Projekt "Mitten im Leben" Allroggen: „Wir wollen keine Geschenke abladen“

RHEIN-SIEG-KREIS · Der Verein Kivi zieht ein Jahr nach dem offiziellen Startschuss Zwischenbilanz über das Projekt „Mitten im Leben“. Um das Leben auf dem Land attraktiv zu gestalten, braucht es vor allem eines: Partizipation und Mitwirkung.

 In Hennef-Dambroich wünschen sich die Menschen einen Nahversorger. Das kam bei einer Ideensammlung für das Projekt "Mitten im Leben" raus.

In Hennef-Dambroich wünschen sich die Menschen einen Nahversorger. Das kam bei einer Ideensammlung für das Projekt "Mitten im Leben" raus.

Foto: Stephanie Roller

Wie bleibt das Leben auf dem Land auch in Zukunft attraktiv, gerade für ältere Menschen? Ein vielschichtiges Thema. In kleinen Schritten versucht der Verein Kivi Lösungen zu entwickeln – in Zusammenarbeit mit Kommunen, Vereinen und engagierten Bürgern. Ein Jahr nach dem offiziellen Startschuss des Projekts „Mitten im Leben“ (MiL) laufen bereits in sechs ländlichen Kommunen die Bemühungen. Mal geht es um Mobilität, mal um Einzelhandel, mal um das soziale Umfeld.

Den ganz großen Wurf präsentierte Kivi-Vorsitzender Hermann Allroggen, zugleich Sozialdezernent des Rhein-Sieg-Kreises, bei der Zwischenbilanz nicht. Das sei auch nicht Sinn der Sache: Vielmehr gehe es darum, Diskussionen anzustoßen, die von den Bürgern getragen werden; und auch bei der Umsetzung der Ideen spielt das bürgerschaftliche Engagement eine große Rolle. Auch sollen Sponsoren gefunden werden. „Wir wollen keine Geschenke abladen und wieder gehen“, sagt Allroggen. „Es geht um Partizipation und Mitwirkung. Wir haben den Anspruch, etwas Nachhaltiges zu schaffen.“

Ehrenamtliche MiL-Teams diskutieren und entwickeln die Themen und Aktivitäten – bislang in Leuscheid (Gemeinde Windeck), Merten und Bach (Gemeinde Eitorf), Dambroich (Stadt Hennef), Bröleck und Schönenberg (Gemeinde Ruppichteroth), Eischeid (Gemeinde Neunkrichen-Seelscheid) sowie Kranüchel und Kreuzkapelle (Gemeinde Much). Bei den ersten Ideensammlungen kam beispielsweise heraus, dass in Leuscheid und Dambroich ein Nahversorger gewünscht ist. Also wird versucht, etwas auf die Beine zu stellen: Als Beispiel nennt Kivi das bundesweite Modell „DORV“, das unabhängig von den Platzhirschen auf dem Markt versucht, klassische Tante-Emma-Läden zu etablieren.

In Merten und Bach wurde unterdessen deutlich, dass es ein Problem mit der Mobilität gibt. „Das war auf den ersten Blick erstaunlich, weil es in Merten ja einen S-Bahnhaltepunkt gibt“, sagt Wilfried Müller, zweiter Vorsitzender von Kivi. Doch dieser liegt außerhalb des Orts. Vor diesem Hintergrund kam die Idee einer „Mitfahrerbank“ auf – ein Modell, das in der Eifel praktiziert wird und zuletzt auch in Hennef diskutiert wurde. Auf einfachen Ruhebänken können Senioren warten, bis sie jemand im Auto in eine bestimmte Richtung mitnimmt. Ein Schild zeigt an, wohin es gehen soll. Derzeit wird in Merten und Bach abgestimmt, ob die Einführung gewollt ist. Als Alternative kommt für die beiden Eitorfer Ortschaften aber auch der Ausbau des Taxibus-Angebots in Betracht.

Doch es kamen in den ersten Runden nicht nur Anliegen zur Sprache, die die Infrastruktur betreffen: In Eischeid bestand besonderes Interesse am Thema „Patientenverfügung“, in Dambroich am Thema „Einbruchssicherheit“. Über das Projekt „Mitten im Leben“ werden nun Informationsabende organisiert.

Wenn es darum geht, das Leben der Älteren auf dem Land angenehm zu gestalten, will der Verein Kivi bewusst alle Altersgruppen ansprechen. Das scheint zu funktionieren: „Wir haben einen bunten Generationenmix“, berichtete Fabienne Deck, die das Projekt „Mitten im Leben“ koordiniert. Die einzelnen MiL-Teams treten in ihren Kommunen bei verschiedenen Anlässen in die Öffentlichkeit. In Much etwa demnächst bei der Kirmes, in Hennef beim Stadtfest im September.

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