Bilanz der Kreispolizei in Siegburg Alle zehn Minuten ein Einsatz

RHEIN-SIEG-KREIS · Die Beamten der Kreispolizeibehörde rückten im vergangenen Jahr häufiger aus, insgesamt 57.800 Mal. Mehr Bürger wählten die Notrufnummer.

 Am häufigsten sind die Beamten der Direktion Gefahrenabwehr/Einsatz 2015 zu Verkehrsunfällen ausgerückt.

Am häufigsten sind die Beamten der Direktion Gefahrenabwehr/Einsatz 2015 zu Verkehrsunfällen ausgerückt.

Foto: Jens Kleinert

Wenn ein Streit eskaliert, Autos zusammenstoßen, ein Einbruch gemeldet wird oder jemand Gegenstände vom Balkon wirft, wie im April 2015 in Sankt Augustin, sind sie zur Stelle. Immer dann, wenn ein Bürger sich an die Polizei in der Region wendet, sind die Beamten der Direktion Gefahrenabwehr/Einsatz (GE) die ersten Ansprechpartner. Jeden Tag und rund um die Uhr läuft bei ihnen jeder Notruf über die 110 auf. Dann rücken die Beamten aus – 57.800 Mal war das im vergangenen Jahr der Fall. 2300 Mal mehr als 2014. Zahlen, die die Kreispolizeibehörde Rhein-Sieg gestern mit der Einsatzbilanz der GE präsentierte.

„Wir hatten im Durchschnitt alle zehn Minuten einen Einsatz“, sagte Uwe Pasternak, Direktionsleiter der GE. Ob Fahrraddiebstahl, Kapitalverbrechen, Demonstration oder Schulwegsicherung, überall seien seine rund 200 Beamten gefragt. Der leitende Polizeidirektor Günter Brodeßer sprach denn auch von seiner „Libero-Direktion“: „Die Beamten der GE sind auf allen Positionen, an allen Tatorten als erstes vor Ort.“ Am häufigsten sind sie 2015 erneut zu Verkehrsunfällen (17 Prozent) ausgerückt, gefolgt von Eigentumsdelikten wie Raub und Diebstahl (zwölf Prozent).

Die Hälfte aller Einsätze fallen unter „Sonstige“, dazu gehören etwa die Absicherung von Gefahrenstellen oder auch die Präsenz in Flüchtlingsunterkünften. Das höchste Einsatzaufkommen in den elf Kommunen ihrer Zuständigkeit verzeichnet die GE unverändert in Siegburg. „Hier bewegen sich die meisten Menschen“, erklärte Pasternak.

Bürger waren aufmerksamer

Dass die Einsatzzahlen 2015 insgesamt um vier Prozent angestiegen sind, habe verschiedene Gründe und bedeute nicht grundsätzlich ein Mehr an Kriminalität oder Unfällen, betonte Pasternak. „Es haben deutlich mehr aufmerksame Bürger verdächtige Beobachtungen gemeldet“, sagte Kreisdirektorin Annerose Heinze, die stellvertretende Leiterin der Kreispolizeibehörde ist. 16 Hinweise seien im Schnitt pro Tag eingegangen. Das seien zehn Prozent mehr als noch 2014.

Den Anstieg führt die Kreisdirektorin auf die Landeskampagne „Riegel vor“ und die damit verbundene verstärkte Präsenz von Polizisten zurück. „Wenn Sie irgendetwas Verdächtiges beobachten, scheuen Sie sich nicht anzurufen“, appellierte Uwe Pasternak. Oft sei ein solcher Hinweis ein erster Baustein für die Aufklärung einer Tat.

Sorge bereitet Pasternak und Heinze die gleichbleibend hohe Zahl der Fälle von häuslicher Gewalt. 558 Mal waren die Beamten im vergangenen Jahr im Einsatz, im Schnitt elf Mal in der Woche. In 300 Fällen sprachen die Polizisten ein Rückkehrverbot gegen den gewalttätigen Angreifer aus – meist der Ehemann oder Lebensgefährte. „Seit der zweiten Jahreshälfte nehmen Schutzmaßnahmen in Unterkünften für Zuwanderer zu“, sagte Uwe Pasternak. Eine Tendenz, die sich 2016 fortsetze.

Mehr Respekt fordert Günter Brodeßer für seine Polizisten ein. Erschreckend oft seien diese im vergangenen Jahr beleidigt, bedroht, aber auch bespuckt, gebissen, getreten und geschlagen worden. In der Silvesternacht wurde gar ein Einsatzwagen mit Raketen beschossen. 132 Gewalt- und Aggressionsdelikte gegenüber Polizisten verzeichnet die Bilanz. „Das darf so nicht sein“, so Brodeßer.

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