Altkleider im Rhein-Sieg-Kreis Allianz der seriösen Sammler

RHEIN-SIEG-KREIS · Die RSAG steigt in die Altkleiderbranche ein. Sie kooperiert mit karitativen Organisationen

 Altkleidercontainer in Siegburg: Die Awo steht als Partner der RSAG bereit.

Altkleidercontainer in Siegburg: Die Awo steht als Partner der RSAG bereit.

Foto: Nadine Quadt

Die Rhein-Sieg-Abfall-Gesellschaft (RSAG) steigt ins Altkleidergeschäft ein - zumindest, was Sammelcontainer angeht. Dazu strebt sie eine Zusammenarbeit mit karitativen Sammelorganisationen wie der Arbeiterwohlfahrt (Awo), den Johannitern, den Maltesern und dem Deutschen Roten Kreuz an. Die Kooperation ist als Allianz seriöser Organisationen gedacht, die eine faire Verwertung sicherstellt. Und sich damit bewusst von kommerziellen Konkurrenten abgrenzt, die in der Regel anonym bleiben und teilweise mit fragwürdigen Methoden arbeiten.

Wie die aussehen, deutete RSAG-Geschäftsführerin Ludgera Decking am Dienstag im Kreisumweltschuss an: Bei manchen Containern wird auf Logos bekannter Hilfsorganisationen zurückgegriffen, während große Aufkleber Nachhaltigkeit vorgaukeln: "Sie tun sogar noch etwas für Ihre Umwelt", heißt es da. Dass es sich um rein kommerzielle Sammlungen handelt, erscheine nur im Kleingedruckten, sagte Decking. "Und wenn rund um die Container Dreckecken entstehen, sind die Aufsteller nicht greifbar, weil kein Ansprechpartner angegeben ist." Dabei graben die gewerblichen Sammler den karitativen zunehmend das Wasser ab.

Um den Wildwuchs einzudämmen, arbeiten der Kreis und die RSAG an einem Konzept zur kommunalen Altkleidersammlung. In diese Richtung zielte ein Antrag von CDU und Grünen; auch die anderen Fraktionen stehen hinter dem Projekt. Demnach ist bei der RSAG künftig das Standort- und Containermanagement angesiedelt. Sie kümmert sich auch um die Reinigung der Standorte. Kreisweit gibt es Decking zufolge 800 bis 1000 Container. Die meisten Standorte betreibt bislang die Awo, der überhaupt eine Schlüsselrolle zukommt: "Wir bieten das Know-How und die Infrastruktur", so Geschäftsführer Werner Dobersalske auf Anfrage. So wickelt die Awo die Container-Leerung über ein Behinderten-Projekt mit 13 Mitarbeitern ab. Der Erlös aus der Vermarktung kommt ihnen zugute.

Die Vermarktung wollen künftig die RSAG-Tochter EntsorgungsService Rhein-Sieg (ERS) und die Awo gemeinsam angehen. Dabei sollen ethische Grundsätze im Vordergrund stehen. Unter anderem ist eine Zusammenarbeit mit dem Dachverband "Fairwertung" angedacht. "Wir arbeiten bereits mit zertifizierten Abnehmern", so Dobersalske. Die Kleider werden in Sortieranlagen auseinandergepflückt. Was noch gut ist, wird etwa nach Afrika verschickt. "Wir zerstören damit keine Märkte, weil es dort keine Textilindustrie gibt", sagte Dobersalske. Kleider, die man nicht mehr tragen kann, werden recycelt - und landen damit nicht mehr im Hausmüll. Der Kooperation sollen alle im Kreisgebiet tätigen karitativen Organisationen beitreten können. "Wir befinden uns derzeit in Gesprächen", so Decking. Sie machte keinen Hehl daraus, dass die RSAG auch Gewinne erzielen will. "Wir wissen noch nicht, wie viel für uns am Ende übrig bleibt", ergänzte RSAG-Sprecher Joachim Schölzel. Der Erlös werde aber im Sinne der Gebührenstabilität eingesetzt. Die karitativen Organisationen sollen durch die Kooperation, die wohl 2013 in Kraft tritt, auf den selben Erlös kommen wie bislang.

Unabhängig von diesen Plänen betreiben die Organisationen auch weiterhin eigene Straßensammlungen und Kleiderstuben. Letztere geben ausrangierte Kleidung direkt an Bedürftige ab.

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