retten waren. Aus Neuharlingersiel stammen auch 300 Jahre alte Bibelfliesen, die in Siegburg präsentiert werden. Sie zierten einmal die Wand einer Hafenkneipe. Das Norder Bibelfliesenteam (Ev.-luth. Kirchenkreis Norden in Kooperation mit der Ostfriesischen Bibelgesellschaft) hat mit der Arbeitsgemeinschaft Bibelfliesen Münsterland/NRW im evangelischen Jugend- und Bildungswerk des Evangelischen Kirchenkreises Münster die Projektgruppe Kulturgut Bibelfliesen ins Leben gerufen. Ziel ist, durch Ausstellungen, Bildvorträge, Gottesdienste, Filme und Publikationen auf die Besonderheiten des fast vergessenen Kulturgutes Bibelfliesen hinzuweisen.

Die Ausstellung ist noch bis 30 März dienstags bis samstags von 10 bis 15 Uhr und sonntags nach dem Gottesdienst bis 12 Uhr zu sehen. Anfragen zu Führungen außerhalb dieser Zeiten bei Ruth Wirths. 0 22 41/ 1 62 68 92 und per E-Mailan r.wirths@ev-kirche-siegburg.de

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